Wie es wirklich ist, wenn ein Schwert einen Menschen durchteilt oder ein Vorschlaghammer Köpfe zermatscht, weiß man nicht und möchte es gar nicht wissen. Auch das Fernsehen interessiert sich nicht für den physikalischen Kern der Realität, wie die Serie "American Gods" zeigt. Sie macht gleichzeitig mehr und weniger aus dem Gewaltakt, sie verschönert und verschlimmert ihn. Glitschig glänzende Gewebeteile, die Salvador Dalí nicht bizarrer hätte malen können, fliegen in verlangsamter Bewegung durch die Luft, eingehüllt von eimerweise roter Flüssigkeit in Schlieren-, Blasen-, Tropfenform.
Der Tod, der hier gestorben wird, ist schrecklich schön. Schrecken und Faszination in einem - so definiert es der Begriff des Erhabenen. Die US-Filmindustrie hat ihn sich zu eigen gemacht, indem sie in den 70ern das Sterben in Zeitlupe erfand. Heute ist das Krepieren in Fantasy, Action und Crime zur buchstäblich pathologischen Manie geworden. Mit größter Freude am anatomischen Detail wird das Töten zum Schauspiel der rohen Natur. Es verleiht Handlung, Figuren und Dialogen die nötige Schwerkraft und bannt den Zuschauer in Ehrfurcht.
Lange Rede, kurzer Sinn: "American Gods" ist ziemlich brutal. Mit den Schwerthieben einer Wikingerschar, die im frühen Mittelalter amerikanischen Boden erstmals mit Blut tränkt, begann die Serie in Staffel 1. Götter, Amerikaner und das, was beide verbindet, sind ihr Thema. Als Menschen aus allen Erdteilen den Kontinent einst besiedelten, brachten sie ihre (personifizierten) Mythen mit, von denen die Nachfahren im Digitalzeitalter plötzlich nichts mehr wissen wollen. Die neue Zeit hat eigene Götter. Das rächt sich. Das multimythische Amerika ist in Aufruhr.
Der Tod, der hier gestorben wird, ist schrecklich schön. Schrecken und Faszination in einem - so definiert es der Begriff des Erhabenen. Die US-Filmindustrie hat ihn sich zu eigen gemacht, indem sie in den 70ern das Sterben in Zeitlupe erfand. Heute ist das Krepieren in Fantasy, Action und Crime zur buchstäblich pathologischen Manie geworden. Mit größter Freude am anatomischen Detail wird das Töten zum Schauspiel der rohen Natur. Es verleiht Handlung, Figuren und Dialogen die nötige Schwerkraft und bannt den Zuschauer in Ehrfurcht.
Lange Rede, kurzer Sinn: "American Gods" ist ziemlich brutal. Mit den Schwerthieben einer Wikingerschar, die im frühen Mittelalter amerikanischen Boden erstmals mit Blut tränkt, begann die Serie in Staffel 1. Götter, Amerikaner und das, was beide verbindet, sind ihr Thema. Als Menschen aus allen Erdteilen den Kontinent einst besiedelten, brachten sie ihre (personifizierten) Mythen mit, von denen die Nachfahren im Digitalzeitalter plötzlich nichts mehr wissen wollen. Die neue Zeit hat eigene Götter. Das rächt sich. Das multimythische Amerika ist in Aufruhr.
Staffel 1 folgt Shadow Moon
Als Verbindungsmann zwischen den einsam-zornigen Titanen und den zornig-einsamen Amerikanern Marke Mittelwesten fungiert ein Mann namens Shadow Moon (Ricky Whittle). Aus dem Knast entlassen, 813 gelesene Bücher schlauer als vorher und mit dem Tod seiner Frau konfrontiert, nimmt er den Job des mysteriösen Mr. Wednesday (Ian McShane) an. Worin er besteht, weiß Moon lange Zeit so wenig wie der Zuschauer, aber er (und wir) kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus...
