.

Fraktus, Spinal Tap und Co: Die witzigsten Musik-Mockumentaries aller Zeiten

In der Doku "Blacktape" (5.12. 0.15 Uhr, ZDF) spürt Rapper Sékou Neblett ("Freundeskreis") Tigon, dem mythischen Gründer des deutschen Hip Hops nach. Das Problem: Tigon hat nie existiert. Damit reiht sich "Blacktape" in das äußerst vitale Genre der Musik-Mockumentaries ein. Von den Beatles bis Fraktus: Die witzigsten Pseudo-Dokus aus der Musikwelt aller Zeiten.

Blacktape (2016)
Exrapper Sékou Neblett macht sich auf die Suche nach dem Ursprung des deutschen Hip Hops - und stößt auf ein Phantom namens Tigon, der in den 80er-Jahren in Heidelberg angeblich zum ersten Mal in deutscher Sprache rappte... Kurzweilige Pseudodoku mit Interviewpartnern wie Samy Deluxe, Afrob, Thomas D (Foto), Eko Fresh, Fünf Sterne Deluxe, Max Herre und Marteria.
Popstar: Never stop never stopping (2016)
Der erste Film der amerikanischen Comedy-Band "The Lonely Island" um Andy Samberg ("Brooklyn Nine-Nine"): Samberg gibt einen Justin-Bieber-Verschnitt, der nach einem Karriereknick eine Comeback-Tour startet - und von einem Fettnäpfchen ins nächste tanzt. Köstliche Parodie mit hochkarätigen Gaststars (Sarah Silverman, Bill Hader, Imogen Poots).
Fraktus (2012)
Was, Sie kennen die deutsche Supergruppe Fraktus nicht? Dann haben Sie in den 80ern entweder nicht gelebt oder waren komplett auf Droge. Damals nahm die Band aus Brunsbüttel mit Hits wie "Affe sucht Liebe" aus Versehen den Techno vorweg. Jetzt verführt ein Musikmanager (Devid Striesow) das zerstrittene Trio (Heinz Strunk, Rocko Schamoni, Jacques Palminger) zum Comeback. In Interviews erweisen Muskier wie Westbam, Jan Delay und Blixa Bargeld den Pionieren ihre Referenz.
I'm Still Here (2011)
Im Herbst 2008 hat Joaquin Phoenix behauptet, er wolle seine Filmkarriere beenden, um sich als Rapsänger neu zu erfinden. Casey Affleck hat ihn bei diesem Selbstversuch begleitet. Sein Film zeigt Phoenix als wehleidiges, cholerisches und drogensüchtiges Wrack. Irgendwann ahnt auch der letzte Zuschauer, dass die ganze Geschichte ein riesiger Schwindel ist. Fragt sich nur, wozu.
Mit Geschmacklosigkeiten gespickte und krampfhaft auf einen Skandal abzielende Fake-Doku.
Electric Apricot (2006)
Der amerikanische Bass-Virtuose Les Claypool ("Primus") parodiert die Szene der Jam Bands: Gruppen wie "Grateful Dead" oder "Allman Brothers", die sich durch lange, ausufernde Konzerte eine treue Fangemeinschaft mit ganz eigenen Ritualen und Lebensstilen herangezüchtet haben.
Brothers of the Head (2006)
Sie sind nicht nur Brüder im Geiste: Siamesische Zwillinge werden in den 70er-Jahren von einem Musik-Promoter (Jonathan Pryce) zur nächsten Sensation des Rock'n'Roll aufgebaut. Keine Komödie, sondern ein düsteres Porträt der Freakshow namens Musikbusiness - mit grimmigem Witz.
CB 4 - Die Rapper aus L.A. (1993)
Drei schwarze Mittelklasse-Kids, dümpeln als erfolglose Rapper vor sich hin. Erst als sie den kriminellen Hintergrund einer eingebuchteten lokalen Gangstergröße übernehmen, kommt der Erfolg. Chris Rock parodiert als Hauptdarsteller und Drehbuchautor Gangsta-Rapper a la NWA. Die Musik stammt u. a. von Public Enemy und den Beastie Boys, echte Rap-Größen wie Ice Cube und Flavor Flav schauen vorbei.
This is spinal Tap (1983)
Wo anfangen? Beim Verstärker, der sich bis elf aufdrehen lässt? Beim schwarzen Album, bei der Stonehenge-Deko oder dem explodierenden Schlagzeuger? Rob Reiners legendäre getürkte Doku über eine abgehalfterte und unterbelichtete britische Hardrockcombo auf US-Tour ist so witzig, dass zumindest uns Musikfreunden Erstickungsgefahr droht. Die idiotischen Interviewszenen parodieren speziell Martin Scorseses "The Last Waltz". Immer noch die beste Parodie aufs Musikgeschäft.
The Rutles - All You Need Is Cash (1978)
Vier Pilzköpfe aus Liverpool erobern als "The Ru-tles" die Pop-Welt. Die vier: Das sind Ron Nasty, Dirk McQuickly (Ex-Monty Python Eric Idle), Stig O'Hara und Barry Wom. Ihre Hits heißen "Ouch!", "A Hard Day's Rut" oder "I Am the Waitress". Ein Reporter (ebenfalls Idle) rollt die Geschichte der "Fab Four" auf und holt sogar Mick Jagger, Paul Simon sowie den Beatle George Harrison vors Mikrofon... Ein Heidenspaß, nicht nur für Beatles-Fans. 2002 kam die Fortsetzung "Cant Buy Me Lunch".
A Hard Day's Night (1964)
Die Rutless in Ehren, aber die Mutter aller Musik-Mockumentarys stammt immer noch vom Original. Der erste Beatles-Spielfilm "A Hard Day's Night" (auch bekannt als "Yeah Yeah Yeah"), erschienen auf dem Höhepunkt der Beatlemania, funktioniert zum Teil als Pseudo-Doku, die überspitzt den Rummel um die Fab Four persifliert.
Autor: Sebastian Milpetz