Wann kommt sie endlich, die erste große deutsche Serie, die es mit US-Vorbildern aufnehmen kann? Diese Frage waberte durch die Republik, als "Weinberg" aus dem Nebel auftaucht. Ist die pfälzische Mysteryserie das deutsche "Twin Peaks"? Das Echo auf die Serie, eine Eigenproduktion vom PayTVSender TNT und 2015 dort gelaufen, ließ den Vergleich jedenfalls zu. Einen Grimme-Preis gab es und lobende Kritikerstimmen. Die TV SPIELFILM Redaktion war und ist allerdings gespalten...
Pro
Surreales Grauen in dem Ahrtaler Winzerdorf Kaltenzell: Die Mysteryserie dringt tief in den geschlossenen Kosmos einer hinter wäldlerischen Gesellschaft mit ihrem düsteren Geheimnis und lauerndem Begehren.
Ein Mann (Friedrich Mücke), der sich an nichts erinnern kann; eine Weinkönigin, die mit Krone auf dem Kopf tot zwischen den Reben hängt und nur wenig später unten im Dorf dem Unbekannten gegenübersteht - lebend und unverletzt.Was ist geschehen? Ist er verrückt geworden? Oder sind die anderen durchgedreht?
"Weinberg" mischt Motive von Michael Hanekes gravitätischer Dorfgeschichte "Das weiße Band" mit einem Schuss "Twin Peaks" und fügt noch einige subtile Gruseleffekte im Stil eines Stephen King hinzu. Die Bilder sind vernebelt, selbst das Sonnenlicht wirkt an diesem kühlen Ort fahl. Unselige Geister der Vergangenheit sind allgegenwärtig. So kunstvoll ist im deutschen Fernsehen die Fantastik noch nie in die Realität eingebrochen. Dass deutsche Serien im internationalen Vergleich nicht mithalten können, gehört mit dieser Serie der Vergangenheit an. "Weinberg" markierte 2015 die Wende. Darauf einen Ahrtaler.
Heiko Rosner
Ein Mann (Friedrich Mücke), der sich an nichts erinnern kann; eine Weinkönigin, die mit Krone auf dem Kopf tot zwischen den Reben hängt und nur wenig später unten im Dorf dem Unbekannten gegenübersteht - lebend und unverletzt.Was ist geschehen? Ist er verrückt geworden? Oder sind die anderen durchgedreht?
"Weinberg" mischt Motive von Michael Hanekes gravitätischer Dorfgeschichte "Das weiße Band" mit einem Schuss "Twin Peaks" und fügt noch einige subtile Gruseleffekte im Stil eines Stephen King hinzu. Die Bilder sind vernebelt, selbst das Sonnenlicht wirkt an diesem kühlen Ort fahl. Unselige Geister der Vergangenheit sind allgegenwärtig. So kunstvoll ist im deutschen Fernsehen die Fantastik noch nie in die Realität eingebrochen. Dass deutsche Serien im internationalen Vergleich nicht mithalten können, gehört mit dieser Serie der Vergangenheit an. "Weinberg" markierte 2015 die Wende. Darauf einen Ahrtaler.
Heiko Rosner
Contra
"Macht mal was Besonderes", bat der produzierende Sender TNT Serie Arne Nolting und Jan Martin Scharf. Um endlich in Deutschland eine Serie von Weltformat auf die Beine zu stellen, wurden die beiden Autoren mit allen Rechten eines US Showrunners ausgestattet, durften bei allen Personalentscheidungen mitreden und waren von Drehbuch bis Schnitt in alle Prozesse eingebunden. Nur: Ein Showrunner macht noch keine gute Serie.
Die Geschichte eines Unbekannten, der ohne Gedächtnis in einem Weinberg unter einer toten Frau erwacht, zitiert unzählige Vorbilder: Von der "Lost" ähnlichen Anfangsszene über die Atmosphäre eines Nordic Noir bis zur seltsamen "Twin Peaks"artigen Dorfgemeinschaft ist alles da, was im internationalen Serienkatalog gerade gut geht.
Dagegen ist nichts zu sagen - wenn man mit den Zutaten umgehen kann. Doch der Zuschauer wird hier nicht hineingezogen, weil er immer sieht, wie sich die Rädchen im Hintergrund drehen. Nichts wirkt organisch: Mystery entsteht nur, weil sich die Figuren unnatürlich verhalten und man bewusst in die Irre geführt wird. Sorry, aber die Pfalz hat eine bessere Serie zum Wein verdient.
Rüdiger Meyer
Aber macht euch selbst ein Bild: Ab dem 9.11. um 22.10 Uhr bei Vox, sechs Teile, jeweils in Doppelfolgen Mittwoch und Freitag.
Die Geschichte eines Unbekannten, der ohne Gedächtnis in einem Weinberg unter einer toten Frau erwacht, zitiert unzählige Vorbilder: Von der "Lost" ähnlichen Anfangsszene über die Atmosphäre eines Nordic Noir bis zur seltsamen "Twin Peaks"artigen Dorfgemeinschaft ist alles da, was im internationalen Serienkatalog gerade gut geht.
Dagegen ist nichts zu sagen - wenn man mit den Zutaten umgehen kann. Doch der Zuschauer wird hier nicht hineingezogen, weil er immer sieht, wie sich die Rädchen im Hintergrund drehen. Nichts wirkt organisch: Mystery entsteht nur, weil sich die Figuren unnatürlich verhalten und man bewusst in die Irre geführt wird. Sorry, aber die Pfalz hat eine bessere Serie zum Wein verdient.
Rüdiger Meyer
Aber macht euch selbst ein Bild: Ab dem 9.11. um 22.10 Uhr bei Vox, sechs Teile, jeweils in Doppelfolgen Mittwoch und Freitag.