Am 30. März 2022 startet mit "Moon Knight" die neueste Marvel-Serie bei Disney+. Darin leidet der Protagonist Steven Grant (Oscar Isaac) an einer dissoziativen Identitätsstörung. Einer seiner Identitäten ist der Söldner Marc Spector, der vom ägyptischen Mondgott Konshu auserwählt wurde, um mit seinen übernatürlichen Kräften das Böse zu bekämpfen.
Da in "Moon Knight" die ägyptische Mytholgie eine sehr wichtige Rolle spielt, wurde extra Mohamed Diab als Regisseur engagiert. Spätestens seit seinem Spielfilmdebüt "Kairo 678", der kurz vor der Arabischen Revolution erschien, ist der Ägypter dafür bekannt, gesellschaftspolitische Themen aus seiner Heimat in seinen Werken zu behandeln. Dabei ist Diab immer eine akkurate Darstellung von Ägypten sowie dessen Kultur, Geschichte und Bevölkerung sehr wichtig. Das gilt ebenso für "Moon Knight".
Warum dem ägyptischen Regisseur das so extrem wichtig ist, verriet er nun in einem Interview. Wie Deadline berichtet, bemängelte Diab in dem Gespräch, dass der westlichen Filmwelt bei der Darstellung seiner Heimat viel zu oft die Sensibilität fehlt. Dabei nennt er auch ein Beispiel, das ausgerechnet vom Marvel-Konkurrenten DC stammt: "Wonder Woman 1984".
"Moon Knight"-Macher kritisiert DC-Film: "Eine Schande"
So erzählte Diab in dem Interview zunächst: "In meinem Pitch gab es einen großen Teil über Ägypten und wie unauthentisch es in der Geschichte Hollywoods dargestellt wurde. Es ist immer exotisch – wir nennen es Orientalismus. Das entmenschlicht uns. Wir sind immer nackt, sexy, böse und werden völlig übertrieben dargestellt." Anschließend ergänzt er: "Man sieht nie Kairo. Es ist immer Jordanien, Marokko oder manchmal Spanien, wo anstelle von Kairo gedreht wird. Das ärgert uns wirklich."
Dann knöpft sich Mohamed Diab "Wonder Woman 1984" vor: "Ich erinnere mich, dass es in 'Wonder Woman 1984' eine große Sequenz in Ägypten gab. Das war eine Schande für uns. Sie hatten einen Scheich – das ergibt für uns keinen Sinn! Ägypten sah aus wie ein Land aus dem Mittelalter. Es sah aus wie die Wüste."
Kontroverse um "Wonder Woman 1984"
Diab ist da nicht der einzige, der "Wonder Woman 1984" kritisiert hat. Bereits kurz nach Kinostart wurde die Darstellung Ägyptens und speziell der Figur des Emir Said Bin Abydos (Amr Waked) von vielen Seiten bemängelt. Sie sei nicht nur eindimensional und klischeehaft gewesen, sondern teils auch schlichtweg falsch. Denn den Titel "Emir" wird tradtionell in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Katar verwendet – und nicht in Ägypten. Zudem war das Land 1984, also in dem Zeitraum, in dem der DC-Film spielt, ein demokratischer Staat, in dem derartige Ehrentitel sowieso nicht existieren konnten.
Ob Diab eine bessere Darstellung Ägyptens gelingt, sehen wir am 30. März 2022, wenn "Moon Knight" zu Disney+ kommt.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei CHIP.de.