Es waren dramatische Bilder, die im August 2021 von Afghanistan aus um die Welt gingen. Binnen kürzester Zeit brach ein Staat zusammen, der 20 Jahre lang vom Westen unterstützt worden war. Die internationalen Truppen waren noch nicht einmal komplett abgezogen, da marschierten die Taliban in die Hauptstadt ein. Tausende Afghaninnen und Afghanen strömten zum Flughafen, wollten das Land verlassen. Es herrschte Panik und Todesangst, wenig später waren alle Wege hinaus abgeschnitten. Zurück blieben zahlreiche Ortskräfte, die nun einer tödlichen Bedrohung ausgesetzt waren, denn jeder, der oder die mit dem Westen zusammengearbeitet hatte, galt als Feind.
Todesangst vor den Taliban
Die vierteilige Dokumentation "Mission Kabul-Luftbrücke" von Vanessa Schlesier, Ronald Rist und Antje Boehmert gibt nun Einblicke in die Situation jener Ortskräfte und anderer Afghanen und Afghaninnen, die zurückgeblieben sind. Der Titel bezieht sich auf eine Berliner NGO, eine Nichtregierungsorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Unmögliche möglich zu machen, nämlich auf eigene Faust Evakuierungen aus Afghanistan zu organisieren und durchzuführen.
Eine von ihnen ist Theresa Breuer. Sie hat zwei Jahre in Kabul gelebt, sie kennt die Situation vor Ort, die Gefahren, aber auch die Möglichkeiten. Sie erkundet Grenzübergänge, lotet die Situation etwa in Pakistan aus, auf der Suche nach möglichen Erstaufnahme-Ländern der verängstigten Menschen, unter ihnen auch die Familie Walim, deren Vater mit einer lebensgefährlichen Schussverletzung im Krankenhaus liegt, während seine Frau und die Kinder Todesangst vor den Taliban ausstehen.
"Das ist peinlich für so eine Regierung"
Auch Ruben Neugebauer gehört zur Mission Kabul-Luftbrücke. Früher war er bei Seawatch engagiert, heute ist er für die bedrohten Afghanen aktiv. Er bringt das Dilemma trocken auf den Punkt. Das Prinzip sei immer das Gleiche, deutsche Politiker würde eine solche Regierung wie die in Afghanistan anerkennen, um anschließend Ausreden zu finden, warum man da leider nicht viel machen kann. "Dann schließen sich aber ein paar Hippies in einer Wohnung ein, telefonieren ein bisschen herum", fasst es Neugebauer zusammen. "und plötzlich geht's. Das ist peinlich für so eine Regierung. Unser Konzept ist es, denen vorzuturnen, wie doch etwas möglich ist."
In vier halbstündigen Episoden erzählt "Mission Kabul-Luftbrücke" von diesem gefährlichen Unterfangen, gefilmt oftmals mit versteckter Kamera. Direkt aus dem Geschehen entsteht so ein dramatisches Zeitdokument, ganz nah dran, sehr bewegend und in jeder Minute hochspannend. Der Beleg dafür, was Menschen in Gang setzen können, wie Mut und Engagement Leben retten und neue Perspektiven aufzeigen können.
"Mission Kabul-Luftbrücke" ist ab sofort in der ARD-Mediathek zu sehen