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Picasso-Vase geht bei "Bares für Rares" für 10.000 Euro über den Tresen

Horst Lichter ist das Herzstück von Bares für Rares – auch in der Primetime-Variante
Horst Lichter ist das Herzstück von "Bares für Rares" – auch in der Primetime-Variante ZDF / Sascha Baumann

Funktioniert "Bares für Rares" auch zur besten Sendezeit? Wohl eher nicht. Selbst eine Picasso-Vase kann der XXL-Ausgabe der Show nicht zu mehr Spannung verhelfen.

Gut, dass die Tage schon wieder kürzer sind. Wäre es draußen noch heller gewesen, mancher Zuschauer hätte ziemlich verstört reagiert: Ja ist denn noch Nachmittag? Ist denn schon Sonntag? Aber im Ernst, Herr Noch-Intendant Thomas Bellut: Es kann doch nur ein schlechter Scherz sein, mit einem Fernsehformat wie "Bares für Rares" das Hauptabendprogramm zu befüllen. Und, Herr Bald-Intendant Norbert Himmler, der Zuschauer kann nur hoffen, dass Sie aus Ihrer Intendanz mehr machen, als Sie sich jetzt als aktueller ZDF-Programmdirektor mit einem solchen Unterhaltungsangebot leisten.

"Bares für Rares" im  ZDF-Abendprogramm: Glücksgriff oder Schuss in den Ofen?

Um nicht missverstanden zu werden: Horst Lichter zeigt sich wieder einmal als sehr liebenswerter Moderator, der nicht nur einen Hang hat zu außergewöhnlichen Anzügen, sondern auch außergewöhnlich ist in seinem Plauderton.  Seit 2013 bereits führt er menschennah durch die knappe Stunde im Vorabendprogramm. Dennoch darf die Erwartungshaltung zur besten Sendezeit höher sein. Und da hilft dem Ebay im Fernsehen auch der Promifaktor nicht über die allzu langen 90 Minuten.

Bei "Bares für Rares": Teure ägyptische Postkarte kommt unter den Hammer

Mit einer "Postkarte aus Ägypten" des Geschichtenerfinders Karl May beginnt der Abend. An Prinz Adalbert von Bayern hat er geschrieben. Erstgebot 80 Euro. Zweitgebot 300 Euro. Expertenschätzung 800 bis 1000 Euro. Zuschlag bei 3200 Euro. Die Verkäufer? Ein Zehnjähriger, der Ägyptologe werden will, und seine Schwester, eine 19-jährige Medizinstudentin. Beide können sich beim Opa aus der Karl May-Stadt Radebeul für das Stückchen Papier sehr herzlich bedanken.

"Bares für Rares": Händler streiten um Bronze-Hund

Bei einem Bronze-Hund bellen sich die Händler dann böse an. Es geht um einen "Rattler", gegossen zwischen 1880 und 1900. Im richtigen Leben wurde dieser Hund speziell gezüchtet, um Ratten und Mäuse zu fressen. Das erste Gebot liegt bei 880 Euro. Händler Wolfgang Pauritsch schlägt zu bei 3.000 Euro – nicht ohne zuvor noch verbal zugeschlagen zu haben: "Wer von uns beiden ist der Hund – und wer die Ratte?", fährt er beim "Rattler"-Hund den Biet-Rivalen Fabian Kahl an. Die Preise steigen munter weiter. Da kommen zwei Verkäuferinnen, die eine Vase mit Sprung zu Hause hatten. 500 Euro hätte sie gerne dafür. Der Experte enträtselt das Porzellan als "Die Königin", eine Picasso-Vase von 1953. Da ziehen die Händler gleich die weißen Handschuhe an. Erstgebot 3.000 Euro. Verkauft wird die Vase aus Spanien für 10.000 Euro. "Das ist total krass", staunen die beiden Verkäuferinnen.

Teure Musikanlage erzielt mehr "Bares für Rares" Gewinn als erhofft

Musikalisch wird es bei Jutta und Peter aus dem badischen Brühl. Die beiden Seilhersteller für Bondage-Spiele bringen ein Chordephon mit, eine automatisch spielende Zither, plus 80 Lochplatten. "100 Euro mindestens", verspricht sich Jutta. Die Expertenschätzung geht hoch auf 1.800 bis 2.200 Euro. Beim Verkauf der Musikanlage für 1.150 Euro singt Jutta in höchsten Tönen: "Ich hätte nie gesagt, dass wir so viel Geld bekommen." Wie gesagt: All das ist nett anzuschauen.

Jana Ina und Giovanni Zarrella machen Werbung fürs ZDF

Ins Ärgerliche kippt "Bares für Rares", wenn die Promis nur zum Promoten vor die Kamera kommen. Jana Ina und Giovanni Zarrella rollen mit einem roten Alfa Romeo Spider von 1987 vor, um im ZDF Werbung fürs ZDF zu machen. Denn dort startet, so ein Zufall, im September "Die Giovanni Zarrella Show". Diese Eigenwerbung ist billig. Und der Alfa? Bis 12.500 Euro schätzt der Experte. Für 15.500 Euro kauft Händler Fabian Kahl. Und der beschließt, seinem Beruf untreu zu werden: "Mein erster Oldtimer, Wahnsinn! Den behalt' ich." Wie gesagt, Herr Bellut und Herr Himmler – so von Noch-Intendant zu Bald-Intendant: Meinen Sie so ein Fernsehen wirklich ernst für ein ZDF-Abendprogramm?

von Focus-Online-Autor Josef Seitz

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