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ARD-Papier: Das teure Gutachten einer Hochstaplerin?

Sprachwissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wehling
Die Sprachwissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wehling verantwortet das umstrittene ARD-Papier Imago

Billig war der Einsatz der Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling für die ARD nicht gerade. Der Sender hat nach dem öffentlichen Druck die Kosten für das umstrittene Strategiepapier offengelegt. Doch der Skandal ist längst micht vorbei.

Die Kosten für das sogenannte "Framing Manual" der ARD liegen bei 120.000 Euro. Das teilte der Vorsitzende der Sendergruppe, Ulrich Wilhelm, mit und listete dabei die Investitionen detailliert auf. "Die Kosten für die Arbeitsunterlage und begleitende Workshops beliefen sich auf 90.000 Euro, die der MDR als ARD-Vorsitzanstalt bezahlt hat", schreibt Wilhelm. Weitere 30.000 Euro bezahlte demnach das ARD-Generalsekretariat für Folgeworkshops.

Seit Anfang der Woche herrscht ein erbitterter Streit darüber, wie sinnvoll dieses Papier ist und warum die ARD es bisher so vehement vor der Öffentlichkeit verheimlichte. Die Kognitionsforscherin Elisabeth Wehling hat im Auftrag der ARD ein Gutachten erstellt, in dem auf eine neue Sprachregelung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gepocht und für mehr Selbstbewusstsein in der Abgrenzung zum Privatfernsehen plädiert wird.

Umstrittenes Papier: Ist das noch Wissenschaft?

Wehling hat ihre wissenschaftliche Einschätzung im Namen des renommierten Berkeley International Framing Institute abgegeben. Die University of California, Berkeley, ist eine der berühmtesten Universitäten der Welt. Vielfach wurden Wissenschaftler dieser Uni mit Nobelpreisen überhäuft, doch ausgerechnet an der Arbeit von Dr. Elisabeth Wehling wird nun gezweifelt.

Wie auf dem Portal Salonkolumnisten.de nachzulesen ist, hat sich eine Sprecherin der Berkeley Universität in Bezug auf die Sprachwissenschaftlerin zurückhaltend geäußert. Wehling sei zwar weiterhin als Postdoc an Berkeleys Linguistik-Fachbereich aktiv, ihr Institut habe aber keine Verbindungen mit der tatsächlichen und eben sehr renommierten Universität.

Die betroffene Forscherin selbst erwähnt in einer Klarstellung zum Thema an drei Stellen den wissenschaftlichen Charakter ihrer Tätigkeit. Doch wie wissenschaftlich diese Arbeit tatsächlich ist, steht nun im Raum - nicht nur aufgrund des fragwürdigen Gebrauchs des Universitätsnamens. "Aus Sicht der professionellen Linguistik wurde hier viel Wind gemacht und ein lange bekanntes Phänomen und ein längst eingeführter Ansatz zu einer Sensation gemacht", sagte Professorin Heidrun Kämper vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim heute gegenüber der Nachrichtenseite "Welt".

Professor Jörg Matthes von der Uni Wien sagt dort weiter: "Das Framing-Manual ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar." Auch ein wissenschaftliches Magazin, das Wehling nach eigenen Angaben herausgebe, existiere nicht. "Dr. Wehling legt selbst keine empirischen Belege vor, es finden sich auch keine neurowissenschaftlichen Befunde für die Thesen. Mir kommt das wie eine perfekte Inszenierung von Wissenschaftlichkeit vor und die Medien sowie die Politik fallen darauf reihenweise herein."

Doch es finden sich auch Stimmen, die die Arbeit von Frau Wehling stützen. In der BILD wird Professor Henning Lobin von der Uni Mannheim zitiert: "Elisabeth Wehlings Arbeiten basieren auf einer sehr guten Kenntnis von sprachwissenschaftlichen wie kognitionswissenschaftlichen Arbeiten in diesem Bereich, sodass ich nicht an ihrer Expertise zweifle."

Der Streit um das ARD-Papier geht weiter.