Satte 21 Minuten erstreckt sich die Eröffnungssequenz der BBC-Serie "Bodyguard". David Budd, ein ehemaliger Afghanistan-Soldat, fährt mit seinen beiden Kindern im Zug. Er bekommt mit, wie die Schaffnerin nervös durch die Gänge hastet. Sein Instinkt sagt ihm: Hier stimmt etwas nicht. Und tatsächlich: Per Funk wurde dem Zugpersonal mitgeteilt, dass es Hinweise auf einen terroristischen Anschlag in dem Zug gibt.
Budd löst das Problem in einem spannungsgeladenen und rasant inszenierten Schlussakkord. Seine Vorgesetzten, die Presse, kurz: alle, feiern ihn. Woraufhin aus dem Polizisten David Budd der neue "Bodyguard" der britischen Innenministerin Julia Montague (Keely Hawes) wird. Gespielt wird der Personenschützer von dem aus "Game of Thrones" (Robb Stark) bekannt gewordenen Richard Madden. Nach den ersten Folgen der Thriller-Serie von "Line of Duty"-Macher Jed Mercurio vermeldeten die ersten britischen Medien bereits: Richard Madden wird Daniel Craig als James Bond beerben.
Und auch sonst sorgt der Straßenfeger "Bodyguard" - fast 50% Marktanteil in Großbritannien sagen alles - für mächtig Gesprächsstoff. Warum? Wir machen den Hype-Check.
Budd löst das Problem in einem spannungsgeladenen und rasant inszenierten Schlussakkord. Seine Vorgesetzten, die Presse, kurz: alle, feiern ihn. Woraufhin aus dem Polizisten David Budd der neue "Bodyguard" der britischen Innenministerin Julia Montague (Keely Hawes) wird. Gespielt wird der Personenschützer von dem aus "Game of Thrones" (Robb Stark) bekannt gewordenen Richard Madden. Nach den ersten Folgen der Thriller-Serie von "Line of Duty"-Macher Jed Mercurio vermeldeten die ersten britischen Medien bereits: Richard Madden wird Daniel Craig als James Bond beerben.
Und auch sonst sorgt der Straßenfeger "Bodyguard" - fast 50% Marktanteil in Großbritannien sagen alles - für mächtig Gesprächsstoff. Warum? Wir machen den Hype-Check.
Netflix' "Bodyguard": Ist der BBC-Straßenfeger mit Richard Madden schützenswert?
Im Podcast haben wir die Serie ausführlich besprochen und den dazugehörigen Hype diskutiert.
1) Das Handwerk
"Bodyguard" ist eine ambivalente Serie: mal außergewöhnlich inszeniert, mal konventionell erzählt. Rein handwerklich gibt es an der BBC-Produktion jedenfalls wenig bis gar nichts auszusetzen. Die erwähnte Eröffnungssequenz bleibt beileibe nicht das einzige Spannungshighlight. Jed Mercurio, der in vier Staffeln "Line of Duty" bereits seine Qualitäten als Showrunner unter Beweis gestellt hat, liefert in fast jeder der sechs Episoden Action- und Spannungsmomente, die man so nur aus großen Hollywood-Produktionen kennt.
Generell ist der Look von "Bodyguard" sehr amerikanisch. Erkennt man bei britischen Hit-Serien wie "Doctor Who" recht schnell, dass es sich um eine BBC-Serie handelt, könnte dieser Thriller auch aus der Produktionsschmiede eines US-Senders stammen. Die Kamerafahrten und die audiovisuellen Effekte sind herausragend eingesetzt. Ein atmosphärischer Sog entsteht, dem sich die Zuschauer in Großbritannien offenbar nur schwer entziehen konnten.
Der Einsatz von CGI lässt hingegen ein bis zwei kleine Wünsche offen. Nicht immer wirkt der Look ganz konsistent, einige nachbearbeitete Szenen erkennt man - das sollte so nicht unbedingt der Fall sein. Aber: Die insgesamt gelungene Inszenierung wiegt diesen Aspekt mehr als auf.
