Obwohl die Zigarettenschachtel, wie Horst Lichter vermutete, kein Pop-Art-Kunstwerk war, war sie doch von einem weltberühmten Künstler signiert worden. Die Tante der Verkäuferin hatte ihn offenbar um ein Autogramm gebeten, als kein anderes Material zur Hand war. Was könnte ein solches Stück heute wert sein?
"Ein Autogramm des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol"
"Ich glaube, dass es eine echte Rarität ist, weil es in der Form nicht so viele davon geben wird", war Alexandra aus Wedel hoffnungsfroh. Horst Lichter war mehr als skeptisch: "Ein Stück altes Papier?!" Despektierlich schob er nach: "Hatten wir auch noch nicht hier!" "Es ist eine plattgetretene Zigarettenverpackung", stimmte Sven Deutschmanek zu. "Endlich haben wir mal vernünftige Sachen hier. Da geht doch jedem Antiquitätenhändler das Herz auf", kommentierte Horst Lichter sarkastisch. Er ahnte die Pointe nicht! "Wat is dat?", fragte der Moderator die Besitzerin. "Ein Autogramm des Pop-Art-Künstlers Andy Warhol", wusste Alexandra aus Wedel. "Ach, hör auf!", war Horst Lichter beeindruckt. "Getroffen hat ihn meine Tante", so Alexandra über die Provenienz des kuriosen Objekts.
Zum Glück hatte Alexandra das unscheinbare Objekt zwischen anderen Stücken im Nachlass nicht übersehen. "Hat er diese Zigarettenschachtel gebastelt?", fragte Lichter. Deutschmanek verneinte. Es war bei der Begegnung kein anderes Objekt zum Unterschreiben zur Hand, so seine Vermutung. "Ich finde es sehr gut, dass er hier auf eine Zigarettenschachtel unterschrieben hat", sagte der Experte. Er erklärte auch, warum: Die Schachtel passe perfekt zur Popart, denn "da geht es um Konsumgüter, Alltagsgegenstände, die mit Ironie, Parodie dargestellt werden".
Wie viel ist das besondere Autogramm wert?
"Vermutlich ist das Autogramm in Deutschland draufgekommen, denn wir haben hier eine deutsche Banderole an der Zigarettenschachtel", sah Sven Deutschmanek. Dass Alexandra aus dem Norden kommt, ist für den Raritäten-Detektiv ein weiterer wichtiger Hinweis: 1980 hat Warhol in Lübeck "das Holstentor als Pop Art gemacht" und sich einige Wochen in Norddeutschland aufgehalten, referierte Deutschmanek. "Das Autogramm ist authentisch", war er überzeugt. "Ich kann weder Andy noch Warhol lesen", gab dagegen Horst Lichter zu.
Typisch sei "das langgezogene 'L', das die Unterschrift unterstreicht", dozierte Deutschmanek. "Unterschriften von ihm werden recht hoch gehandelt", wusste der Experte. Lichter fragte nach dem Wunschpreis. Alexandra nannte stolze 1.000 Euro, doch Sven Deutschmanek bremste sie aus. Das sei selbst für ein Warhol-Autogramm "ein bisschen unrealistisch". Er taxierte auf 400 bis 500 Euro. "In den Händlerraum gehe ich mit einem leicht aufgeregten, aber auch neugierigen Gefühl", gab Alexandra zu.
"Sie bringen uns einen Brief mit?", fragte Julian Schmitz-Avila im Scherz, als er das Kuvert in Alexandras Händen sah. "Ich bin die Fee von der Post", spielte die Verkäuferin das Spiel mit. "Pünktlich", lobte der Händler augenzwinkernd. "Ich frage mich schon mein ganzes Leben, wie die aussieht", nahm Markus Wildhagen den Gag zum Thema Post-Fee auf.
Julian Schmitz-Avila vermutete zu Recht, dass Wertvolles im Kuvert wartet: "Wenn Sie uns so was hinlegen, ziehe ich die Handschuhe zurate." Die Kollegen folgten seinem Beispiel.
"Das hier ist ja doch ein Unikat"
"Andy Warhols Signatur auf einer Zigarettenpackung", erkannte Schmitz-Avila. "Ich habe leider gar keine Erfahrung", gestand er und fragte Sarah Schreiber. Die berichtete über ihr Auktionshaus: "Wir haben so etwas schon häufiger gehabt." Eine Serie von Dollar-Noten, die der Künstler signiert hat, habe das Andy Warhol-Institut "großzügig verteilt über die europäischen Auktionen", erzählte Sarah Schreiber. "Da sind die Preise zwischen 300 und 400 Dollar." Dieses Objekt aber fiel aus der Reihe ...
"Das hier ist ja doch ein Unikat, ich finde, das steigert den Wert", so Schreiber. "Auch wenn es das Mentholzigaretten-Päckchen ist." Das Argument beeindruckte Julian Schmitz-Avila. Sein Startgebot: 150 Euro. Alle Kollegen außer Roman Runkel stiegen ein. Markus Wildhagen bot 420 Euro, woraufhin Schmitz-Avila nach der Expertise fragte. Wahrheitsgemäß nannte Alexandra "bis zu 500 Euro". Schmitz-Avila: "Dann mache ich auf jeden Fall noch mit." Es kam zum Duell mit Wildhagen. Als Schmitz-Avila 620 bot, stieg der Rivale aus.
Schmitz-Avila überbot sich freiwillig selbst und nannte 650 Euro. Deal! Der Grund war pragmatisch: "Jetzt hatte ich Ihnen 50 zugesagt, weil ich dachte, ich habe keine Zwanziger, da haben Sie Glück gehabt!" Alexandra glaubte: "Das Autogramm ist in guten Händen."
Das Original zu diesem Beitrag "Bares für Rares: "Eine plattgetretene Zigarettenverpackung" entpuppt sich als Goldgrube" stammt von "Teleschau".