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"Westworld"

Selten gab es um eine Serie so viel Geheimniskrämerei. Wir fassen zusammen, was wir wissen

Das Chaos übernimmt die Kontrolle." Unter diesen Slogan hat HBO die zweite Staffel von "Westworld" gestellt. Das Schlüsselwort lautet Kontrolle. Denn die versuchen die Showrunner Lisa Joy und Jonathan Nolan zu behalten. Bereits die erste Staffel ihrer Adaption des 70er-Kinofilms um einen brutalen Vergnügungspark, in dem die Roboter ein Bewusstsein entwickeln und sich gegen ihre menschlichen Unterdrücker auflehnen, war mysteriös. Doch offensichtlich nicht mysteriös genug. Denn fanatische Internetfans hatten auf Message-Boards wie Reddit bereits die größten Geheimnisse der Serie gelüftet, bevor sie auf dem Schirm waren.

Das soll für die zweite Staffel unbedingt verhindert werden, und so wurde die Geheimhaltungsstufe noch einmal hoch­geschraubt. Screener für Journalisten wurden bisher nicht verschickt, und selbst die wenigen bekannten Hinweise musste man sich hart erarbeiten.

Die Tür ist der Schlüssel
Um die Aufmerksamkeit auf die zweite Staffel zu lenken, schickten die Stars der Serie ihre Fans via Twitter auf eine Schnitzeljagd, an deren Ende das Poster eines Robotergeiers neben einem blu­tigen Hut zu sehen war. Doch das war noch nicht alles. In dem Poster war ein Code versteckt, der zu einer Webseite führte, auf dem es einen neuen Teaser zu den weiteren Episoden gab.

Der enthüllte allerdings nicht exklusive neue Bilder. Er war ein Zusammenschnitt von Motiven der ersten Staffel, in dem Türen geöffnet werden. Und aus dem Off sagt die Stimme des juvenilen "West­world"-Architekten Robert Ford: "Jetzt seid ihr in meinem Spiel. In diesem Spiel müsst ihr die Tür finden."

So viel steht fest: Die Tür wird das zentrale Motiv der neuen Folgen und damit zum neuen Labyrinth. Die erste Staffel war geprägt davon, dass Parkbesucher William (jung: Jimmi Simpson, alt: Ed Harris) jahrzehntelang jedes Geheimnis des Parks lösen wollte - allen voran ein myste­­ri­öses Labyrinth, für dessen Entschlüsselung er die Gastgeber genannten, menschenähnlichen Roboter mordete und vergewaltigte.

Doch durch einen bewusst eingebauten Programmierfehler begannen sich die Gastgeber um Dolores (Evan Rachel Wood) und Maeve (Thandie Newton) zu erinnern und zur Wehr zu setzen - bis alles in einem riesigen Blutbad kulminierte, das auch Parkgründer Ford (Anthony Hopkins) das Leben kostete.

Offiziell hatte Hopkins nur für eine Staffel unterschrieben. Dennoch gibt es Vermutungen, dass er wieder zurückkehrt - Spekulationen, die die Produzenten natürlich keinesfalls unter­drücken. Schließlich heizt so ­etwas die Erwartungen an.

Mit zwölf Millionen Zuschauern war "Westworld" für HBO bereits der erfolgreichste Serienstart ­aller Zeiten. Wichtiger noch: Wochenlang dominierte die Serie die Diskussionen im Internet. Und genau dort streut HBO sporadisch Hinweise. So verrät die Webseite delosdestinations.com, dass es insgesamt sechs Parks gibt. Namentlich genannt wird dabei nur "Shogun World", auf die es bereits im Finale der ersten Staffel einen Hinweis gab. Ist der Zugang zu diesem neuen Park ­etwa die sagenumwobene Tür? Auf die Antwort müssen wir uns sicher noch einige Wochen gedulden - es sei denn, die Reddit-Fans sind wieder cleverer, als die Showrunner dachten.
Ein Interview mit Evan Rachel Wood und James Marsden
Dolores und Teddy gehören zu den liebenswürdigeren Robotern im Wildwest-Vergnügungspark von "Westworld". Doch als wir die Darsteller während des Drehs zu Staffel zwei besuchen, treffen wir auf eine Mauer des Schweigens. Evan Rachel Wood (30, "Dreizehn") und James Marsden (44, "X-Men") haben einen Maulkorb verpasst bekommen. Was aber nicht heißt, dass sie nichts zu sagen hätten.

Was können Sie uns über die neue Staffel sagen?
James Marsden: Sorry, wir sind
alle gewarnt worden. Wir dürfen leider gar nichts sagen.
Evan Rachel Wood: Das Einzige, was ich Ihnen erzählen kann, ist, dass die zweite Staffel mehr die Graustufen ausleuchtet. Keiner ist per se gut oder böse, und die Loyalitäten des Zuschauers werden sich immer wieder verschieben.

Wann erfahren Sie denn, wie es in der Serie weitergeht?
Wood: Woche für Woche, wenn das neue Drehbuch kommt. Ich hatte erwartet, in ­dieser Staffel mehr Informationen vorab
zu ­bekommen. Tatsächlich war es eher noch weniger.
Marsden: Evan und ich haben ­eine Tradition entwickelt, dass wir einander anrufen, wenn das neue Drehbuch in unserem Posteingang landet, und darüber ­reden, was für perverse Dinge unsere Figuren jetzt wieder machen.

Haben Sie einige der Wendungen vorausgeahnt?
Marsden: Da muss ich dich jetzt mal outen, Evan. Sie ist einer der größten Fans der Serie, die ich kenne. Ungefähr einen Monat
bevor wir das letzte Drehbuch bekommen haben, fragte sie mich, ob ich glaube, sie sei Wyatt. Und sie hatte recht. Sie hat auch die ­Geschichte mit dem Man in Black richtig prophezeit. Sie ist wie die Leute auf (der Social-News-Plattform) Reddit, die einfach alles ­vorhersagen. (lacht)

Haben Sie denn eine ­Lieblingstheorie, Evan?
Wood: Meine Lieblingstheorie ist, dass wir im Weltall sind. Auf dem Mars, genauer gesagt. Die Idee kam mir schon nach dem ­Pilotfilm.

Sie beide spielen Roboter. Was ist denn Ihr Lieblingsroboter in der Filmgeschichte?
Wood: Ich wuchs mit "Termi­nator" auf. Tatsächlich hätte ich deswegen fast meinen Sohn ­Connor genannt.
Marsden: Ich muss da bei ­"Westworld" bleiben. Yul Brynner war in dem alten Film wirklich angsteinflößend.