Generell ist der Look von "Bodyguard" sehr amerikanisch. Erkennt man bei britischen Hit-Serien wie "Doctor Who" recht schnell, dass es sich um eine BBC-Serie handelt, könnte dieser Thriller auch aus der Produktionsschmiede eines US-Senders stammen. Die Kamerafahrten und die audiovisuellen Effekte sind herausragend eingesetzt. Ein atmosphärischer Sog entsteht, dem sich die Zuschauer in Großbritannien offenbar nur schwer entziehen konnten.
Der Einsatz von CGI lässt hingegen ein bis zwei kleine Wünsche offen. Nicht immer wirkt der Look ganz konsistent, einige nachbearbeitete Szenen erkennt man - das sollte so nicht unbedingt der Fall sein. Aber: Die insgesamt gelungene Inszenierung wiegt diesen Aspekt mehr als auf.
2) Die Besetzung
Die beste Schauspielerin der Serie ist Keely Hawes und auch in ihrer Rolle als politische Harlinerin ist sie grandios. Richard Madden war bisher eher für Nebenrollen bekannt. Der Schotte machte sich als Robb Stark in "Game of Thrones" zwar einen Namen, konnte nach seinem Ausscheiden 2013 allerdings nur in der Märchenverfilmung "Cinderella" eine große Rolle ergattern, ein Sensationserfolg blieb ihm verwehrt. Bis jetzt. Mit "Bodyguard" ist dem 32-jährigen Schauspieler nun der Durchbruch gelungen.
Zurecht? Naja, daran scheiden sich wohl die Geister. In Großbritannien wird er für sein zurückhaltendes, sehr reduziertes Spiel gefeiert. Dass er als nächster James Bond gehandelt wird, sollte man allerdings keinesfalls überbewerten. So erging es auch Idris Elba nach "Luther", Aidan Turner nach "Poldark" und Tom Hiddleston nach "The Night Manager": Jedesmal schrieb die britische Presse die Darsteller nach dem Erfolg ihrer Serien in den Martini-Himmel. Passiert ist seitdem nichts, außer dass Daniel Craig ein weiteres Mal den 007 gibt und bis zum Start (14. Februar 2020) seines letzten Agentenabenteuers noch viel passieren kann.
Zurück zu Madden: Er spielt den "Bodyguard" David Budd wie einen Roboter. Uns gefällt das nicht so sehr. Zu blass ist seine Darstellung, zu wenig Ausdruck beinhaltet sein mimisches Spiel. Zwar taut auch Madden in seiner Rolle auf - ab Folge 4 kommt er mehr aus sich heraus - doch für uns ist sein Schauspiel eine der Schwächen der Serie. Wenngleich man ihm zugute halten muss, dass die monierten Schwächen auch an dem Drehbuch liegen, welches man ihm vorgelegt hat.
Zurecht? Naja, daran scheiden sich wohl die Geister. In Großbritannien wird er für sein zurückhaltendes, sehr reduziertes Spiel gefeiert. Dass er als nächster James Bond gehandelt wird, sollte man allerdings keinesfalls überbewerten. So erging es auch Idris Elba nach "Luther", Aidan Turner nach "Poldark" und Tom Hiddleston nach "The Night Manager": Jedesmal schrieb die britische Presse die Darsteller nach dem Erfolg ihrer Serien in den Martini-Himmel. Passiert ist seitdem nichts, außer dass Daniel Craig ein weiteres Mal den 007 gibt und bis zum Start (14. Februar 2020) seines letzten Agentenabenteuers noch viel passieren kann.
Zurück zu Madden: Er spielt den "Bodyguard" David Budd wie einen Roboter. Uns gefällt das nicht so sehr. Zu blass ist seine Darstellung, zu wenig Ausdruck beinhaltet sein mimisches Spiel. Zwar taut auch Madden in seiner Rolle auf - ab Folge 4 kommt er mehr aus sich heraus - doch für uns ist sein Schauspiel eine der Schwächen der Serie. Wenngleich man ihm zugute halten muss, dass die monierten Schwächen auch an dem Drehbuch liegen, welches man ihm vorgelegt hat.
