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Interview mit Stefan Bradl

Cool wie Vettel

Stefan Bradl
Dominant: Bei den vier bisherigen Saisonrennen startete der deutsche Moto2-Pilot Stefan Bradl immer von der Pole Position www.motorradrennen.com

4 x Pole Position, 2 x gewonnen: Stefan Bradl über seine Entwicklung zum Siegfahrer in der Moto2-Serie und den erhofften Aufstieg in die Königsklasse MotoGP

Es war eine Demonstration der Stärke: Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, ackerte Stefan Bradl härter als alle Konkurrenten und schaffte beim dritten Saisonstart in Estoril den zweiten Sieg. Eines seiner "schwersten Rennen" sei das gewesen, so der 21-Jährige nach dem Triumph. Wir sprachen mit dem WM-Führenden der Moto2-Klasse über seine Entwicklung zum Siegfahrer und seine Ambitionen, in die Königsklasse des Motorradrennsports, die MotoGP aufzusteigen.

TV SPIELFILM: Wie hätten Sie reagiert, wenn nach Ihrem ersten Moto2-Sieg im Oktober 2010 jemand prophezeit hätte, dass Sie in dieser Saison allen davonfahren?

STEFAN BRADL: Wahrscheinlich hätte ich gegrinst.

TV SPIELFILM: Aber geglaubt hätten Sie es vermutlich nicht, oder?

STEFAN BRADL: Dass ich so einschlage, wie es jetzt der Fall ist, hätte ich nicht geglaubt. Aber ich wusste, dass das Team die Top 5 anpeilen kann. Ich habe in der Öffentlichkeit zwar tiefgestapelt, aber persönlich war es schon mein Ziel, dass wir vorne mit dabei sind.

TV SPIELFILM: In dieser Saison standen Sie immer auf der Pole Position, konnten zwei Siege herausfahren. Was macht das Viessmann-Kiefer-Team derzeit so stark?

STEFAN BRADL: Grundsätzlich ist es natürlich immer so, dass Erfolg beflügelt. Außerdem hat sich der Markenwechsel zu Kalex ausgezahlt. Die sitzen ja bei mir in Augsburg, gehen sofort auf meine Wünsche ein. Und wir haben im Team Veränderungen vorgenommen, unter anderem neue Mechaniker geholt und alles auf die Person Stefan Bradl spezialisiert. Das spiegelt sich Gott sei Dank auch in den bisherigen Ergebnissen.

TV SPIELFILM: Und jetzt stehen MotoGP-Teams Schlange, um Sie für die nächste Saison zu holen?

STEFAN BRADL: Es ist halt, wie es ist: Wenn man vorne dabei ist, ist ein generelles Interesse da. Ich beobachte das aber ganz entspannt. Obwohl es natürlich mein Ziel ist, irgendwann in der MotoGP zu fahren.

TV SPIELFILM: Ihr Vater Helmut ist auch sehr erfolgreich Motorradrennen gefahren. Wo unterscheiden Sie sich eigentlich fahrerisch?

STEFAN BRADL: Ich weiß gar nicht, wo wir uns da wirklich ähneln. Mein Papa hat einen brutalen Ehrgeiz gehabt, war mental extrem stark. Das hat dazu geführt, dass er, glaube ich, öfter gestürzt ist. Ich habe dafür vielleicht das bessere Fahrgefühl.

TV SPIELFILM: Wie geht Ihr Vater damit um, dass Sie drauf und dran sind, ihn sportlich zu überholen?

STEFAN BRADL: Er hat mir schon gesagt, dass er mir 100 Siege und 50 Millionen Euro Einnahmen im Jahr wünscht. Das ist also kein Problem für ihn.

TV SPIELFILM: Trauen Sie sich den Titel zu?

STEFAN BRADL: Grundsätzlich ja. Aber noch sind 14 Rennen zu fahren - da kann viel passieren. 

Frank Steinberg