"Du weißt ja, dass ich ein wahnsinniger Liebhaber von Stiften bin", freute sich Horst Lichter über die kleine Schachtel, deren Inhalt der "Bares für Rares"-Moderator zu erahnen glaubte. Doch Sven Deutschmanek musste ihn enttäuschen: Das waren weder Bunt- noch Filzstifte - zu Lichter großem Erstaunen,
"Die sind nicht zum Malen", lachte Simona, die von ihrem Kumpel Ewald begleitet wurde. Sehr viel mehr wusste sie nicht über ihr Mitbringsel, weshalb nun alle gespannt auf die Expertise warteten. "Doch, man könnte damit auch malen", widersprach Sven Deutschmanek. Für bunte Bilder waren die Stifte aus dem Hause Faber-Castell dennoch nicht gedacht. Der Experte machte es spannend und deutete auf die Schrift: "Thermochrom kommt von Thermochromie."
Dann löste er auf: "Das hat etwas damit zu tun, dass Farben in einer Zusammensetzung verschiedener Moleküle sich verändern, wenn die Farbe mit Temperatur in Verbindung kommt." Kurz gesagt: Es handelte sich um Temperatur-Messstifte. Horst Lichter hatte noch nie davon gehört: "Was? Wofür ist das denn?" Deutschmanek erklärte es ihm: "Wie du hier siehst, haben wir Temperaturen bis 600 Grad. Sowas hat man in der Industrie genutzt oder auch in metallverarbeitenden Betrieben", sagte der Experte. "Überall, wo du mit hohen Temperaturen zu tun hast, kannst du diese Stifte einsetzen, um das zu kontrollieren."
Denn die Stifte veränderten ab einer gewissen Temperatur ihre Farbe, die anhand der Farbskala ablesbar war. Vermutlich stammte das Stifte-Set aus den 1950er-Jahren. "Aber das ist jetzt kein hochpreisiger Artikel", bereitete Deutschmanek die Verkäuferin auf einen niedrigen Schätzpreis vor. "Aber außergewöhnlich", erkannte Horst Lichter den Kuriositätsfaktor.
"Bares für Rares"-Experte verschätzt sich völlig
Simona erhoffte sich 30 bis 50 Euro. Doch der Experte meinte: "20 bis 25 Euro Maximum. Dann ist aber auch echt Feierabend." Simona wollte trotzdem verkaufen. "Ach! Das ist ja interessant", sahen auch die Händler Fabian Kahl und Steve Mandel solche Temperatur-Messstifte zum ersten Mal.
"Ich war Schlosser, aber ich habe so etwas noch nie gesehen", staunte auch Wolfgang Pauritsch über die Kuriosität und wollte von Simona wissen, woher sie die Stifte hatte. "Mein Mann hat das mal von irgendwo mitgebracht", fand sie die Schachtel beim Aufräumen in der Garage. "Ich habe sowas noch nie gesehen", gab auch Walter Lehnertz zu und bekundete Kaufinteresse. "Ich starte gleich mit 30 Euro", machte Pauritsch das erste Gebot und wurde von Lehnertz mit 40 Euro überboten - von wegen Feierabend bei 25 Euro.
Den Zuschlag bekam jedoch Elke Velten bei 100 Euro, dem Vierfachen der Expertise. "Elke, was willst du denn messen?", schaute Lehnertz seine Sitznachbarin überrascht an. Die zuckte mit den Schultern: "Faber-Castell ist ein toller Name."
Walter Lehnertz will mit Gesichtssauna "Star Wars" spielen
Außerdem wurde die DDR-Gesichtssauna aus dem Jahr 1984 mit einem geschätzten Wert von zehn bis 20 Euro verkauft. Walter Lehnertz war der Spaß 45 Euro wert, aus Mangel an kleinen Scheinen löhnte er gar 50 Euro: "Da mache ich Blödsinn mit, mit dem Ding." Denn er wollte damit "Star Wars" spielen.
Die beschädigte Goldbrosche mit Mikromosaik aus der Zeit um 1870 wurde mit 250 bis 300 Euro bewertet. "Das sind lauter klitzekleine Glasstückchen, die aneinandergereiht werden. Das ist wirklich eine enorme Kunst", deshalb ließ sich Wolfgang Pauritsch gar zu 350 Euro hinreißen.
Die opulente Kette von Dior aus dem Jahr 1991 schätzte Heide Rezepa-Zabel auf 500 bis 600 Euro. Für 420 Euro bekam Steve Mandel den schweren Modeschmuck, schließlich lag die Statement-Kette 30 Jahre ungetragen in der Schublade.
Die zwei Ölgemälde von Gertraud Rostosky, eins von 1933 und eins aus der Zeit um 1940, hatten einen Schätzwert von 1.400 bis 1.800 Euro. Elke Velten schnappte sich die Bilder der Würzburger Künstlerin für 1.450 Euro: "Ich habe einen Bezug zu Würzburg, weil die Firma meines Mannes da ist."
Das Original zu diesem Beitrag "Bares für Rares: Kuriose Stifte bringen Horst Lichter ins Grübeln" stammt von "Teleschau".