3) Die Story
Das Drehbuch wirkt wie ein perfektes Beispiel für Spannungsfernsehen. In Großbritannien mussten die Zuschauer nach atemlosen 60 Minuten jedes Mal eine Woche auf die nächste Folge warten. Auch deshalb saßen im Schnitt jeden Sonntag 11 Millionen Menschen vor der Glotze. Dieser Effekt wird beim Streaminganbieter Netflix, der "Bodyguard" in Deutschland auf einen Schlag zur Verfügung stellt, verpuffen.
Wer die Serie bingewatched, wird ebenfalls begeistert sein von den überraschenden Wendungen, den toll geschriebenen Twists und den actiongeladenen Szenen. Doch Gesprächsstoff, Spekulationen und Theorien zum Ausgang der Serie wird es in Deutschland weniger geben.
Ein Problem der Serie bleiben die Figuren. Neben den Rollen von Richard Madden und Keely Hawes verkommen die anderen Figuren zur Staffage. Zu wenig Zeit gönnt sich das Drehbuch für die Ausgestaltung und Entwicklung der Figuren. Das bleibt nicht nur an den Nebenrollen hängen, auch bei David Budd wird vieles vorausgesetzt. Seine posttraumatische Belastungsstörung, die er aus dem Afghanistankrieg heimgebracht hat: nicht erklärt. Die Beziehung zu seiner Frau und den beiden Kindern: kaum ausgeleuchtet. Seine Antriebe, seine Motivation: nur zu erahnen. Es liegt nicht nur an dem Darsteller Richard Madden, dass einem der Bodyguard in "Bodyguard" manchmal ein bisschen zu kurz kommt - trotz der meisten Screentime.
Wer die Serie bingewatched, wird ebenfalls begeistert sein von den überraschenden Wendungen, den toll geschriebenen Twists und den actiongeladenen Szenen. Doch Gesprächsstoff, Spekulationen und Theorien zum Ausgang der Serie wird es in Deutschland weniger geben.
Ein Problem der Serie bleiben die Figuren. Neben den Rollen von Richard Madden und Keely Hawes verkommen die anderen Figuren zur Staffage. Zu wenig Zeit gönnt sich das Drehbuch für die Ausgestaltung und Entwicklung der Figuren. Das bleibt nicht nur an den Nebenrollen hängen, auch bei David Budd wird vieles vorausgesetzt. Seine posttraumatische Belastungsstörung, die er aus dem Afghanistankrieg heimgebracht hat: nicht erklärt. Die Beziehung zu seiner Frau und den beiden Kindern: kaum ausgeleuchtet. Seine Antriebe, seine Motivation: nur zu erahnen. Es liegt nicht nur an dem Darsteller Richard Madden, dass einem der Bodyguard in "Bodyguard" manchmal ein bisschen zu kurz kommt - trotz der meisten Screentime.
4) Fazit
Der große Trumpf ist die Spannung. Selten haben wir in den letzten Jahren eine solch mitreißende Serie gesehen, die den Zuschauer in jeder Episode bis zum Schluss in Atem hält. Jed Mercurio fährt hier das große Ein-mal-Eins der Spannungstechnik auf: Mal mit rasanter Action, mal mit kompletter Stille, mal schockierend, mal beklemmend - und dabei immer unvorhersehbar.
Mit seiner Auflösung am Ende schafft es Mercurio nach sechs Folgen sogar, relevante Fragen aufzuwerfen. Der Zuschauer bekommt mit "Bodyguard" nicht nur beste Unterhaltung, der Serienmacher fordert ihn auch auf, nachzudenken. Mit kleineren Abstrichen ist der Hype um die Serie also durchaus berechtigt, wenngleich der sechsteilige Thriller eine britische Sensation bleibt und hierzulande nicht solche Wellen schlagen wird.
Mit seiner Auflösung am Ende schafft es Mercurio nach sechs Folgen sogar, relevante Fragen aufzuwerfen. Der Zuschauer bekommt mit "Bodyguard" nicht nur beste Unterhaltung, der Serienmacher fordert ihn auch auf, nachzudenken. Mit kleineren Abstrichen ist der Hype um die Serie also durchaus berechtigt, wenngleich der sechsteilige Thriller eine britische Sensation bleibt und hierzulande nicht solche Wellen schlagen wird.