Für persönliche Hochs und Tiefs ist Ronnie O'Sullivan fast ebenso bekannt wie für sein schnelles und (an guten Tagen) unvergleichlich exaktes Snookerspiel mit der rechten und der linken Hand. Immer wieder lieferte der 38-jährige Engländer den Medien in seiner billardverrückten Heimat in den vergangenen zwei Jahrzehnten neben großen sportlichen Titeln auch reichlich Stoff für Skandale und Skandälchen.

Mal waren es Alkohl-, Drogen- und Gewichtsprobleme, die für Schlagzeilen sorgten, mal in seinem Sport verpönte Emotionsausbrüche; Kugeln, die nicht so wollten wie er, schickte er schon mal den Stinkefinger hinterher. Zuletzt brachte er mit nicht belegbaren Äußerungen über mani­pulierte Spielausgänge Unruhe in die Branche.
Dass er kein Vorzeigeprofi ist, weiß O'Sulli­van selbst: "In mir ist ein kleiner Rebell", sagte er nach seinem fünften WM-Titelgewinn 2013. "Ich ändere mich wie das britische Wetter. Es geht manchmal ganz schnell. Was ihr seht, ist nicht das, was ich fühle."

Dass Eurosport ihn jetzt exklusiv als globalen Botschafter unter Vertrag genommen und noch dazu mit einer eigenen Sendung bedacht hat, dürfte sich dennoch als kluger Schachzug erweisen: Mit Unterstützung des exzentrischen Superstars darf der paneuropäische Snooker-sender Nummer eins darauf hoffen, dass sich die zuletzt nicht mehr ganz so schnell wachsende Fangemeinde außerhalb Großbritanniens weiter vergrößern lässt.

Zumal der neue Eurosport-Experte gleich in der ersten Ausgabe der "Ronnie O'Sullivan Show" Ende März mit exklusiven Informa­tionen in eigener Sache aufwarten konnte. Zwei Tage vor dem Masters, das er im Januar dank herausragender Leistung gewann, habe er noch überlegt, seine Teilnahme wegen "Stress und Erschöpfung" abzusagen. "Nicht viele Leute wissen das", so der Teilzeit-Showmaster mit ernstem Blick in die Kamera.

Auch unmittelbar vor dem Start der WM in Sheffild am 19. April läuft eine Ausgabe des neuen Magazins (10.30 Uhr). Wir sind gespannt, welche Einblicke in sein Seelen­leben uns Medienprofi O'Sullivan diesmal ge­währen wird. Und welchen Kollegen er zum Interview trifft. In der Auftaktfolge war es der Weltranglistenerste Neil Robertson. "Vielleicht treffen wir ja in Sheffield aufeinander", verabschiedete er den Australier. Es gäbe sicher uninteressantere Partien. 

Frank Steinberg