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Metabohème: Eine absurd gewollte Show

Metabohème: Eine absurd gewollte Show
"Metabohème" wirkt wie ausgekotzt: Der ein oder andere Brocken ist noch zu gebrauchen, aber der große Rest sollte schleunigst weg. Screenshot/Tele5

Die Tele5-Show "Metabohème" möchte das Late-Night-Genre auf den Kopf stellen. Das gelingt zwar, bringt jedoch keinen Mehr- und ganz wenig Unterhaltungswert.

Komm, wir lassen unseren Moderator ein Flipchart im Strahl bekotzen und mit dem Gebröckel den Showtitel "Metabohème" formen, wie witzig wäre das denn. So, oder so ähnlich, muss die erste Redaktionskonferenz zur neuen Late-Night-Show von Tele5 verlaufen sein, bei der Willy Karma ("Deutsches Fleisch", ZDFneo) den Moderator einer eigenwilligen Aneinanderreihung von Skurrilitäten mimt und dabei ständig die Gestalt wechselt. Mal ist er ein proletenhafter Gaunerverschnitt, der einem Zeitungskurier mit seiner Wumme unentwegt die Lichter aus der Birne bläst, mal ein affengleich behaarter Prediger, der über seine frühe Geschlechtsreife philosophiert, mal ein Sakko tragender Chanson-Interpret, der in melodisch einfachsten Klängen "Deutschland wird wieder braun" zum Besten gibt. Die verstörende Verwirrung scheint Programm zu sein, sonst würde die selbsternannte "Comedy-Subversion" wohl nicht nach die "Schlechtesten Filme aller Zeiten" um 0.35 Uhr bei Tele5 landen - dem "Anders ist besser."-Sender. Sechs, nicht zu definierende, Folgen mit einer Laufzeit von knapp 30 Minuten werden dem, nicht zu definierenden, Zuschauer zugemutet.

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Im Pressetext heißt es dazu unter anderem: "Moderator und Publikum befinden sich nicht in einem berechenbaren Gag-Applaus-Austausch, sondern sind viel mehr ideologische Feinde, die einander bekämpfen, wo es nur geht." Der Trailer gibt davon einen "guten" Eindruck:

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Doof, subversiv oder einfach nur gewollt?
Hinter dem Projekt steht der Comedian Willy Karma (37) und sein langjähriger Kumpane Samson Schneidermann. Gemeinsam haben sie beispielsweise schon diesen Web-Serien-Piloten mit dem Titel "Der Weltverbesserer" fabriziert:

Der Weltverbesserer Pilot from Snicklink on Vimeo.



Karma bezeichnet seinen Humor als schwarz und derbe und das sehen sich täglich knapp 80.000 Leute auf der Facebook-Seite "Snickers für Linkshänder" an. Mal sind die Witze einfallsreich, mal heilos verkopft, mal weit übers Ziel hinaus und mal schlichtweg derbe flach. Und das merkt man auch "Metabohème" in jeder Sendeminute an. Auch wenn phasenweise gute Ideen, wie die Persiflage auf die viralen Reaction-Videos, Einzug erhalten und der ein oder andere Wortwitz ("Obst Couture") verfängt, fragt sich der Zuschauer dennoch schnell: Was soll das alles? Das soll "traditionelle, obsolete Sichtweisen - wie links und rechts, weiblich und männlich, konservativ und liberal - vollends aufbrechen"? Das soll "frischer, furchtloser Humor" sein? Dann soll das Late-Night-Fernsehen bitte beim Alten bleiben.

Alles, was Karma als subversiv verkauft, könnte auch einfach nur doof sein. So wie sein fingiertes Studiopublikum, welches aus einem Dutzend zwielichtiger Möchtegern-Karikaturen besteht und damit den typischen Studiozuschauer veralbern soll, letztendlich aber selbst viel alberner ist, weil nur zum Selbstzweck des Reaktionsaustausches drapiert. Jede Pore der Show, von explodierenden Bandwürmern bis hin zu Nutella-Monologen mit ach so doppelbödiger Populismus-Kritik ist übertrieben gewollt. Gut wird es nur dann, wenn sich der Moderator auf einfachste Stilmittel zurückzieht, jeglichen Unsinn auf ein Minimum reduziert, ein Mikro zückt und singt. Ganz zum Schluss also, beim Abschlusslied, ist "Metabohème" eine erträgliche und ja, unterhaltsame Show.
Generell stellt sich die Frage: Warum ist diese Show so überfrachtet, übereilt und ziellos? Entschleunigung und eine gesunde Mitte würden auch dem Anti-Late-Night-Talker Karma gut zu Gesicht stehen. Genau das wird er nicht wollen, weil er sonst die Sujets der üblichen Fernsehunterhaltung bedienen würde, aber es könnte sich lohnen (auch wenn dann die Gefahr einer Verwechslung mit Serdar Somuncu bestünde). Ein wenig so wie hier, bei seinem Youtube-Video "Zorn":

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Mehr davon und "anders" wäre wirklich besser.

Autor: Steven Sowa