Als "Sex and The City" 1998 zum ersten Mal über die Fernsehbildschirme flimmerte, war die Serie allein schon durch ihren Titel provokant. Auch die Themen, die im Vordergrund stehen, fanden zu der Zeit noch selten im TV statt. Eine Gruppe Frauen in ihren Dreißigern, die in New York alles andere als sesshaft geworden ist, sondern immer noch versucht, das Leben und die Liebe zu verstehen. Begleitet von einer Aufmacher-Frage aus der Sex-Kolumne der Hauptcharakterin Carrie (Sarah Jessica Parker) versuchen die vier Frauen genauso Klischee-sprengend zu sein, wie sie auch verschiedene Klischees über Frauen verkörpern. Carrie liebt Schuhe und alles, was mit Shoppen zu tun hat und kostet auch den ein oder anderen Vorteil im Leben durch ihre Weiblichkeit aus.

Dennoch gilt die Show für viele in den späten Neunzigern und frühen Zweitausendern als bahnbrechende Begleiterscheinung einer sich verändernden Gesellschaft. Die Serie glänzte damals durch ihre Sex-Positivität, ihre Queer-Freundlichkeit sowie ihre Repräsentation von Frauen in ihren Dreißigern, die nicht unbedingt dem traditionellen Bild folgen und verwandelt sich schon bald zur Kult-Serie. Trotzdem wirkt die Serie aus heutiger Perspektive auch zum Teil sehr in die Jahre gekommen. Vanity Fair schreibt: "Zu ihrer Glanzzeit elektrisiert die Show mit ihrer Fähigkeit den Zeitgeist mühelos einzufangen. Rückblickend bin ich geschockt darüber, wie schnell die ‘Queer-freundliche Show‘ Trans- und Bi-Charaktere unter den Bus wirft, wenn sie nicht gerade homosexuelle Charaktere als Requisiten oder Witzgrundlagen einsetzt". Dennoch stellt "Sex and the City" große Fragen mit einer Offenheit und Ehrlichkeit, die unsere sexuellen Vorurteile herausfordern. Wo ist die Serie also noch heute relevant?

Carries Kolumne

Jede Folge wird von einer Frage begleitet, die Carrie - aus ihrem Privatleben inspiriert - in ihrer Sex-Kolumne reflektiert. Einige dieser Fragen waren damals mehr als relevant, würden so mit den heutigen Vorstellungen einer Beziehung seltener gestellt werden. Doch auch wenn sich einiges verändert, bleibt vieles gleich und die Fragen, die Menschen in Liebesbeziehungen damals beschäftigt haben, beschäftigen sie auch noch heute.

Mit manchen Fragen war Carrie vielleicht sogar ihrer Zeit voraus. Die Themen drehen sich um die Lebensrealität der vier Frauen. Alle leben in der amerikanischen Großstadt New York und sind auf ihre Art erfolgreich und die meiste Zeit unverheiratet. Daher fallen einige Themen, die damals wie heute genauso relevant sind, schon von Natur der Show ausgehend raus. Allerdings trifft "Sex and the City", wie auch VOGUE schreibt, mit Fragen wie "Ist es in einer Stadt mit großen Erwartungen an der Zeit, sich mit dem abzufinden, was man bekommt?" (Staffel 1, Folge 9) noch heute den Zahn der Zeit. Die Protagonistin stellt sich diese Frage, als sie von Mr. Big erfährt, dass dieser nach zwei gescheiterten Ehen nicht mehr heiraten möchte. Da Carrie schon daran interessiert wäre, ist diese Neuigkeit ein richtiger Schock für sie. Diese Frage ist eins zu eins auf heute zu beziehen und daher vielleicht relevanter denn je.

Besonders in Großstädten, aber auch einfach durch die Existenz von Dating-Apps gibt es viel mehr Auswahl an potenziellen Partnern, als Carrie in den späten Neunzigern hatte. Trifft man sich also mit einer Person und man entdeckt die kleinen Fehler, ist die Versuchung groß, sich auf die Suche nach jemandem Neuen zu begeben. Chance oder Hindernis? Sollte man irgendwann damit zufrieden sein, was man hat? Mit Fragen wie "In einer schwerelosen Welt, in der 'alles erlaubt' ist, was bedeutet Fremdgehen?" (Staffel 2, Folge 6), meinte die Serie zur Zeit der Ausstrahlung noch kein Thema wie offene Beziehung, oder gar Polyamorie, sondern sprach damals auf die Grenzen einer traditionelleren Beziehung an, aber auch für solche Beziehungskonzepte ist die Frage heute sehr relevant. Auch die klassischen Beziehungsfragen kommen in "Sex and the City" vor. Gerade hier beschäftigen alle Generationen ähnliche Fragen, wie "Brauchen wir Drama, dass eine Beziehung funktioniert" (Staffel 3, Folge 7), oder "Wenn es um eine Beziehung geht, woran erkennt man, dass man genug einstecken musste?" (Staffel 2, Episode 12).

Insgesamt ist es eine Serie, die so sehr den Zeitgeist auffangen konnte, dass man ihr das Alter auf jeden Fall anmerkt. Dennoch hat sich die Welt in den letzten 30 Jahren zwar verändert, allerdings nicht so sehr, dass es nicht noch genug Themen gäbe, die das Leben von Frauen in den Dreißigern damals so wie heute beschäftigen.