Was seine Gangsterqualitäten im wirklichen Leben betrifft? Rupert Grint, einer der Hauptdarsteller von "Snatch", guckt skeptisch aus der Wäsche, die an diesem trüben Freitagvormittag aus einem grauen Kapuzenpulli besteht. "Ich wäre ein mieser Krimineller, komplett unbrauchbar", so die Überzeugung des mittlerweile 28-jährigen Engländers. Um seine Selbsteinschätzung zu belegen, kramt Rupert die einzige - und überaus milde - illegale Episode hervor, an die er sich erinnern kann. Und selbst das erst nach längerer Denkpause. "Als kleiner Junge ließ ich in der Drogerie mal eine Haarbürste mitgehen. Ich habe mich nachher geschämt und sehr schuldig gefühlt. Seitdem fahre ich nicht einmal mehr Zug ohne Ticket. Ich bin wohl einfach ein ziemlich anständiger Kerl."
Immerhin, und das dürfte den nach wie vor schwer studentisch wirkenden Darsteller weit besser auf seine neue Rolle vorbereitet haben, "spielte ich als Kind total gern Bankräuber".Wir treffen Grint, weltberühmt geworden als Ron Weasley in den "Harry Potter"-Filmen, im feinen Great John Street Hotel in Manchester. Quasi direkt auf der anderen Straßenseite entstanden die meisten Szenen für "Snatch". Dabei sind die Granada Studios mitten im Stadtzentrum eigentlich seit 2013 geschlossen, die britische TV- und Kinoproduktion tummelt sich nun überwiegend im Vorort Salford. Auch "Coronation Street" (so eine Art britische "Lindenstraße") entsteht längst drüben auf der anderen Seite der Stadt, und bevor auf diesem Gelände 2018 ein Luxusapartments-mit-Hotel-Komplex hochgezogen wird (Manchester boomt gewaltig), durfte das "Snatch"-Team noch die alten Kulissen der seit Jahrzehnten erfolgreichen Soap auftragen.
Immerhin, und das dürfte den nach wie vor schwer studentisch wirkenden Darsteller weit besser auf seine neue Rolle vorbereitet haben, "spielte ich als Kind total gern Bankräuber".Wir treffen Grint, weltberühmt geworden als Ron Weasley in den "Harry Potter"-Filmen, im feinen Great John Street Hotel in Manchester. Quasi direkt auf der anderen Straßenseite entstanden die meisten Szenen für "Snatch". Dabei sind die Granada Studios mitten im Stadtzentrum eigentlich seit 2013 geschlossen, die britische TV- und Kinoproduktion tummelt sich nun überwiegend im Vorort Salford. Auch "Coronation Street" (so eine Art britische "Lindenstraße") entsteht längst drüben auf der anderen Seite der Stadt, und bevor auf diesem Gelände 2018 ein Luxusapartments-mit-Hotel-Komplex hochgezogen wird (Manchester boomt gewaltig), durfte das "Snatch"-Team noch die alten Kulissen der seit Jahrzehnten erfolgreichen Soap auftragen.
Der Set ist kleiner als erwartet und tatsächlich etwas in die Jahre gekommen. Menschen begegnen wir auf unserem Rundgang selten, ein Gefühl von Verlassenheit kommt auf. Hübsch sind die kleinen Hinterhofgassen, in deren Kopfsteinpflaster sich der Regen sammelt. Hier sieht es wirklich so aus wie im Londoner East End, wo "Snatch" eigentlich spielt. Plötzlich Lärm. Ist was eingekracht? Nein. In der Halle mit dem Boxring (gestattet ist nur ein scheuer Blick von außen) sind bereits die Abrissarbeiter am Werk. Boxkämpfe sind ein zentrales Element in "Snatch", und - so wie schon im Kinofilm - auch diesmal ein beliebtes Vehikel für Superzeitlupen, eingefrorene Szenen und ähnliche Visual Effects. "Es ist recht riskant", so Rupert Grint, "eine Serie zu machen, die auf einem populären Film basiert."
