Glaubt man dem Team von "Wednesday", dürfte der Erfolg der Netflix-Serie auch daran liegen, dass viele Szenen an historischen Schauplätzen in Rumänien gedreht worden sind. Das Karpatenland lockt seit Jahren Produzenten von US-Abenteuerfilmen an, weil es noch viel unberührte Natur und historische Gemäuer zu bieten hat – die man sonst mühsam und teuer im Studio bauen müsste.
Hauptdarstellerin Jenna Ortega schwärmt von den Drehorten
"Alles schien wie per Photoshop hergestellt", schwärmt Jenna Ortega, Darstellerin der Titelfigur, im Interview des rumänischen Portals "hotnews.ro". Nahe an der Photoshop-Perfektion wirkte auf Ortega vor allem der kuschelig arkadengeschmückte einstige Bahnhof der rumänischen Könige aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen im Karpaten-Kurort Sinaia. Man kann ihn sich als stilechte Haltestelle für den Orient-Express aus der Belle Epoque vorstellen.
Keine zehn Kilometer von Sinaia entfernt liegt das Schloss Cantacuzino in Busteni, das in "Wednesday" als "Nevermore-Akademie" fungiert. Der prunkvolle, eklektische Palast aus dem Jahr 1911, heute ein Museum, wurde von Prinz Gheorghe Grigore Cantacuzino (1837-1913) gebaut, Spross eines alten byzantinischen Adelsgeschlechts. Er war seinerzeit wohl der reichste Rumäne und zeitweilig Ministerpräsident des Königreichs Rumänien (1899-1900 und 1905-1907).
Mit zur Serienkulisse wurde auch die Bukarester Villa Casa Monteoru auserkoren, ein prunkvoll und eklektizistisch verspieltes Bauwerk vom Ende des 19. Jahrhunderts, das ein reicher Kaufmann mit griechischen Wurzeln errichten ließ. Während des Kommunismus war es Sitz des Schriftstellerverbands, heute gehört es wieder den Nachkommen der Familie Monteoru. Hinzu kamen als Filmsets in der Hauptstadt der Botanische Garten und das Schwimmbad des Sportclubs Dinamo, in dem eine Szene mit gefährlichen Piranhas spielt.
Etliche Szenen wurden auch in den Filmstudios Buftea bei Bukarest gedreht und in der freien Natur, die – so die Produzenten – gut zum fiktionalen "Wednesday"-Schauplatz Vermont in den USA passt.
Als guter Geist hinter all der Logistik stand die rumänische Produzentin Carmen Pepelea. Sie hatte vorher schon als Mitproduzentin unter anderem von "Voyagers" mit Colin Farrell und Lily-Rose Depp internationale Erfahrungen gesammelt.
Die Dreharbeiten zu "Wednesday" in Rumänien musste Pepelea mitten in der Corona-Pandemie stemmen. Drei rumänische Schauspieler verstärken die internationale Besetzung: George Burcea gibt den Majordomus Lurch, Cezar Grumazescu spielt den Trainer Vlad und der Zaubertrick-Künstler Victor Dorobantu spielt "The Thing", das "Eiskalte Händchen" der Familie Addams, das durch den Film geistert.
Voll des Lobes für den Drehort Rumänien und die Mitarbeiter aus dem Karpatenland ist auch Regisseur Tim Burton. Er habe hier den "Vibe" wiedergefunden, den er schon vorher gekannt habe, durch die Geschichten um die literarisch in Transsilvanien beheimatete "Dracula"-Figur des irischen Romanciers Bram Stoker (1847-1912).
"Es war für mich eine neue Erfahrung", schwärmt Burton im Gespräch mit dem Portal "urban.ro". "Ich sage es mit Nachdruck: Das Besondere, was ihr in Rumänien habt, ist die Qualität der Menschen. Natürlich, es ist eine andere Kultur, eine andere Energie, aber vor allem gibt es dort große Künstler und große Profis: Bildhauer, Bühnenbildner, Schauspieler. Das ist die Erinnerung an Rumänien, die ich behalte."