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Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht"

"Jugendliche sind nicht dumm"

Tote Mädchen lügen nicht
Dylan Minnette und Katherine Langford in "Tote Mädchen lügen nicht" Netflix

Katherine Langford und Dylan Minnette sind beide erst 20. Aber im Interview geben sich die Schauspieler sehr erwachsen.

Suizid ist brutal. Auch für die Stars der Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht". Dylan Minnette geht beim Interview in Berlin das Thema so nahe, dass er Co-Star Katherine Langford antworten lässt. Aber ansonsten ist auch der "Don't Breathe"-Star so charmant, offen und intelligent wie seine Partnerin.
Wie fühlt es sich an, zurück in der Highschool zu sein?

Dylan Minnette: Um ehrlich zu sein: Ich war nie auf einer Highschool. Es ist mein erstes Mal. Natürlich unter schrecklicheren Umständen als eine normale Highschoolerfahrung, denn die Serie hat ein sehr ernstes Thema. Aber du warst auf einer, Katherine...

Katherine Langford: Ja, aber nicht in den USA. Es war trotzdem eine nostalgische Erfahrung. Als Australierin bin ich mit Highschoolfilmen groß geworden. Dieses Mal durfte ich selbst auf den Abschlussball gehen. Das war sehr cool.

Hat es in eurem Bekanntenkreis mal einen Fall von Selbstmord gegeben?

Katherine Langford: Leider ja. Und ich denke, ich bin nicht allein. Hoffentlich schaffen wir mit der Serie Aufmerksamkeit für das Thema, besonders bei jungen Menschen. Das ist ein schwieriges Alter, um mit Problemen fertigzuwerden. Als Erwachsener blickt man mit Abstand darauf und greift auf frühere Erfahrungen zurück. Aber in der Schule bricht für dich eine Welt zusammen. Falls die Serie jungen Menschen helfen kann, sich weniger allein damit zu fühlen, wäre das fantastisch.

Sind bei so einem Thema leichtere Töne angebracht?

Dylan Minnette: Letztendlich machen wir eine Unterhaltungsserie, an der das Publikum Freude haben soll. Auf gewisse Weise haben wir eine Serie innerhalb einer Serie. Es ist ein Balanceakt, ein so ernstes Thema unterhaltsam zu machen. Darum hat es teilweise das Tempo eines Thrillers, und es gibt eine Romanze und viel Humor.

Findet ihr die Serie mit "Young Adult" richtig etikettiert?

Dylan Minnette: Definitiv. Das soll es sein. Es ist so wichtig, dass wir junge Menschen damit ansprechen, von daher muss es eine Young-Adult-Serie sein.

Katherine Langford: Der Unterschied ist aber, dass wir die Intelligenz des Zuschauers respektieren. In vielen Serien des Genres gibt es tragische Ereignisse, aber das wirkt glorifiziert und soll nur für zusätzliches Drama sorgen. Jugendliche sind nicht dumm, und sie verdienen es, ernst genommen zu werden.

Dylan, du hast in der Serie eine Platzwunde am Kopf. War das nur, damit man zwischen Gegenwart
und Vergangenheit unterscheiden kann?


Dylan Minnette: Es ist sicherlich ein Teilgrund. Aber das ist nicht alles. Im Lauf der ersten Staffel heilt die Wunde und platzt dann wieder auf. Ich denke, es gibt einen Grund für die Metapher, aber ich bin nicht intelligent genug, das zu erklären.

Katherine Langford: Es repräsentiert äußerlich, was im Inneren vorgeht.

Dylan Minnette: Exakt. Danke.

Du sagtest gerade "erste Staffel". Wird es noch mehr geben?

Dylan Minnette: Äh, äh, nun ja.

Katherine Langford: (lacht ihn aus)

Dylan Minnette: Das Buch wird mit dieser Staffel abgedeckt. Aber es spielt in einer Nacht, und in der Serie sind es zwei Wochen. Dadurch lernen wir viel mehr über die Figuren. Ich denke, wenn die Staffel vorbei ist, werden die Leute mehr sehen wollen. Es ist nicht sicher, dass wir zurückkommen, aber ich halte es für wahrscheinlich. Die Türen sind weit offen.

Interview: Rüdiger Meyer