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Armes Deutschland – Deine Kinder: Zuschauen oder Zupacken?

Kinder einer Familie in Leipzig, Armes Deutschland – Deine Kinder
Die Sozialreportage gibt Kinderarmut ein Gesicht. © RTL II / Magdalena Possert

RTL II fährt mit seinen Sozialdokus regelmäßig gute Quoten ein. So auch mit dem "Armes Deutschland"-Ableger, der Kindern in prekären Lebensumständen ein Gesicht gibt. Heute starten Wiederholungen des nicht unumstrittenen Formats.

Im Oktober 2018 zeigte RTL II erstmals in einem eigenen Format "Armes Deutschland – Deine Kinder", was es für Kinder bedeutet, mit wenig Geld und kaum Perspektive aufzuwachsen. Durchaus ein Wagnis, "eine Reportage zum äußerst sensiblen Thema Kinderarmut in unserem Land zu drehen", war sich auch Sylvia Fahrenkrog-Petersen, Geschäftsführerin der ausführenden Produktionsfirma GoodTimes Fernsehproduktions-GmbH bewusst. "Zwar ist jeder bestürzt, wenn er in Statistiken von der hohen Anzahl Betroffener liest, wirklich hinsehen will jedoch kaum jemand." Sender und Produktionsfirma wollen die "anonymen Zahlen aus der Zeitung mit wahrem Leben und echten Schicksalen" füllen.
Auch wenn die Familien vor, während und nach der Produktion von einer Psychologin begleitet werden – der Grat zwischen Beobachten und Vorführen ist schmal, sehr schmal.

Das sind etwa Laura und Markus, die mit ihren Eltern im Dreck leben. Laura fühlt sich nicht zuhause, schämt sich für die Lebensumstände. Markus sagt: "Ich lass' hier nie Freunde herein." Aber die Kamera hält drauf und lädt die Zuschauer ein, am finanziellen und emotionalen Elend teilzuhaben. Denn oft ist es nicht nur Geld, das fehlt. Diplom-Psychologin Susann Szyszka spricht "von einer Armut in den Köpfen der Erziehungsberechtigten. Wenn Eltern nicht wissen, wie sie ihre Kinder gesund ernähren, fördern und so zu selbstbestimmten Menschen erziehen können, dann haben diese Kinder kaum eine Chance".
Sozialdokus: Welche Aufgabe hat das Fernsehen?
Ist es Aufgabe des Fernsehens, den betroffenen Kindern zu helfen, wie es etwa ein Focus.de-Redakteur zur Erstausstrahlung der Reihe forderte? "Wenn Ihr's ernst meint, geschätzte Armuts-Aufklärer von RTL2: Wie wäre es mit einem Stipendium, um armen Kindern wie Shakira den Ausstieg und den Aufstieg leichter zu machen?"

Abgesehen davon, dass nach der Ausstrahlung der Kinder-Schicksale eine Welle der Hilfsbereitschaft unter den Zuschauern losgetreten wurde, ist es nicht unser aller Aufgabe, genauer hinzusehen und mitzuhelfen, dass es weniger Kinder gibt, die im Umständen wie Laura, Markus und Shakira groß werden müssen?