"Oh Gott, dem armen Tiger haben sie die Zähne gezogen!", schrie Lichter voller Entsetzen. Albert Maier schüttelte ganz irritiert den Kopf und widersprach: "Nein, Horst, die wurden nicht gezogen. Das ist das Modell!" Lichter lachte und zitierte einen Abenteuerfilm aus den 1950-ern: "Ach so, der berühmte zahnlose Tiger von Eschnapur!"
Für Maier handelte es sich um "eine imposante Darstellung" einer bekannten Manufaktur aus Tschechien. Die Tierfigur war am Boden von Royal Dux gestempelt und zudem vom schwedisch-östereichischen Künstler Otto Jarl signiert. Der bekannte Bildhauer hatte um 1900 viele Objekte geschaffen, die er auch an Meissen Porzellan verkauft hatte.
Die Manufaktur Royal Dux wurde 1853 gegründet und "produziert bis zum heutigen Tag", betonte Maier die Bekanntheit der Marke. Das Objekt der Sendung datierte der Experte anhand des Prägestempels in die 1960er-Jahre. "Der Entwurf von Jarl ist aber älter", so Maier. Der stammte wohl von 1910. "Aber ich habe einen Fehler gemacht ...", setzte Maier an.
"Das glaube ich nicht", scherzte Lichter. Doch Maier hatte die Figur erst als Porzellan bezeichnet und erst nach genauerer Betrachtung erkannte er: "Der Tiger wurde aus Steinzeug gefertigt!" Und der Zustand? Neben einer kleinen Abplatzung am Sockel war das Objekt "tip top in Ordnung." "Außer, dass er keine Zähne mehr hat!", witzelte Lichter.
Der Wunschpreis lag bei 300 Euro. Doch die Darstellung beeindruckte den Experten, der auf 400 bis 500 Euro erhöhte. "Um die zu bekommen, müsst ihr fantastisch verhandeln!", gab Lichter den Tipp und überreichte die Händlerkarte. Wohl hatte er nicht viel Hoffnung, dass der zahnlose Tiger im Händlerraum einen hohen Betrag erzielen würde ...
Danach wollte Kahl raten und tippte auf Carlshütte als Herstellungsort. Doch auch er lag falsch, erkannte er beim Prägestempel "Royal Dux". Umso mehr freute sich sein Kollege Jan Cizek über das tschechische Objekt. Und auch der Künstlername Otto Jarl sorgte für Staunen. "Es gibt Bronzen von Jarl, die kosten 10.000 Euro", so Pauritsch.
Auch Elisabeth Nüdling fand die Raubkatze aus Feinsteinzeug "ein hoch dekoratives Stück. Das macht sich überall. Das ist ein richtiger Eye-Catcher", begeisterte sich die Händlerin. "Super! Sowas geht immer", pflichtete ihr Cizek bei und Kahl startete mit 100 Euro. Doch bei diesem Preis blieb es nicht lang.
Denn bei diesem Objekt wollte jeder mitbieten. So schaukelten sich die Händlerin und ihre männlichen Kollegen in kleinen Schritten schnell auf 400 Euro von Cizek. "Wäre das von Meissen, KPM oder Schwarzburger Werkstätten müsste man wirklich Nullen dran hängen", erklärte Nüdling. "Aber es ist Jarl! Der ist wirklich gut", betonte Pauritsch nochmal.
Das Original zu diesem Beitrag "Bares für Rares: Zahnloser Tiger führt zur Bieter-Jagd – und einer Fehleinschätzung des Experten" stammt von "Teleschau".