Zwei unabhängige Jurys – eine "Eurovisions"-Jury aus 100 ESC-Kennern aus ganz Deutschland und eine 20-köpfige Expertenjury – haben entschieden: Ben Dolic fährt mit dem Lied "Violent Thing" für Deutschland nach Rotterdam.
Bekannt wurde der 22-Jährige 2018 als Finalist bei "The Voice of Germany". Doch sein zweiter Platz dort war noch kein Freifahrtschein zum ESC. Wie er es ins neue Auswahlverfahren schaffte, hat der gebürtige Slowene TVSpielfilm.de erzählt. Angefangen hat alles mit einem Telefonanruf.
ESC-Teilnehmer schon am 12. Dezember gekürt
"Ich bekam einen Anruf und bin gefragt worden, ob ich für den ESC bei einem der Songwriting-Camps in London mitmachen will. Natürlich wollte ich. Wir haben dort zwei Lieder geschrieben und eingeschickt. Zusätzlich habe noch ein Lied von einem anderen Produzenten eingeschickt. Zu der Zeit habe ich bereits mit Boris Milanov gearbeitet, nur für mich, für meine Musik. Mit ihm habe ich auch noch zwei Songs aufgenommen. Einer davon ist 'Violent Thing'."
Der österreichisch-bulgarische Komponist und Songwriter Boris Milanov schaffte es mit seinen Stücken beim ESC in den letzten vier Jahren immer unter die Top 7, drei Mal sogar unter die Top 4. Die Entscheidung für Song und Interpreten für den ESC fiel am 12. Dezember 2019. Als Dolic, der derzeit in London war, davon erfuhr, war sein erster Gedanke: "Jetzt geht es los. Jetzt arbeite ich noch mehr und wir geben alles."
Für ihn wurde ein Traum wahr, denn er wollte schon immer Musiker werden: "Ich habe als kleiner Junge viel MTV geschaut. Ich liebe Musikvideos und schon damals wollte ich eigene Clips machen."
Seine Freude musste Ben Dolic aber noch gut verbergen, denn die ESC-Entscheidung war bis zum 27.2. geheim. Das war anfangs schwierig, sagt er: "Da habe ich so viele Nachrichten bekommen und mich immer gefragt, was darf ich eigentlich sagen? Wenn man aber verstanden hat, wie es geht, dann ist es nicht mehr so schwer."
"Ich bin wirklich stolz, dass ich Deutschland vertreten darf"
Nach dem mehrstufigen Auswahlverfahren, bei dem Ben Dolic immer weiter nach vorn rückte, ging es gleich weiter, wie uns der junge Künstler erzählte: "Wir haben das Lied überarbeitet und noch einmal aufgenommen, in verschiedenen Versionen. Das Cover für die Single musste entworfen werden. Und natürlich haben wir das Video zum Song gedreht. Es war wirklich viel zu tun. Es gab viele Treffen mit dem NDR in Hamburg, zum Beispiel um zu entscheiden, mit wem wir für das Staging weiterarbeiten. Jetzt ist das Geheimnis gelüftet und alles ist etwas einfacher."
Nochmals für Slowien anzutreten war für Dolic auch nach seinem Erfolg bei "The Voice of Germany" keine Option. "Nein, ich war ja schon beim Vorentscheid für Slowenien. Jetzt fühle ich mich wohler dabei, hier teilzunehmen. Ich bin wirklich stolz, dass ich Deutschland vertreten darf."
Angst vor den damit verbundenen Erwartungen hat er nicht: "Ich mache mir deswegen keine Sorgen. Ich gebe mein Bestes, bei allem. Beim Auftritt, bei der Choreografie. Aber auch wenn es eine große Sache ist, mache ich mir keine Sorgen, auch wegen meiner Erfahrung durch andere Shows und Auftritte.
Befragt, was er beim ESC erreichen möchte, bleibt er bescheiden: "Wir arbeiten hart daran, dass wir unter die Top 10 kommen. Mein Ziel ist es, den für mich bestmöglichen Auftritt abzuliefern." Für den Bühnenauftritt in Rotterdam ist der US-amerikanische Choreograf Marty Kudelka veranwortlich. Der holte für seine Tanzshows mit Justin Timberlake zwei Mal den MTV Video Music Award.
Bescheiden ist Ben Dolic auch, was Social Media betrifft: "Mir ist die Followerzahl ziemlich egal", sagt er. "Aber es ist gut zu wissen, dass es so viele positive Unterstützer gibt."
Das Interesse an Ben Dolic und "Violent Thing" ist jedenfalls groß. Innerhalb einer Woche wurde das Musikvideo allein auf seinem eigenen Youtube-Kanal über eine Million Mal aufgerufen. Noch nicht gehört? Hier ist "Unser Song für Rotterdam":