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Sex and the City: Warum es in der Sendung um viel mehr als Sex ging

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Charlotte, Miranda, Carrie und Samantha bei "Sex and the City" HBO, Montage: TV SPIELFILM

Vor 16 Jahren endete die Erstausstrahlung von "Sex and the City" in Deutschland. Bis heute begleitet die Serie eine riesige Fangemeinde und ein Kultstatus, der seinesgleichen sucht. Einer der wichtigsten Aspekte wird dabei oft vergessen: Freundschaft

Als der PayTV-Sender HBO 1998 in den USA die Serie "Sex and the City" an den Start brachte, war die Aufregung groß. Unter der Prämisse "Können Frauen so Sex haben wie Männer?" stellte sich die Sex-Kolumnistin Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) Beziehungsfragen und revolutionierte damit das Frauenbild der späten 90er. Plötzlich konnten und wollten Frauen ihre Sexualität nicht nur ausleben, sondern auch mit ihren Freundinnen darüber reden. Sie und ihre drei Freundinnen Miranda (Cynthia Nixon), Samantha (Kim Cattrall, die erst vor Kurzem in einer Serie die Großmutter spielte) und Charlotte (Kristin Davis) sprachen über One-Night-Stands, Blowjobs, Penisse und alles was dazu gehört.

Bis heute genießt die Serie Kultstatus und es wird regelmäßig über einen dritten Film spekuliert, auch wenn einige Sachen wie fehlende Diversität und ein paar Wendungen das Alter der Serie aufzeigen. Bei allen Fehlern sind aber die guten Dialoge, die Ehrlichkeit und die Schauspielerinnen nach wie vor einwandfrei. Ein Aspekt, der ebenfalls bis heute nicht an Relevanz verloren hat, ist die Darstellung von Freundschaft in der Serie – Freundschaft zwischen vier Frauen.

Sex and the City: Unrealistische Freundschaften?

Alle vier zentralen Frauenfiguren sind sehr unterschiedlich. Von der Zynikerin über die Konservative bis zur Promiskuitiven teilen sie dennoch alle ihre Schwierigkeiten miteinander. Aber die stärksten Freundschaftsmomente der Serie sind nicht unbedingt das gemeinsame Abhängen in Bars oder wenn sie sich gegenseitig von ihren Männern erzählen, sondern die Auseinandersetzungen. In der Folge "Gute Nachbarschaft" gibt es einen der ehrlichsten Momente zwischen Miranda und Carrie, als sie ihr sagt, dass Mr. Big für sie toxisch ist und Carrie sich jedes Mal völlig verändert, sobald sie etwas miteinander haben. Die Kritik ist schmerzhaft und fast schon gemein, auch wenn Miranda in vielen Punkten Rechten hat. Steckt eine Freundschaft das einfach weg?

Ein anderer Streit ist umso gravierender: Als Samantha in der Folge "Familienbande" mit Charlottes Bruder schläft, ist diese stinksauer und bezichtigt Samantha ein Flittchen (tatsächlich sagt sie Schlimmeres) zu sein. Der Streit der beiden eskaliert, aber am Ende vertragen sie sich wieder – trotz der wüsten Beschimpfungen. Es sind genau diese Momente, die an "Sex and the City" stark sind: Richtig gute Freundschaften müssen Kritik aushalten, müssen absurde Vorwürfe auch überstehen können. Noch im Jahr 2020 gibt es den großen Wunsch nach weiblicher Solidarität untereinander, da die Gesellschaft Frauen schon genug Steine in den Weg legt. Wenn diese Frauen sich gegenseitig verzeihen, kritisieren und verstehen können, leben sie genau diese weibliche Solidarität vor.

Die traurigen Momente

Oft wird der Serie vorgeworfen, sie drehe sich nur um Männer, Sex und die teure Kleidung der vier Frauen. Das ist eigentlich unberechtigt: In "Der Igitt-Faktor" bekommt Samantha die Diagnose Brustkrebs, will es aber auf Mirandas Hochzeit nicht erzählen. Als es dann doch kurz zur Sprache kommt, besteht Miranda darauf, über die Diagnose zu sprechen mit den Worten: "Ihr seid meine Leute." In der Folge "Der große Absturz" gibt es einen weiteren ungewöhnlich traurigen Moment für die sonst so leichte Serie. Als Mirandas Mutter stirbt, versuchen alle drei Freundinnen ihr auf ihre eigene Weise Trost zu spenden und während Charlotte sich um die Beerdigung kümmert, ist es vor allem Carrie, die Miranda in einem entscheidenden Moment zur Seite steht. Als der Sarg durch die Kirche nach draußen getragen wird, muss Miranda diesem in Tränen aufgelöst alleine folgen. Carrie steht kurzerhand auf und nimmt den Platz eines fehlenden Ehemanns oder Familienmitglieds ein, der die trauernde Miranda vielleicht sonst begleiten würde.

Auch als in "Geschuldet, geliehen, geschenkt" Charlotte Carrie aus einer finanziellen Notlage hilft, obwohl Geld und Freundschaft eine komplizierte Kombination für Charlotte sind, beweist die Serie, wie nahe sich die vier Frauen stehen. Sie sind wie eine Familie füreinander da – das ist es, was "Sex and the City" nach 16 Jahren zeitlos gut macht.