Mit überirdischen Kräften und Seins-Fragen aufgepeppte Serien kennen wir. Was "American Gods" unterscheidet und zu einem irgendwie kuriosen Unikat macht, ist das andere, das Diesseitige der Erzählung. Im Bild eine einsame Landstraße, ein toter Vogel, der Kühler eines Lincoln Fleetwood 1967, im Ohr der Cool Jazz der Sixties - es sind Szenen kühler Eleganz, langsam wie ein Straßenkreuzer im 55-Meilen-Takt, die aus dem Götterdrama (auch) eine existenzialistische Erzählung machen. Sie handelt davon, wie Shadow Moon versucht, die Fallstricke des Lebens zu durchschauen und zu meistern.
Showrunner Bryan Fuller ("Pushing Daisies") hat aus dem von Fans verehrten Noir-Roman des Briten Neil Gaiman eine Serie nach den Regeln des Jazz gemacht: viele hingetupfte Motive mit Religions- und Zivilisationskritik in einem losen Raster. Zu einem Ganzen wurde die Serie zwischen Blut und Literatur (zunächst) nicht. Aber Stil hat sie.
Mit überirdischen Kräften und Seins-Fragen aufgepeppte Serien kennen wir. Was "American Gods" unterscheidet und zu einem irgendwie kuriosen Unikat macht, ist das andere, das Diesseitige der Erzählung. Im Bild eine einsame Landstraße, ein toter Vogel, der Kühler eines Lincoln Fleetwood 1967, im Ohr der Cool Jazz der Sixties - es sind Szenen kühler Eleganz, langsam wie ein Straßenkreuzer im 55-Meilen-Takt, die aus dem Götterdrama (auch) eine existenzialistische Erzählung machen. Sie handelt davon, wie Shadow Moon versucht, die Fallstricke des Lebens zu durchschauen und zu meistern.
Showrunner Bryan Fuller ("Pushing Daisies") hat aus dem von Fans verehrten Noir-Roman des Briten Neil Gaiman eine Serie nach den Regeln des Jazz gemacht: viele hingetupfte Motive mit Religions- und Zivilisationskritik in einem losen Raster. Zu einem Ganzen wurde die Serie zwischen Blut und Literatur (zunächst) nicht. Aber Stil hat sie.
American Gods Staffel 2
Diesen Stil verliert "American Gods" in seiner Fortsetzung nicht gänzlich, aber alles wirkt eine Nummer zu klein. Nachdem Mr. Wedneyday einige der alten Götter zusammenrufen konnte, treffen sie sich an einem mysteriösen Ort, um ihre Pläne gegen die neuen Götter zu schmieden. Im selben Moment zieht ein gefährlicher Sturm auf, der alte und neue Götter in Gefahr bringen könnte. Auch beliebte Charaktere aus der ersten Staffel kehren zurück, unter anderem Laura Moon (Emily Browning), Shadows Frau, die als Untote zurückkehrt, Mad Sweeney (Pablo Schreiber), Czernobog (Peter Stormare) und Salim (Omad Abtahi) und sein Dschinn (Mousa Kraish).
Unser Fazit nach den ersten beiden Episoden der zweiten Staffel: Selbst wer sich zuvor am mäandernden Plot gestört hat, wird nun die alte Erzähllust vermissen. Alles hier wirkt eine Nummer kleiner. Nach dem Abgang von Jesse Alexander ("Heroes") entstand die zweite Hälfte der Staffel ganz ohne Showrunner, Serienschöpfer Bryan Fuller und Michael Green haben der Produktion ohnehin längst abgeschworen – angeblich, weil das Budget zu stark gekürzt worden war.
Die neue zweite Staffel wird ab heute (08. Februar 2919) auf Amazon Prime Video im Wochentakt zu sehen sein. Statt der geplanten zehn gibt es allerdings nur acht Folgen zu sehen.
Unser Fazit nach den ersten beiden Episoden der zweiten Staffel: Selbst wer sich zuvor am mäandernden Plot gestört hat, wird nun die alte Erzähllust vermissen. Alles hier wirkt eine Nummer kleiner. Nach dem Abgang von Jesse Alexander ("Heroes") entstand die zweite Hälfte der Staffel ganz ohne Showrunner, Serienschöpfer Bryan Fuller und Michael Green haben der Produktion ohnehin längst abgeschworen – angeblich, weil das Budget zu stark gekürzt worden war.
Die neue zweite Staffel wird ab heute (08. Februar 2919) auf Amazon Prime Video im Wochentakt zu sehen sein. Statt der geplanten zehn gibt es allerdings nur acht Folgen zu sehen.