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TV-Tipp "Willkommen bei den Honeckers": Leere letzte Worte

Willkommen bei den Honeckers/Max Bretschneider?
dpaPicture-Alliance

In "Willkommen bei den Honeckers" wird der Sozialismus reanimiert - für eine gute Story. Ein Gespräch mit Regisseur Philipp Leinemann.

Ein junger Kellner will nach dem Mauerfall unbedingt Boulevardreporter werden. Ein Interview mit dem bereits im Exil lebenden Erich Honecker soll seine Eintrittskarte in die Welt der raubeinigen ­Investigativprofis sein. So ähnlich ist ein "Bild"-Journalist tatsächlich vorgegangen, um an seinen Job zu kommen. Regisseur Philipp Leinemann ("Wir waren Könige") hat aus dem kleinen Gaunerstück einen schlauen Spielfilm gemacht.

Erich Honecker als fragiler, alter Mann

Foto: Das Erste
Ein Film nach wahrer Begebenheit. Wie sind Sie vorgegangen?
Philipp Leinemann: Wir wollten den Film nur unter der Voraussetzung machen, dass wir uns von der realen Person lösen. Ich wollte mich aufrichtig und ohne Vorbehalte an diese Figur annähern können. Mich hat interessiert, was dieser junge Mann bereit war, für sein Ziel zu tun. Wie sehr er mehr und mehr sein Umfeld ausgeblendet hat und immer selbstbezogener wurde.

Er will das letzte Honecker-Interview nur aus persönlichen, nicht aus politischen Gründen.
Ihm ging es nicht um einen politischen Kontext. Während viele Menschen in der Zeit der Wende in Lethargie verfielen, hatte Johann ein ganz klares Ziel und entwickelte daraus einen sehr persönlichen Ehrgeiz.

Honecker war zum Zeitpunkt des Interviews bereits unheilbar an Krebs erkrankt. Wurde hier ein Diktator vorgeführt oder ein sterbender alter Mann reingelegt?
Die erste Begegnung mit Honecker darzustellen war sehr sensibel. Wir zeigen Honecker als fragilen, alten Mann, man sollte dabei aber nie vergessen, für welches System er stand. Er hat die vielen Mauertoten nicht nur billigend in Kauf genommen, seiner Meinung nach ­waren sie auch selbst schuld an ihrem Schicksal. Das mussten wir in der Szene immer im Hinterkopf be­halten.

Wie haben Sie als Westdeutscher die DDR wahrgenommen?
Als sehr eng. Im Denken, in der Struktur, in der Architektur. Im Gegensatz zu meinen anderen Filmen war das hier sehr viel mehr ein Kammerspiel. Wir haben ganz oft in 40-Quadratmeter-Wohnungen gedreht und uns auf die Menschen konzentriert. Das fand ich spannend.

Wie sind Sie auf Ihren tollen, aber noch recht unbekannten Hauptdarsteller gekommen?
Wir waren schon sehr glücklich mit unseren Besetzungsideen, aber dann sahen wir Maximilian Bretschneider. Er hat jeden Moment mit Leben gefüllt. Zusammen mit Cornelia Gröschel entstand eine eigene Energie, niemand wartete auf Anschluss, es kam immer ein Ball zurück.