Wer mit Ehrungen überhäuft wird, vergisst schon mal, dass Preisträgern etwas Demut gut zu Gesicht steht. Seit dem vierten Titelgewinn scheitern auch Deutschlands Fußballweltmeister - aus deren Kreis gefühlt fast wöchentlich jemand für besondere Verdienste ausgezeichnet wird - schon mal an einer dem jeweiligen Anlass angemessenen Danksagung.

"Ich kann mir damit schon einen Kranz binden", kommentierte ausgerechnet der sonst so begnadete Wortjongleur Oliver Bierhoff den Erhalt des Silbernen Lorbeerblattes gegenüber Reportern. Am 10. November hatte der DFB-Sportdirektor Deutschlands höchste staatliche Auszeichnung für Sportler im Schloss Bellevue zum fünften Mal in Empfang genommen.
Dass es auch anders geht, bewies der nach dem Triumph von Rio aus der Nationalmannschaft zurückgetretene DFB-Kapitän Philipp Lahm ein paar Tage später auf der Bambi-Gala. Er bedankte sich artig bei der Jury und machte selbstlos alle Fußballanhänger in Deutschland zu Preisträgern: "Den Bambi nehme ich heute an für alle begeisterten Fans. Der Bambi ist unser, unser aller! Wir sind Weltmeister geworden - und das alles ist Bambi-würdig."

So viel professionelle Euphorie würde sicher auch das ZDF begrüßen, wenn der Sender am 21. Dezember in Baden-Baden die "Sportler des Jahres 2014" kürt. Denn sollten die WM-Kicker wie erwartet auch "die wertvollste aller Ehrungen jenseits von Medaillen und Pokalen" (ZDF-Pressetext) in der Kategorie "Mannschaft des Jahres" abräumen, wären preismüde DFB-Abgesandte ein Affront gegen Topathleten aus anderen Sportarten, besonders für direkte Konkurrenten der Fußballweltmeister, etwa die Skispringer um Severin Freund (Olympiagold in Sotschi) oder die Handballer der SG Flensburg-Handewitt, die 2014 die Champions League gewannen.

So oder so wird man in Zukunft aufpassen müssen, dass die enorme öffentliche Wertschätzung für die Nationalmannschaft am Ende nicht zu einer ungesunden Überhöhung des Fußballs führt. Der Übergang ist fließend.

Frank Steinberg