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Neue Serie

Weinberg: Die große deutsche Serie!?

Weinberg: Die große deutsche Serie!?
Friedrich Mücke in "Weinberg" (TNT-Serie)

Berauschend oder nur im Suff zu ertragen? Die neue deutsche Mystery-Serie "Weinberg" (ab dem 9.11. um 22.10 Uhr auf Vox) hat unsere Redaktion gespalten. Ein Pro und Contra.

Wann kommt sie endlich, die erste große deutsche Serie, die es mit US-Vorbildern aufnehmen kann? Diese Frage wa­berte durch die Republik, als "Weinberg" aus dem Nebel auftaucht. Ist die pfälzische Mysteryserie das deutsche "Twin Peaks"? Das Echo auf die Serie, eine Eigenproduktion vom Pay­TV­Sender TNT und 2015 dort gelaufen, ließ den Vergleich jedenfalls zu. Einen Grim­me­-Preis gab es und lobende Kritikerstimmen. Die TV SPIELFILM­ Redaktion war und ist allerdings gespalten...
Pro
Surreales Grauen in dem Ahr­taler Winzerdorf Kaltenzell: Die Mystery­serie dringt tief in den geschlos­senen Kosmos einer hinter­ wäldlerischen Gesellschaft mit ihrem düsteren Geheimnis und lauerndem Begehren.

Ein Mann (Fried­rich Mücke), der sich an nichts erinnern kann; eine Weinkönigin, die mit Krone auf dem Kopf tot zwi­schen den Reben hängt und nur wenig später unten im Dorf dem Unbekannten gegenübersteht - le­bend und unverletzt.Was ist ge­schehen? Ist er verrückt gewor­den? Oder sind die anderen durchgedreht?

"Weinberg" mischt Motive von Michael Hanekes gravi­tätischer Dorfgeschichte "Das weiße Band" mit einem Schuss "Twin Peaks"­ und fügt noch einige subtile Grusel­effekte im Stil eines Stephen King hinzu. Die Bilder sind ver­nebelt, selbst das Sonnenlicht wirkt an diesem kühlen Ort fahl. Unselige Geister der Ver­gangenheit sind allgegenwärtig. So kunstvoll ist im deutschen Fernsehen die Fantastik noch nie in die Realität eingebrochen. Dass deutsche Serien im in­ternationalen Vergleich nicht mithalten können, gehört mit dieser Serie der Vergangenheit an. "Weinberg" markierte 2015 die Wende. Darauf einen Ahr­taler.
Heiko Rosner
Contra
TNT-Serie
"Macht mal was Besonderes", bat der produzierende Sender TNT Serie Arne Nolting und Jan Martin Scharf. Um endlich in Deutschland eine Serie von Weltformat auf die Beine zu stellen, wurden die beiden Auto­ren mit allen Rechten eines US­ Showrunners ausgestattet, durf­ten bei allen Personalentschei­dungen mitreden und waren von Drehbuch bis Schnitt in alle Prozesse eingebunden. Nur: Ein Showrunner macht noch keine gute Serie.

Die Geschichte eines Unbekannten, der ohne Ge­dächtnis in einem Weinberg unter einer toten Frau erwacht, zitiert unzählige Vorbilder: Von der "Lost"­ ähnlichen Anfangs­szene über die Atmosphäre eines Nordic Noir bis zur selt­samen "Twin Peaks"­artigen Dorfgemeinschaft ist alles da, was im internationa­len Serienkatalog gerade gut geht.

Dagegen ist nichts zu sagen - wenn man mit den Zu­taten umgehen kann. Doch der Zuschauer wird hier nicht hineingezogen, weil er immer sieht, wie sich die Räd­chen im Hintergrund drehen. Nichts wirkt organisch: Mystery entsteht nur, weil sich die Figu­ren unnatürlich verhalten und man bewusst in die Irre geführt wird. Sorry, aber die Pfalz hat eine bessere Serie zum Wein verdient.
Rüdiger Meyer

Aber macht euch selbst ein Bild: Ab dem 9.11. um 22.10 Uhr bei Vox, sechs Teile, jeweils in Doppelfolgen Mittwoch und Freitag.