John Ford, John Huston, Frank Capra, George Stevens und William Wyler haben zusammen 14 Oscars gewonnen. Im Zweiten Weltkrieg schloss sich das Quintett dem US-Militär an, um mit Propagandafilmen die US-Armee positiv darzustellen und die Moral in der Heimat zu stärken. 2014 schrieb Mark Harris mit "Five Came Back" ein Buch über das Thema, das Laurent Bouzereau in eine dreiteilige Doku verwandelte.

Mithilfe von Paul Greengrass, Francis Ford Coppola, Guillermo del Toro,
Lawrence Kasdan und Steven Spielberg als Paten der Altmeister gelingt Bouzereau ein spannender Bericht über die Filmer, der an den richtigen Stellen auch Kritik an den Methoden übt. Mindestens so interessant sind die Filme selbst, die Ford und Kollegen mitbrachten: aus Afrika, Stalingrad ("Battle of Russia"), vom Krieg im Pazifik ("Midway") und in der Luft ("Memphis Belle"). Und aus dem KZ Dachau. Hier gibt es keine Dramaturgie, nur Fassungslosigkeit.

Fazit: Faszinierender Blick auf US-Propaganda

Interview mit Laurent Bouzereau

DVD-Sammlern ist Laurent Bouzereau ein Begriff. Der Franzose drehte
Dutzende Making-ofs, u. a. für Steven Spielberg. Auch "Five Came Back" verdankt er seinem Mentor, wie Bouzereau uns in Berlin verriet.

Wie kamen Sie zu der Doku?

Laurent Bouzereau: Mark Harris, der das Buch schrieb, ist ein guter Bekannter von mir. Ursprünglich wollten sie einen Realfilm daraus machen, aber Steven Spielberg meinte, eine Dokumentation wäre besser, und er wüsste den richtigen Mann dafür. Das war zum Glück ich.

Wie kamen Sie auf die Idee mit Regisseuren als Paten?

Der erste Impuls war, Historiker und Angehörige zu fragen. Aber ich wollte einen neuen Angang finden, und da es eine Geschichte über Filmemacher ist, kam mir die Idee mit den fünf Regisseuren.

Wie viel Material haben Sie für die Doku gesichtet?

Tausende Stunden. Der Anfang des Projekts bestand darin, Filmmaterial zu sammeln und sicherzustellen, dass wir es benutzen konnten. Einiges ist verloren gegangen, anderes lizenziert.

Welchen Eindruck machten die Dachau-Bilder auf Sie?

Ich habe vor einigen Jahren eine Doku über "Das Tagebuch der Anne Frank" gedreht, der Sohn von George Stevens sagte mir, ich solle die Dachau-Aufnahmen sehen. Ich sah sie ungeschnitten und ohne Ton, es war grauenvoll.

Wie haben Sie entschieden, was Sie in der Doku zeigen?

Wir dürfen eines nicht vergessen: Heute ist uns der Holocaust ein Begriff. Aber George Stevens war völlig unvorbereitet. Wir haben versucht, dieses Gefühl nachzustellen, indem wir erst nur die Gesichter der Toten zeigen, und dann nimmt der Horror seinen Lauf.

Interview: Rüdiger Meyer

Propaganda-Dokus

Zeitgleich zu "Five Came Back" stellt Netflix auch einige Originaldokus zur Verfügung. Wir baten Regisseur Laurent Bouzereau als Gastkritiker um eine kritische Einschätzung.

Prelude to War (Frank Capra, 1942)
Capra hatte keine Ahnung vom Dokumentarfilm. Dann sah er "Triumph des Willens" von Leni Riefenstahl und beschloss, ihn zu kopieren - mit einem neuen Dreh, indem er Hitler lächerlich macht. Ein genialer Schachzug.

The Battle of Midway (John Ford, 1942)
Einer meiner Lieblingsfilme. John Ford brachte sich selbst in Gefahr dabei. Es ist das Werk eines Dokumentarfilmers, der nicht aus der Haut eines Hollywood-Regisseurs kam.

Report from the Aleutians (John Huston, 1943)
Es ist kein guter Film. Aber es ist ein tolles Zeitdokument, weil ihn kaum einer kennt.

How to Operate Behind Enemy Lines (John Ford, 1943)
Alles von John Ford ist fantastisch. Es ist eine tolle Einführung in sein OEuvre.

The Battle of Russia (Frank Capra, 1943)
Ein sehr wichtiger Film. Die Aufnahmen sind einfach niederschmetternd.

Tunisian Victory/The Battle of San Pietro (John Huston, 1944/1945)
Interessante Zeitdokumente, weil einiges nachgestellt ist. Es waren
Propagandafilme, man hat alles gemacht, um die Botschaft zu transportieren. Das Problem ist, dass Huston es nie zugab. Die Outtakes waren faszinierend, weil man die Klappe sieht und wie sie den Kopf eines Jungen zurechtdrehen.

The Negro Soldier (1944, produziert von Frank Capra)
Ein extrem wichtiger Film. Viele Afroamerikaner waren der Meinung, sie seien unter den Japanern nicht schlechter dran. Der Film hat den Krieg entscheidend verändert.

The Memphis Belle/Thunderbolt (William Wyler, 1944/1947)
Wyler weigerte sich, Szenen nachzustellen. Er hat das gesamte Training absolviert, um mit der Crew zu fliegen, und hielt auch nach dem Krieg Kontakt zu den Soldaten.

Nazi Concentration Camps (George Stevens, 1945). Es war erschütternd, diese Bilder zu sehen. Wir haben zwischendurch kurze Schwarzbilder geschnitten, um zu reflektieren, dass man unweigerlich bei diesen Bildern von Leichen die Augen schließt und wegschaut.

Know Your Enemy: Japan
(Frank Capra, 1945)
Ein ungeheuerlicher, empörender Film, der Stereotype bedient. Extrem rassistisch.

Let There Be Light (John Huston, 1946)
Diese Doku hat mich tief bewegt, weil sie sich mit PTBS beschäftigt, an der Huston selbst litt. An einer Stelle bricht ein junger Soldat zusammen,
und das nimmt mich immer wieder mit.