.
Erschienen durch Kooperation mit

Joko und Klaas üben Selbstkritik und zeigen "die hässliche Seite von ProSieben"

Joko und Klaas gegen ProSieben: Keine Lust mehr auf wilde Aktionen
Joko und Klaas zeigen sich bei ProSieben selbstkritisch und schießen gegen den eigenen Sender. ProSieben / Jens Hartmann

Meinung | Das lineare Fernsehen mach sich selbst obsolet. Insbesondere samstagabends bleibt oftmals nur die große Langeweile. Privatsender wie ProSieben treiben es dabei so sehr auf die Spitze, dass sogar der eigene Star verblüfft ist. Eine Kolumne von FOCUS-online-Autor Josef Seitz.

"Ach, ist das kalt am Sack", schimpft Joko. Und schon steht er nicht nur tief im Tümpel und tief im kalten Wasser, sondern tiefer noch in den Selbstzweifeln: "Warum passiert immer nur mir die Scheiße?" Willkommen bei ProSieben. Willkommen bei "Joko und Klaas gegen ProSieben". Willkommen beim Selbsterfahrungstrip des Moderatoren-Duos – und der sehr persönlichen Bilanz. Wie antwortet Klaas: "Im Sommer gibt's einfach zwei Leute, die sitzen draußen. Der eine wird von Mücken gestochen, der andere nicht." Und dann fügt er hinzu: "Ich bin der, der nicht gestochen wird." An diesem Abend ist Klaas derjenige im ungleichen Duo, der sehr gerne sticht und stichelt – und das auch gegen seinen Sender.

Klaas Heufer-Umlauf: "Wir sind hier nicht in Hollywood" 

Wobei Stechen ohnehin ein Thema ist. ProSieben zeigt seine beiden Helden an der Nähmaschine. Sie sollen einander gegenseitig Bühnen-Outfits schneidern. "Eine sexy Vision", hat Klaas für seinen Partner und greift zur Schlangenhaut. Joko erzählt, dass sein Partner privat sehr viel stolpert und häufig hinfällt, "deshalb hab‘ ich ihm noch einen Stolperschutz eingebaut, viele Polster verwendet".

Und das Ergebnis? Albträume, hingestümpert in Stoff. "Du bist doch kein Kind mehr. Da kann ich dir doch ehrlich sagen, dass das Scheiße ist." Überhaupt ist Klaas bewundernswert ehrlich: "Wir sind hier nicht in Hollywood", befindet er, als er einen Lkw-Stunt selber machen soll. Der Unterhaltungswert? Das Team stoppt einen Lastwagen, bevor er Plastik-Enten überfährt. Joko springt vor einem anfahrenden Lastwagen zur Seite, statt sich wie geplant zwischen den Rädern auf den Boden zu legen und sich überrollen zu lassen. Unterhaltungswert? Sagen wir es so: "Wetten, dass…?" war im Vergleich ein prickelnder Höhepunkt des Fernsehschaffens.

Joko Winterscheidt spricht pausenlos im Fachjargon

Zwischendurch verliert sich Joko in Fachbegriffen. Er spricht immer wieder von "MAZ", wenn er die Einspielfilmchen meint. MAZ: Das ist das Kürzel für magnetische Aufzeichnung. Er spricht auch von "Testimonial". Partner Klaas geht das auf die Nerven. "Testimonial, das ist eine Art Werbefigur", erklärt er. Und er schimpft: "Ich finde, wenn man eine Fernsehshow anbietet, dass man den Leuten etwas anbietet, was man einfach versteht." Das wäre tatsächlich schön, wenn ProSieben bei seinem Samstagabend-Programm an die Leute denken würde, die das anschauen sollen. Und das vielleicht sogar noch so, dass es etwas zu verstehen gibt.

"Ich möchte das nicht mehr machen müssen"

Zum Schluss kocht das Duo im Dunkeln ein Drei-Gänge-Menü. Das schafft seine eigenen Schwierigkeiten? Ist das Öl, ist das Essig in der Flasche? "Es ist Fischscheiße", stellen sie nach dem Vorkosten angewidert fest. "Coq au Vin" soll das Hauptgericht werden. "Birne à la Helene" gibt es zum Dessert. Weil die Birne nicht zu finden ist, gibt es "Banane à la Helene". Geht auch. "Das sieht richtig gut aus", freut sich Joko, als ihm der Sender das Licht wieder anschaltet. Der Zuschauer hat da schon lange abgeschaltet. Nehmen wir noch einen der sehr wahren Sätze von Klaas an diesem Abend: "Man muss sich mal vor Augen führen, dass das Samstagabend-Unterhaltung ist." Und irgendwann sagt er noch dazu: "Ich möchte das nicht mehr machen müssen." Da ergänze ich als Beobachter gerne: Das möchte ich nicht mehr anschauen müssen. Wie recht hat da dieser Klaas: "Jetzt habt Ihr mal die hässliche Fratze von ProSieben gesehen!"