Zwei Jahre hatte der russische Dokumentarfilmer Vitaly Mansky mit den nordkoreanischen Behörden um eine Drehgenehmigung gerungen. Er wollte den Alltag eines Kindes über ein Jahr begleiten und so nordkoreanisches Leben zeigen. Überraschend wurde ihm der Film erlaubt - unter extremen Auflagen. Er musste ein vorgegebenes Drehbuch mit Dialogen abarbeiten, das Team durfte nie direkt mit der Familie der achtjährigen Sin Mi sprechen. Es wurde zu allen Zeiten bewacht und musste am Ende jedes Drehtages das Rohmaterial zur Zensur abliefern.
Dass ihm trotzdem ein sehr beeindruckender Film gelang, ist erstaunlich. Der Regisseur bediente sich einiger Tricks. So lernte er eine russische Koreanisch-Dolmetscherin als Tonassistentin an, um die Gespräche und Anweisungen der Bewacher heimlich verstehen zu können. Seine Kamera zeichnete stets auf zwei Speichermedien auf - eine wurde abends vorgelegt, die andere nicht. Und auf die wurde fortlaufend aufgezeichnet.
Anfangs lacht man noch, wenn man die koreanischen Aufpasser immer wieder ins Bild huschen sieht, um von den Protagonisten noch und noch mehr Begeisterung einzufordern, etwa wenn die kleine Sin Mi ihren lustigen Dialogsatz aufgesagt hat.
Dass ihm trotzdem ein sehr beeindruckender Film gelang, ist erstaunlich. Der Regisseur bediente sich einiger Tricks. So lernte er eine russische Koreanisch-Dolmetscherin als Tonassistentin an, um die Gespräche und Anweisungen der Bewacher heimlich verstehen zu können. Seine Kamera zeichnete stets auf zwei Speichermedien auf - eine wurde abends vorgelegt, die andere nicht. Und auf die wurde fortlaufend aufgezeichnet.
Anfangs lacht man noch, wenn man die koreanischen Aufpasser immer wieder ins Bild huschen sieht, um von den Protagonisten noch und noch mehr Begeisterung einzufordern, etwa wenn die kleine Sin Mi ihren lustigen Dialogsatz aufgesagt hat.
"Ihr müsst hassen lernen"
Wenn aber nach und nach klar wird, mit welchen - in jeder Hinsicht falschen - Bildern sich das Land der Welt präsentieren möchte, lacht man nicht mehr: das Mädchen in der neuen Schule, ein Vorzeigebau, dessen Flure mangels Energie unbeleuchtet bleiben müssen. Ein unauffälliger Schwenk über ein eisverkrustetes Fenster, der deutlich macht, wie kalt es im Klassenraum sein muss. Eine Lehrerin, die die Kinder eindringlich vor den schurkischen "Japsen und Amis" warnt, die das "schönste Land der Welt" ausbeuten wollen. Diese Feinde der Heimat müssten sie aus ganzem Herzen hassen lernen, so wie es der geliebte Führer tut, der wie ein Gott verehrte Diktator Kim Jong-un.
Was ist das Ergebnis einer solchen täglichen Gehirnwäsche? Zeigen diese Kinder, wie in Nazi-Deutschland, ihre Eltern an, sollten sie zu Hause ein systemkritisches Wort äußern? Es ist noch schlimmer. "Kritik ist für die Nordkoreaner im wahrsten Sinn des Wortes undenkbar, denn diese Menschen kennen seit drei Generationen nur dieses System, sie sind komplett von der Außenwelt abgeschnitten", erklärt Simone Baumann, die den Film produziert hat. Für das Team war die Arbeit vermutlich lebensgefährlich.
Erst im März wurde ein 21-jähriger US-Student zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt - weil er im Hotel ein Propagandaplakat stahl. Welche Strafe erhält man dort wohl für das Herausschmuggeln von heimlich gedrehtem Filmmaterial? Die nordkoreanische Regierung versuchte die
Aufführung des Films mit diplomatischem Druck zu verhindern. In Europa hatte sie damit keinen Erfolg. Das renommierte Museum of Modern Art (MoMA) in New York allerdings kippte eine Aufführung kurzfristig - aus Angst vor einer Cyberattacke. Nachdem Produzentin Baumann dies verärgert in einem Interview mit der "New York Times" erwähnte, wurde die verantwortliche Kuratorin des MoMA entlassen.
Die bissige US-Komödie "Das Interview" zeigte Kim Jong-un als Witzfigur. "Inside Nordkorea" (Kinotitel: "Im Strahl der Sonne") zeigt das 24-Millionen-Volk, das dieser Witzfigur sklavisch gehorcht. Die Detonation von Nordkoreas jüngstem Atombombentest Anfang September war
selbst in Deutschland messbar.
Frank I. Aures
Was ist das Ergebnis einer solchen täglichen Gehirnwäsche? Zeigen diese Kinder, wie in Nazi-Deutschland, ihre Eltern an, sollten sie zu Hause ein systemkritisches Wort äußern? Es ist noch schlimmer. "Kritik ist für die Nordkoreaner im wahrsten Sinn des Wortes undenkbar, denn diese Menschen kennen seit drei Generationen nur dieses System, sie sind komplett von der Außenwelt abgeschnitten", erklärt Simone Baumann, die den Film produziert hat. Für das Team war die Arbeit vermutlich lebensgefährlich.
Erst im März wurde ein 21-jähriger US-Student zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt - weil er im Hotel ein Propagandaplakat stahl. Welche Strafe erhält man dort wohl für das Herausschmuggeln von heimlich gedrehtem Filmmaterial? Die nordkoreanische Regierung versuchte die
Aufführung des Films mit diplomatischem Druck zu verhindern. In Europa hatte sie damit keinen Erfolg. Das renommierte Museum of Modern Art (MoMA) in New York allerdings kippte eine Aufführung kurzfristig - aus Angst vor einer Cyberattacke. Nachdem Produzentin Baumann dies verärgert in einem Interview mit der "New York Times" erwähnte, wurde die verantwortliche Kuratorin des MoMA entlassen.
Die bissige US-Komödie "Das Interview" zeigte Kim Jong-un als Witzfigur. "Inside Nordkorea" (Kinotitel: "Im Strahl der Sonne") zeigt das 24-Millionen-Volk, das dieser Witzfigur sklavisch gehorcht. Die Detonation von Nordkoreas jüngstem Atombombentest Anfang September war
selbst in Deutschland messbar.
Frank I. Aures