Doch. Statt auf Fabelwesen setzt "Britannia" auf die Gespenster der menschlichen Imagination. Statt auf Sex auf diverse, um das Jahr null gängige Drogen. Das hat durchaus seinen Reiz. Es nimmt diplomierten Serienrechthabern ein wenig den Wind aus den Segeln und dient dabei durchaus der Dramaturgie. Die psychedelischen Bilderfluten erleichtern es, halb in Trance in die Unterwelt der Serie abtauchen.
"Britannia"-Trailer: Ein Fest für "Game of Thrones"-Fans
Drogen und Druiden
Zuerst mal muss Divis die verwaiste Cait (Eleanor Worthington Cox) ertragen. Das schlaue Kind hat während eines missglückten Rituals zur Frauwerdung alle Furcht hinter sich gelassen und ist nicht abzuwimmeln. Zudem sind die Erzrivalinnen Antedia (Zoë Wanamaker) vom Stamm der Regni und Kerra (Kelly Reilly) vom Stamm der Cantii miteinander zu versöhnen, sonst kann man die Feindesabwehr knicken.
Ein wenig Häme mussten die Macher von "Britannia" nach der TV-Premiere ertragen. Man schrieb von "Tin (Blech) in Kent" statt "Iron in Westeros", ein Kritiker fühlte sich an verirrte Cosplayer am Rand der Autobahn erinnert. Die Schauplätze (gedreht wurde in England und Tschechien) können sich sehen lassen, ebenso der Druidenlook aus schlechten Zähnen, gekonnt geritzten Tattoos und Pupillen in der Größe von Olympiamünzen. Visuell entspricht das durchaus dem, was Drehbuchautor und Regisseur Jez Butterworth als Quelle seiner Inspiration angibt. Butterworth, für das Kino bislang eher Richtung Zukunft unterwegs ("Edge of Tomorrow"), fütterte seinen Trip in die Vergangenheit aus Erinnerungen an die ersten Male, als er Pilze nahm.
20 000 Legionäre plus Elefanten
Halluzinogene Pilze führten also zur ersten Co-Produktion von Sky und Amazon. Ob man "Britannia" auch ohne Drogen genießen kann, lässt sich ab dem 23. Februar testen, acht weitere Folgen laufen jeweils freitags um 20.15 Uhr. Wer bei Serien ungern Woche für Woche auf eine neue Folge wartet, der kann alle neun Episoden von "Britannia" über die Video on Demand Dienste von Sky bingen. In den USA gab es die Serie bereits am 26. Januar via Amazon Prime Video zu sehen, für Deutschland hat Amazon die VoD-Rechte (vorerst) nicht.
Für historisch Interessierte: Aulus Plautius gab es. Im Jahr 43, achtzig Jahre nach Caesars Invasionsversuch, landete er mit 20000 Legionären auf der Insel. Später sollen sogar Elefanten zur Abschreckung nachgerückt sein. Schauen wir mal, was "Britannia" draus macht.