"Wie ist der Plan?", fragt Römer Lucius seinen Feldherrn. "Der gleiche wie in Ägypten", antwortet Aulus Plautius (David Morrissey). So viel vorab zum historisch-wissenschaftlichen Anspruch von "Britannia". Und für alle Freunde der Fantasy: Dem Vergleich mit "Game of Thrones" hält die Serie nicht immer stand. Nur ein nacktes Paar schwitzt in der Pilotfolge, und die beiden sind nicht mal blutsverwandt. Die Gefechte nächtlicher Überfälle sind eher schemenhaft im Feuerschein zu erahnen. Und kein Drache nirgends. Ergo nicht sehenswert?

Doch. Statt auf Fabelwesen setzt "Britannia" auf die Gespenster der menschlichen Imagination. Statt auf Sex auf diverse, um das Jahr null gängige Drogen. Das hat durchaus seinen Reiz. Es nimmt diplomierten Serienrechthabern ein wenig den Wind aus den Segeln und dient dabei durchaus der Dramaturgie. Die psychedelischen Bilderfluten erleichtern es, halb in Trance in die Unterwelt der Serie abtauchen.

"Britannia"-Trailer: Ein Fest für "Game of Thrones"-Fans

Drogen und Druiden

Diese Aufgabe kommt in "Britannia" dem getriebenen Divis (Nikolaj Lie Kaas) zu. Der Ausgestoßene wandelt zwischen den zerstrittenen Stämmen, bekniet den Druidenchef Veran (Mackenzie Crook als Mix aus Nacktmull und keltischem Colonel Kurtz) und überbringt die Mahnungen der Unterwelt. Divis sieht das Grauen kommen. Seine Mission ist es, die Römer im Jahr 49 nach Christus bei ihrem zweiten Vorstoß auf der Insel aufzuhalten, und er ahnt, dass gegen die Legionäre diesmal kein Kraut gewachsen ist. Sein Weg ist weit. Er könnte für sieben Staffeln reichen.

Zuerst mal muss Divis die verwaiste Cait (Eleanor Worthington Cox) ertragen. Das schlaue Kind hat während eines missglückten Rituals zur Frauwerdung alle Furcht hinter sich gelassen und ist nicht abzuwimmeln. Zudem sind die Erzrivalinnen Antedia (Zoë Wanamaker) vom Stamm der Regni und Kerra (Kelly Reilly) vom Stamm der Cantii miteinander zu versöhnen, sonst kann man die Feindesabwehr knicken.
Ein wenig Häme mussten die Macher von "Britannia" nach der TV-Premiere ertragen. Man schrieb von "Tin (Blech) in Kent" statt "Iron in Westeros", ein Kritiker fühlte sich an verirrte Cosplayer am Rand der Autobahn erinnert. Die Schauplätze (gedreht wurde in England und Tschechien) können sich sehen lassen, ebenso der Druidenlook aus schlechten Zähnen, gekonnt geritzten Tattoos und Pupillen in der Größe von Olympiamünzen. Visuell entspricht das durchaus dem, was Drehbuchautor und Regisseur Jez Butterworth als Quelle seiner Inspiration angibt. Butterworth, für das Kino bislang eher Richtung Zukunft unterwegs ("Edge of Tomorrow"), fütterte seinen Trip in die Vergangenheit aus Erinnerungen an die ersten Male, als er Pilze nahm.

20 000 Legionäre plus Elefanten

Halluzinogene Pilze führten also zur ersten Co-Produktion von Sky und Amazon. Ob man "Britannia" auch ohne Drogen genießen kann, lässt sich ab dem 23. Februar testen, acht weitere Folgen laufen jeweils freitags um 20.15 Uhr. Wer bei Serien ungern Woche für Woche auf eine neue Folge wartet, der kann alle neun Episoden von "Britannia" über die Video on Demand Dienste von Sky bingen. In den USA gab es die Serie bereits am 26. Januar via Amazon Prime Video zu sehen, für Deutschland hat Amazon die VoD-Rechte (vorerst) nicht.

Für historisch Interessierte: Aulus Plautius gab es. Im Jahr 43, achtzig Jahre nach Caesars Invasionsversuch, landete er mit 20000 Legionären auf der Insel. Später sollen sogar Elefanten zur Abschreckung nachgerückt sein. Schauen wir mal, was "Britannia" draus macht.