Eine Kreuzfahrt über die weiten Meere, eine Safari im Jeep in Namibia, scherenschnittartige Liebesgeschichten zu Klängen von James Last, die sich an Bord ineinander verweben und auch wieder lösen: Ist das alles noch zeitgemäß? Auf der 192 Meter langen Amadea fahren die Freundinnen Sandra Winkler und Carola Albrecht mit. Die eine will ihre Internet-Bekanntschaft Elias Marten in Namibia überraschen, die andere Taschen und Kleider für ihre Boutique einkaufen. Am Ende schmachtet Caro dem Schiffsoffizier Oliver Botten hinterher. Auch an Bord weilt die bekannte Schauspielerin Paulina Winter, die den Buchhändler Friedemann Blum kennenlernt, mit dem sie gleich mal heftig flirtet. Natürlich gibt es in all diesen Affären Schwierigkeiten, die sich aber in 90 Minuten beheben lassen. Zur Entspannung gibt es zwischendurch ein paar Löwen, Nashörner und andere Wildtiere zu bestaunen.

Sarah Engels ist an Bord des "Traumschiffs"

"Eine Reise voller Hoffen, Ängste und falscher Schuldgefühle. Die Liebe beweist einmal mehr, dass nichts und niemand sie aufhält. Erheben wir das Glas auf die Träume und die Liebe". Das sagt Kapitän Max Prager (Florian Silbereisen) mit einer Menge Puderzucker anlässlich des Kapitän-Dinners zum Ende der Fahrt. Was Silbereisen – wie üblich leicht näselnd – von sich gibt, ist so etwas wie der rote Faden der Handlungsstränge und klassisches Drama-Material. Allerdings sind die Geschichten psychologisch platt wie eine Flunder und die Charaktere dementsprechend konturenlos. Das liegt möglicherweise auch am begrenzten Schauspiel-Potential der Darsteller. Sängerin Sarah Engels hat als Zimmermädchen Tanja Lohmaier drei, vier Miniauftritte, bei denen sie einen knappen Rock trägt, verwirrt schaut und nicht viel mehr als das Wort "Housekeeping" zu sagen hat. Und dann diese dröge Romanze von Schauspielerin Winter…

Diese Rolle spielt Influencerin Caro Daur

Die Figur von Paulina Winter verkörpert Caro Daur. Daur ist eine deutsche Bloggerin und Instagrammerin und besitzt über drei Millionen Follower. Ihre Mimik besteht grundsätzlich aus einem breiten Lächeln, mit dem sie Buchhändler Friedemann auf dem Schiff betört. Ihre Wortbeiträge wirken wie abgelesen. Da Friedemann die Medien meidet, weiß er nichts von Paulinas Berühmtheit als Schauspielerin. Die vielen Selfies, die die anderen Passagiere mit ihr machen, verstören ihn, bis Paulina sich offenbart und ihn zum Filmset mitnimmt, das in Namibia für sie aufgebaut ist. Friedemann ist genervt: "Läuft das jetzt immer so, dass ich herumstehe bis der kleine Friedemann aus dem Bällebad abgeholt wird? Deine Welt ist nicht meine Welt. Das mit uns ist doch alles nur Fake!" Am Ende ist es ein wenig "Ein Herz und eine Krone". Friedemann mischt sich unter das fragende Journalistenvolk und das Paar findet im Frage-und-Antwort-Modus zueinander. "Ich bin Buchhändler aus Berlin und ich liebe dich!" - "Du bist verrückt!"

Florian Silberweisen verfolgt ein bestimmtes Ziel

Natürlich sind noch ein paar mehr Klischees im Rührstück verbacken. Dunkelhäutige Wilderer jagen geschützte Nashörner, um daraus Nashornpulver zu gewinnen, das in China für seine aphrodisierende Wirkung beschworen wird. Ein weißer Mann wird händeringend gesucht, damit dieser im Dorf einen Generator wieder in Gang bringt. Was natürlich gelingt: Das Dorf hat fortan wieder fließendes Wasser. Die Einwohner sind alle sehr freundlich und singen, sobald sie etwas Zeit haben. Und 007-Traumschiff-Agent Max Prager hat einen Spezialauftrag. Kapitän "Silbereisen"soll seine Nichte Leonie davon überzeugen, dass sie nach ihrem Auslandspraktikum in Namibia nach Deutschland zurückkehrt. Die 18-Jährige hat sich vor Ort nämlich in Freund Tayo verliebt und will für immer bleiben. Max meint: "Meine komplette Familie rechnet fest damit, dass ich meine Nichte wieder zur Vernunft bringe. Wenn das schief geht, brauche ich mich auf keiner Familienfeier mehr blicken lassen."  Das sind harte Aussichten. Spezialagent Max aber gelingt auch diese Mission.

Auch die Liebe kommt beim "Traumschiff" nicht zu kurz

Eine Menge Klischees, ein paar Gesichter, die vor allem junge Zuschauer zum ZDF holen sollen, schöne Urlaubsbilder und reichlich dünne Liebesgeschichten sind die Zutaten, aus denen diese Kreuzfahrt zusammengeschraubt ist. Das ist ein Stück weit unterhaltsam, aber auch extrem vorhersehbar. Etwa weiß der Zuschauer schon bei der ersten Begegnung von Schauspielerin Paulina Winter und Buchhändler Friedemann beim Boarding, dass hier eine kleine Romanze startet, die im Happyend aufgeht. "Traumschiff" ist immer auch gefilmtes Groschenheft. Aber vielleicht ist diese Vorhersehbarkeit genau richtig am Tag nach einer langen Silvesternacht. Der Kopf wird nicht übermäßig beansprucht und der Blutdruck bleibt im Normalbereich. Der Rest ist Stille! Das Besonderes an Namibia sei das Licht, weiß Kapitän Max Prager: "Namibia wird nicht umsonst das Land der roten Stille genannt."

Der "Das Traumschiff"-Kolumne: Mit diesen Tricks soll ein jüngeres Publikum erreicht werden wird veröffentlicht von BUNTE.de.