Manchmal klappt es ("Fargo"), oftmals nicht. "Aber wir haben eine attraktive, junge Besetzung, viel Action, Humor und noch mehr Energie." Jedoch: "Ein bisschen Druck", das Ding zu rocken, den spüre er schon. "Wir haben allerdings nicht einfach den Film nacherzählt", erklärt Grint, "sondern ‚Snatch‘ praktisch neu erfunden." Rupert Grint, der auch als Executive Producer von "Snatch" fungiert, spielt Charlie Cavendish, einen im Grunde herzensguten, aber reichlich naiv-stümperhaften und mit einer Vorliebe für Partys, Pillen und seltsame Scherze ausgestatteten Spross einer verarmten Hippie-Adelsfamilie. Charlie ist einer von drei Jungsfreunden im Alter von Anfang zwanzig, neben ihm stolpern der schöne Albert "Albie" Hill (Luke Pasqualino aus "Skins", "Snowpiercer") und das Boxtalent Billy Ayers (Lucien Laviscount, "Scream Queens") durch das häufig selbst eingebrockte Chaos. Im Hintergrund, genauer gesagt aus dem Knast, zieht Albies knochentrockener Berufsverbrechervater Vic Hill (Dougray Scott) so manchen Faden, an dem er den Sohn immer tiefer in die Tinte zu tunken scheint. Auch Ed Westwick (aus "Gossip Girl") hat als kubanischer Gangster Sonny Castillo denkwürdige Szenen, und mit Chloe Koen (Stephanie Leonidas) sowie Lolli Mott (Phoebe Dynevor) ist auch die Abteilung Love Interest gut bestückt.
Regisseur Guy Ritchie, der mit dem Knalltüten-Kinofilm im Jahr 2000 seinen mainstreamdurchbruch schaffte, hat mit der Serie genauso wenig zu schaffen wie der frühere Cast um Brad Pitt, Benicio Del Toro, Vinnie Jones und Jason Statham. Autor und Produzent Alex De Rakoff ("Dead Man Running") lehnt sich nur locker an das Original an: Die drei kleinkriminellen Freunde klauen aus Versehen den falschen Lastwagen
und werden auf diese Weise Besitzer von wirklich sehr, sehr viel Gold, das sie - umtost von Turbulenzen, der eigenen Trotteligkeit und diversen Ungunstlingen - im Folgenden möglichst gewinnbringend und ohne Verlust der körperlichen Unversehrtheit wieder loszuwerden trachten.
Manchmal klappt es ("Fargo"), oftmals nicht. "Aber wir haben eine attraktive, junge Besetzung, viel Action, Humor und noch mehr Energie." Jedoch: "Ein bisschen Druck", das Ding zu rocken, den spüre er schon. "Wir haben allerdings nicht einfach den Film nacherzählt", erklärt Grint, "sondern ‚Snatch‘ praktisch neu erfunden." Rupert Grint, der auch als Executive Producer von "Snatch" fungiert, spielt Charlie Cavendish, einen im Grunde herzensguten, aber reichlich naiv-stümperhaften und mit einer Vorliebe für Partys, Pillen und seltsame Scherze ausgestatteten Spross einer verarmten Hippie-Adelsfamilie. Charlie ist einer von drei Jungsfreunden im Alter von Anfang zwanzig, neben ihm stolpern der schöne Albert "Albie" Hill (Luke Pasqualino aus "Skins", "Snowpiercer") und das Boxtalent Billy Ayers (Lucien Laviscount, "Scream Queens") durch das häufig selbst eingebrockte Chaos. Im Hintergrund, genauer gesagt aus dem Knast, zieht Albies knochentrockener Berufsverbrechervater Vic Hill (Dougray Scott) so manchen Faden, an dem er den Sohn immer tiefer in die Tinte zu tunken scheint. Auch Ed Westwick (aus "Gossip Girl") hat als kubanischer Gangster Sonny Castillo denkwürdige Szenen, und mit Chloe Koen (Stephanie Leonidas) sowie Lolli Mott (Phoebe Dynevor) ist auch die Abteilung Love Interest gut bestückt.
