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ZDF-Fernsehgarten: Süße Tiere ersetzen maues musikalisches Programm

Andrea Kiewel
Andrea Kiewel holt sich tierische Unterstützung IMAGO / Eibner

Seit über 35 Jahren begleitet der Fernsehgarten die Zuschauer durch die Open-Air-Saison. Auch im Jahr 2022 lädt Andrea Kiewel zur großen Liveshow aus Mainz ein.

"Kinder und Tiere gehen immer", lautet eine der Axiome im TV-Business. Soll heißen: Nicht nur Sex, sondern auch Niedlichkeit bringen Quote. Folgerichtig öffnet der "ZDF-Fernsehgarten" seine Gartenpforten und grünen Wiesen an diesem Sonntag für alles, was vier Hufe oder Pfoten hat. Esel, Hunde, Bengal-Kätzchen, Meerschwein, Mini-Schwein und Warzenschwein: Mehr süß geht kaum. 

Der "Fernsehgarten" ist an diesem Sonntag mehr Talkshow plus angehängtem Streichelzoo als musikalisches Event – mehr geplaudert wurde selten bei Kiewel. Was vielleicht daran liegt, dass einer der Stars – Mike Singer – seinen Auftritt kurzfristig "aus persönlichen Gründen" abgesagt hatte. Stattdessen erfahren wir bei Kiewel diesmal mehr über Dinosaurier als jedes Vorschulkind jemals wissen wollten. "Wissenswert und etwas ruhiger als sonst" nennt Kiewel dieses Konzept. Ob es aufgeht? 

Tierisches Thema löst keinen Skandal aus

Für Kiwi bedeutet das tierische Thema an diesem Sonntag immerhin ein Fettnäpfchen weniger, denn bei Tieren darf man sich – anders als Zirkusartistin Lili Paul-Roncalli – vollkommen ungehemmt nach den Fortpflanzungsplänen erkundigen. Diesmal fragt sie nur eine ältere Dame nach ihrem Alter und unterstellt Zuschauer Max, dass er keine Jute-Beutel trägt. Beides kann man Kiewel auch ohne Shitstorm durchgehen lassen. 

Tierische Spiele und Ratgeber gibt's natürlich auch: Welches Tier gehört zu welchem Herrchen / Frauchen? Wie baue ich eine feudale Hundehütte? Dass offenbar allerdings in der Redaktion des "ZDF Fernsehgarten" ernsthaft darüber diskutiert wurde, ob Menschen mit Handicap und Assistenzhund Teil der Sendung sein können, macht ärgerlich: Fürchtete man, Inklusions-Themen könnten die heile Sonntagswelt der Deutschen gefährden? 

Nur wenige musikalische Highlights in der Show

Musikalische Highlights sind hingegen rar an diesem Sonntag. Julian Reim, Sonia Liebing, Thorsteinn Einarsson, Neonlicht: Alles keine echten Hinhörer, sondern bestenfalls akustischer Hintergrund. Die "Kelly Family" schickte unterdessen die nächste Generation: Iggi Kelly, Teil der Kelly-Generation Z. Ein "Fernsehgarten" ohne irgendein Kelly wäre wie ein Morgen ohne Kaffee. Mit anderen Worten: geht gar nicht. 

Gut möglich allerdings, dass bald viele Tierheim-Besitzer Kiwi hassen werden. Denn unter anderem verkündet sie fröhlich, dass Esel schon für ein paar schlappe Hunderter bei Ebay Kleinanzeigen erworben werden können. Und präsentiert Beagle-Welpen im besten Adoptionsalter. "Selbst der niedlicheste Welpe kann sich zu einem großen Stinker entwickeln", warnt Kiwi immer brav, während sie sich durch den Beagle-Nachwuchs kuschelt. Und sofort hinterher schiebt: "Ich würde die Helle nehmen."

Hunde fressen die Moderationskarten von Andrea Kiewel auf

Die Beagle-Welpen fressen Kiwis Moderationskarten auf, kurzfristig besteht Gefahr, dass Kiewel einfach im Bällebad der Hundebabys sitzenbleibt und Sonntags-Deutschland ihr für den Rest der Sendung beim Hunde-Herzen zuschauen muss. Zum Glück greift die Regie ein und blendet über zu Nick Howard. Doch schon nach wenigen Tönen kommt der Gedanke auf, dass die Baby-Beagles vielleicht doch die bessere Option gewesen wären. Oder wie es ein Zuschauer auf Twitter fleht: "Könnte bitte, bitte, bitte einer der Esel weitermoderieren?" Vielleicht erhört ihn ja jemand auf dem Lerchenberg. Wir sind gespannt auf nächsten Sonntag.