"Hier wird sich jetzt alles ändern." Das sagt Frank Wolf (David Rott), Regionalleiter einer Berliner Optikerkette namens "Weitblick", zu Elmar Kern (Jürgen Heinrich). Kern, ein älterer Herr, ist Inhaber eines ehrwürdigen Optikergeschäftes in guter Leipziger Stadtlage - samt Sofa im Laden und Sternwarte auf dem Dach. Der entgegnet: "Hier wird sich gar nichts ändern". Kern mag nämlich keine Veränderungen - erst recht nicht nachdem kürzlich seine Frau Marlene (Theresa Harder) gestorben ist. Wie es mit den beiden Männern weiter geht, lässt schon der Titel des Films "Freundschaft auf den zweiten Blick" ahnen, der am Freitag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist.

Die tote Marlene lebt in vorproduzierten Videobotschaften weiter, mit denen sie ihrem Mann bei der Trauerbewältigung hatte helfen wollen - und sie schickte ihm einen Hund als Begleiter fürs weitere Leben. Doch das hält nun doch allerhand Änderungen bereit: Er stimmt dem - von Marlene vorab vertraglich vereinbarten - Verkauf an die Kette zu, muss einen Ausbildungskurs für Führungskräfte und einen Tanz- und Yogakurs ("Der herabschauende Hund") absolvieren - und darf keine Cordjacken mehr tragen, denn so das Modemotto: "Cord ist Mord".

ARD-Komödie mit viel Tiefgang

Regisseur Holger Haase (45, "Echte Bauern singen besser") hat seine Komödie mit viel Tiefgang und feinem Gespür für leise Momente versehen. So bleibt viel Platz für traurige und auch lustige Szenen, für die nicht zuletzt der gutmütige Labradoodle-Hund namens Yoda (im Film wahlweise "Sportsfreund" oder "Fukur" genannt) sorgt.

Aber natürlich tragen die menschlichen Schauspieler erheblich zum Gelingen dieses unterhaltsamen Filmes bei: Jürgen Heinrich (76, "Weingut Wader") glänzt als tieftrauriger Witwer und charakterstarker Mann alter Schule, der ungeahnte Veränderungen wie Wutausbrüche an sich feststellt und mit Hilfe einer charmanten Tanzlehrerin an sich arbeitet. David Rott als glatter Karrierist kann sehr gut mithalten, muss er in seiner Rolle nicht nur um seine Familie kämpfen, sondern auch einsehen, dass nicht alles Neue immer nur Vorteile hat.

Es ist berührend, den beiden grundverschiedenen Männern zuzusehen, wie sie gegenseitige Abneigung überwinden, ganz allmählich Freunde werden und Verständnis füreinander aufbringen. Während der eine das Glück seiner Familie sträflich vernachlässigt hat, muss der andere einsehen, dass es gut ist, all den Schmerz über Verlust zuzulassen - und die Erinnerungen an die große Liebe. Zu einem neuen Glück stellen sich sogar Gefühle ein, die ihm zu einem Neustart verhelfen. Heinrich sagt im ARD-Interview: "Freundschaft braucht Zeit, und die muss man bereit sein zu teilen. Freundschaft ist ein bisschen wie Liebe."