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"American Gods" 1. Staffel

Erste Wahl der Fans

American Gods
Ricky Whittle (l.) in "American Gods" Screenshot

In "American Gods" hat Ricky Whittle die Rolle seines Lebens ergattert (ab 1.5.). Was seine Fans damit zu tun haben, erklärt er uns im Interview.

Nicht viele Schauspieler würden für eine Convention nach Bonn reisen. Ricky Whittle hingegen weiß, warum er sich auf der Dystopia seinen Fans der Serie "The 100" zeigt. Schließlich verdankt er ihrer Empfehlung die begehrte Hauptrolle in der Neil-Gaiman-Adaption "American Gods", wie er uns im Interview erzählt. Auch wenn die Produzenten der Serie deutlich länger gebraucht haben, um zu merken, was sie an dem 35-jährigen Engländer haben...
Ich habe jetzt drei Folgen gesehen. Wie lange dauert es, bis man versteht, worum es geht?

Ricky Whittle: (lacht) Das ist die perfekte Frage. Denn der Zuschauer lernt mit Shadow. Er beginnt die Serie als Zyniker und versteht nicht, was vor sich geht. Er ist sehr intelligent, deshalb sucht er nach einer logischen Erklärung, statt zu glauben, was er sieht. Doch je mehr übersinnliche Dinge passieren, desto mehr muss er sich fragen, ob er verrückt ist oder die Welt verrückt ist. Und der Zuschauer soll sich genau diese Dinge auch fragen.

Was sehen Sie als die wichtigsten Themen der Serie?

Das Buch kam 2001 raus, aber es ist heute aktueller denn je. Dass unsere Serie kontroverse Themen wie Einwanderung, Religion, Rassismus, Sexismus und Homophobie anspricht, ist angesichts des aufgeheizten politischen Klimas und der verrückten Ideen von Donald Trump sehr brisant.

Die Serie prangert auch an, dass Medien eine Ersatzreligion sind. Ist das in einer auf Binge Watching angelegten TV-Serie nicht ziemlich scheinheilig?

Es ist fantastisch. Wir wollen die Leute dazu bringen, sich selbst zu hinterfragen und das zu diskutieren. Und gerade dass sie eine Serie über Medien auf einem Medium schauen, macht sie vielleicht darauf aufmerksam.

Stimmt es, dass Sie von der Rolle nur erfahren haben, weil Fans Ihre Besetzung forderten?

Das ist die absolute Wahrheit. Aus diesem Grund bin ich meinen Fans auch so dankbar und versuche, es ihnen zurückzuzahlen. Es war die Leidenschaft der Buchfans, die meinen Namen ins Spiel gebracht haben, und zum Glück ist es aufgegangen.

Neil Gaiman sagte, Ihr Vorsprechen war bemerkenswert. Warum mussten Sie dann 16-mal ran?

Das würde ich auch gern wissen. (lacht) Es war der komplizierteste Castingprozess, den ich je durchgemacht habe. Shadow Moon geht auf eine emotionale Achterbahnfahrt, und sie wollten sichergehen, dass sie jemanden besetzen, der diese Achterbahnfahrt auch mitmachen kann.

Haben Sie an irgendeinem Punkt gedacht, Sie werden verarscht?

(lacht) Ich habe es erst gar nicht realisiert. Als mir jemand sagte, es waren 16 Vorsprechen, hat mich das umgehauen. Aber am Ende hatte ich den Job in der Tasche, und selbst wenn es 20 Vorsprechen gebraucht hätte, wäre mir das auch egal gewesen.

Sie hatten Chancen, Fußballprofi zu werden. Sind Sie heute glücklich über die Verletzung, die diesen Traum platzen ließ?

Also, manchmal schaue ich mir die Verträge der Fußballer an und wünsche mir, ich wäre noch einer von ihnen. (lacht) Aber ich glaube, nichts passiert ohne Grund, und es sollte nicht sein. Ich liebe Fußball, ich schaue weiter begeistert Fußball, auch wenn ich aufgrund der Zeitdifferenz nach Kalifornien frühmorgens aufstehen muss, um die
Premier League und die Champions League zu schauen.

Wobei, als Manchester-United-Fan müssen Sie ja nur Europa League schauen...

(lacht) Du machst mich fertig! Das ist leider wahr. Hoffentlich nächstes Jahr wieder.

Interview: Rüdiger Meyer
American Gods, Trailer, OV
Für die Verfilmung von Neil Gaimans Kultroman braucht man Geduld. Es dauert etwa drei Folgen, bis die Fabel um alte und neue Götter in Amerika Fahrt aufnimmt und auch nur annähernd Sinn macht. Dass man so lange durchhält, ist vor allem Showrunner Bryan Fuller ("Pushing Daisies", "Hannibal") zu verdanken, der für ein visuelles Spektakel ohnegleichen sorgt. Die mit Blutlachen - nein, Blutozeanen - überzeichnete Gewalt ist so extrem stilisiert, dass wirklich jede Einstellung einem Gemälde gleicht.

Eingeführt wird der Zuschauer in diese Welt durch Shadow Moon (Ricky Whittle). Als seine Frau bei einem Autounfall stirbt, kommt er frühzeitig aus dem Gefängnis und wird von Mr. Wednesday (Ian McShane) als Bodyguard engagiert. Der mysteriöse Fremde überirdischer Herkunft nimmt Shadow mit auf einen Roadtrip, um Verbündete zu sammeln, Heroen aus der Bibel und alten Mythen. Ihr Kampf gilt den neuen Göttern unserer Zivilisation: Technologie, Geld, Medien. Üble Burschen.

Fazit: Göttlicher Roadtrip in sündhaften Bildern