Regisseur Guy Ritchie, der mit dem Knalltüten-Kinofilm im Jahr 2000 seinen mainstreamdurchbruch schaffte, hat mit der Serie genauso wenig zu schaffen wie der frühere Cast um Brad Pitt, Benicio Del Toro, Vinnie Jones und Jason Statham. Autor und Produzent Alex De Rakoff ("Dead Man Running") lehnt sich nur locker an das Original an: Die drei kleinkriminellen Freunde klauen aus Versehen den falschen Lastwagen
und werden auf diese Weise Besitzer von wirklich sehr, sehr viel Gold, das sie - umtost von Turbulenzen, der eigenen Trotteligkeit und diversen Ungunstlingen - im Folgenden möglichst gewinnbringend und ohne Verlust der körperlichen Unversehrtheit wieder loszuwerden trachten.
Für immer Ron Weasley? Ist schon okay!
In der Mittagspause des Kulissenbesuchs gibt der gestandene Bösewichtdarsteller Dougray Scott ("Mission: Impossible 2", "Taken 3") seine Einschätzung: "Die jungen Leute werden die Serie lieben, und man sieht, dass Alex De Rakoff seine Wurzeln in Musikvideos hat." Anschließend steht das Highlight des Tages zur Besichtigung an: der Nachtclub von Sonny Castillo. Läuft man über die Tanzfläche an den schnuckeligen Separees vorbei, kommt man zu einer erhaben geschwungenen Treppe, die in die Privatgemächer des Gangsterbosses führt. Überall hängen Teppiche, sogar unter der Decke. In der Mitte des Raums steht das Bett in Form eines Herzens, daneben, auch das Vorspiel ist schließlich wichtig, sprudelt der Jacuzzi. Ja, die Serie ist schon auch sexy.
Für Grint selbst ist "Snatch" nach einigen kleineren Filmen und Theaterprojekten die wohl größte Rolle seit "Harry Potter". Während Emma Watson und Daniel Radcliffe sich längst von den acht zwischen 2001 und 2011 gedrehten Zauberlehrlingsfilmen emanzipiert haben, hat sich der Rotschopf schon äußerlich kaum verändert. Rupert Grint ist immer noch ein Junge, bloß jetzt ein großer. "Manchmal nahm es mir ganz schön die Luft zum Atmen, so lange denselben Charakter zu spielen, und als es plötzlich vorbei war, wusste ich erst nicht, was ich mit der neuen Freiheit machen sollte. Ich holte ein paar Sachen nach, die ich in dieser seltsamen, umsorgten Potter-Blase verpasst hatte, aber ich weiß, dass ich für immer auch Ron Weasley sein werde. Ist okay so."
Für seinen Charlie-Cavendish-Charakter habe er eingehende Studien eines in etwa gleich alten, noch berühmteren rothaarigen Landsmanns betrieben. "Ich habe versucht, mir viel von Prinz Harry abzuschauen - seine Stimme, seine Haltung, wie er sich gibt, einfach alles. Er weiß das aber nicht." Jetzt schon.
Autor: Steffen Rüth
Für Grint selbst ist "Snatch" nach einigen kleineren Filmen und Theaterprojekten die wohl größte Rolle seit "Harry Potter". Während Emma Watson und Daniel Radcliffe sich längst von den acht zwischen 2001 und 2011 gedrehten Zauberlehrlingsfilmen emanzipiert haben, hat sich der Rotschopf schon äußerlich kaum verändert. Rupert Grint ist immer noch ein Junge, bloß jetzt ein großer. "Manchmal nahm es mir ganz schön die Luft zum Atmen, so lange denselben Charakter zu spielen, und als es plötzlich vorbei war, wusste ich erst nicht, was ich mit der neuen Freiheit machen sollte. Ich holte ein paar Sachen nach, die ich in dieser seltsamen, umsorgten Potter-Blase verpasst hatte, aber ich weiß, dass ich für immer auch Ron Weasley sein werde. Ist okay so."
Für seinen Charlie-Cavendish-Charakter habe er eingehende Studien eines in etwa gleich alten, noch berühmteren rothaarigen Landsmanns betrieben. "Ich habe versucht, mir viel von Prinz Harry abzuschauen - seine Stimme, seine Haltung, wie er sich gibt, einfach alles. Er weiß das aber nicht." Jetzt schon.
Autor: Steffen Rüth
Sendehinweis
Gestern lief die erste Folge im Pay-TV, der nächste Ausstrahlungstermin ist Dienstag, der 30. Mai, um 21.50 Uhr. Allerdings kann die 1. Folge ab dem 24. Mai kostenlos auf www.axn.de abgerufen werden.