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Luke! Die 2000er und ich: Warum der Nostalgietrend nervt

Nach den 90ern nimmt Luke Mockridge jetzt die 2000 ins Visier. Damit bekommt der fragwürdige Retrotrend einen neuen Höhepunkt - oder Tiefpunkt.

Die Retromanie geht weiter - und erreicht mit "Luke! Die 2000er und ich" (26.10 um 20.15 bei Sat.1) einen vorläufigen Höhe- oder besser gesagt Tiefpunkt. Nachdem die 80er- und 90er-Jahre offenbar abgegrast sind, gerät jetzt eine Dekade ins Visier der Nostalgie-Porno-Bewegung, die noch kein volles Jahrzehnt vergangen ist.

In der Freitagabendshow "Luke! Die 2000er und ich" erinnert Luke Mockridge an ein Jahrzehnt, das er immerhin bewusst selbst miterlebt hat. Bisher ging der Comedian schließlich mit den 90er-Jahren hausieren obwohl er mit dem Geburtsjahr 1989 die Dekade nicht wirklich mitbekommen haben dürfte. Aber offenbar reichen diffuse Kindheitserinnerungen um darauf eine ganze Karriere aufzubauen, denn das ist schließlich der Kern seines Programms.

Wenn er bei einer Liveshow mit der Elektrogitarre den Titelsong der "Gummibärchenbande" und dabei einheitsstiftend "Auf unsere Kindheit!" ins Publikum schreit, erhebt er Regression zum Programm einer ganzen Generation.
Englische Journalisten und Kulturkritiker wie Mark Fisher oder Simon Reynolds beschäftigen sich schon länger kritisch mit dem Nostalgiewahn der letzten Jahre, den sie als neues Phänomen beschreiben. In den 70er-Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, nur zurückzuschauen und die 60er zu feiern. Fisher und Co. werten die Retrowelle als Zeichen einer Krise der Gesellschaft, die keine Visionen für die Gegenwart oder gar die Zukunft hat und deshalb nur zurück blicken kann.

Apropos Rückblick: Ob bei Luke Mockridge der Terrorismus nach dem 11.9.2001 oder die Finanzkrise 2008 auch Thema sein werden? Behandelt werden auf jeden Fall "Big Brother", Castingshows und "Schnappi, das kleine Krokodil". Ein Gutes hat die Retrocomedy aber: Max Giermann reaktiviert auf der Bühne "Switch Reloaded" (2007-2012).