Shia LaBeouf und Regisseur D.J. Caruso scheinen es mit dem geistigen Eigentum anderer nicht so eng zu sehen. Vor wenigen Wochen wurde Klage gegen ihre "Das Fenster zum Hof"-Hommage "Disturbia" eingereicht. Und auch ihre jüngste Zusammenarbeit weist viele filmische "Inspirationen" auf - von "Der Staatsfeind Nr. 1" und "Auf der Flucht" über den Warren-Beatty-Thriller "Zeuge einer Verschwörung" bis hin zu "WarGames - Kriegsspiele" oder den Sci-Fi-Thriller "Event Horizon".
Die offensichtlichste Verbindung ist "Auf der Flucht". So wie Richard Kimble einst aus der Haft floh, um den wahren Mörder seiner Frau zu finden, versucht hier der Copyshop-Angestellte Jerry Shaw (Shia LaBeouf) seine Unschuld zu beweisen. Als er von der Beerdigung seines ermordeten Zwillingsbruders zurückkehrt, hat er plötzlich 750 000 Dollar auf dem Konto - und eine Wohnung voller Waffen und Materialien zum Bombenbau.
Eine unbekannte Fremde leitet Jerry
Da klingelt plötzlich sein Handy. Am anderen Ende der Leitung warnt ihn eine weibliche Stimme, dass das FBI in wenigen Sekunden seine Wohnung stürmen wird. Jerry ignoriert sie und wird verhaftet, doch selbst im FBI-Gewahrsam lässt die unbekannte Frau nicht locker. Sie informiert Jerry, dass sein Ausbruch unmittelbar bevorsteht - und leitet ihn über Anrufe auf fremden Telefonen und Textmitteilungen auf Leuchtreklamen zum Auto von Rachel Holloman (Michelle Monaghan).
Bilder Eagle Eye - Außer Kontrolle
Aber die alleinerziehende Mutter ist nicht etwa die mysteriöse Anruferin. Weil ihr am Telefon mit der Ermordung ihres Sohnes gedroht wurde, führt auch sie nur Befehle aus. Was also ist das Ziel der technisch versierten Anruferin? Darüber rätseln die beiden Helden ebenso wie der ermittelnde FBI-Beamte Morgan (Billy Bob Thornton) und der Zuschauer.
Cyber-Terrorismus
Alles deutet auf einen Akt von Cyber-Terrorismus hin. Die mysteriösen Verschwörer kontrollieren praktisch alles: Funknetze und Sicherheitskameras, Verkehrsampeln, Kräne und sogar das Stromnetz. Womit wir bei den Parallelen zu "Staatsfeind Nr. 1" sind. Hier wie dort wird ein schauerliches Bild vom Überwachungsstaat gezeichnet. Es gibt keinen Ort der Anonymität mehr, überall sind Kameras und Satelliten auf das wehrlose Individuum gerichtet.
Trailer Eagle Eye - Außer Kontrolle
Ein Szenario, das in den 70ern gleich ein ganzes Genre prägte: den Paranoia-Thriller. Diese Filme waren so lange mitreißend, wie der Zuschauer im Dunkeln tappte. Probleme tauchten meist erst auf, wenn es galt, glaubwürdige Hintermänner der Verschwörung zu liefern. Und dies ist leider auch der Punkt, an dem "Eagle Eye" scheitert. Statt ein Szenario zu entwickeln, in dem das Militär - der Arbeitgeber von Jerrys Zwillingsbruder - oder der Verteidigungsminister (Michael Chiklis, "The Shield") eine tragende Rolle spielen, entscheidet sich der Film für eine vollkommen abstruse Auflösung, die für den Zuschauer wie ein Schlag ins Gesicht ist.
Adrenalin-Junkies werden befriedigt
Allerdings wendet sich Regisseur D. J. Caruso ohnehin nicht an das Publikum, das beim Kinobesuch gern die Gehirnwindungen aktiviert. Vielmehr versucht er mit vielen schnellen Reizen in erster Linie die Adrenalin-Junkies zu befriedigen. Und zumindest das gelingt ihm sehr gut. Denn auch wenn die Handlung nicht überzeugt, die Actionsequenzen tun es allemal.
Verfolgungsjagd reiht sich an Verfolgungsjagd, eine spektakulärer als die nächste. Sie sorgen für so viel Altmetall, dass man damit einen ganzen Schrottplatz füllen könnte. Was die Macher konsequenterweise auch gleich getan haben und kurzerhand eine weitere Autojagd im Recyclinghof platzierten - inklusive Greifkränen, Elektromagneten und anderer Gimmicks.
Neue Einfälle? - Fehlanzeige
So viel Originalität hätte man sich auch an anderer Stelle gewünscht, doch am Ende bleibt die Steven-Spielberg-Produktion ein Actionthriller von der Stange. Zwar können die Darsteller gefallen, insbesondere Spielberg-Protegé LaBeouf, doch neue Einfälle sucht man vergebens. Vielleicht sollte D. J. Caruso das nächste Mal wieder nur bei einem Film klauen.
R. Meyer
Kinostart: 9.10.2008
Die offensichtlichste Verbindung ist "Auf der Flucht". So wie Richard Kimble einst aus der Haft floh, um den wahren Mörder seiner Frau zu finden, versucht hier der Copyshop-Angestellte Jerry Shaw (Shia LaBeouf) seine Unschuld zu beweisen. Als er von der Beerdigung seines ermordeten Zwillingsbruders zurückkehrt, hat er plötzlich 750 000 Dollar auf dem Konto - und eine Wohnung voller Waffen und Materialien zum Bombenbau.
Eine unbekannte Fremde leitet Jerry
Da klingelt plötzlich sein Handy. Am anderen Ende der Leitung warnt ihn eine weibliche Stimme, dass das FBI in wenigen Sekunden seine Wohnung stürmen wird. Jerry ignoriert sie und wird verhaftet, doch selbst im FBI-Gewahrsam lässt die unbekannte Frau nicht locker. Sie informiert Jerry, dass sein Ausbruch unmittelbar bevorsteht - und leitet ihn über Anrufe auf fremden Telefonen und Textmitteilungen auf Leuchtreklamen zum Auto von Rachel Holloman (Michelle Monaghan).
Bilder Eagle Eye - Außer Kontrolle
Aber die alleinerziehende Mutter ist nicht etwa die mysteriöse Anruferin. Weil ihr am Telefon mit der Ermordung ihres Sohnes gedroht wurde, führt auch sie nur Befehle aus. Was also ist das Ziel der technisch versierten Anruferin? Darüber rätseln die beiden Helden ebenso wie der ermittelnde FBI-Beamte Morgan (Billy Bob Thornton) und der Zuschauer.
Cyber-Terrorismus
Alles deutet auf einen Akt von Cyber-Terrorismus hin. Die mysteriösen Verschwörer kontrollieren praktisch alles: Funknetze und Sicherheitskameras, Verkehrsampeln, Kräne und sogar das Stromnetz. Womit wir bei den Parallelen zu "Staatsfeind Nr. 1" sind. Hier wie dort wird ein schauerliches Bild vom Überwachungsstaat gezeichnet. Es gibt keinen Ort der Anonymität mehr, überall sind Kameras und Satelliten auf das wehrlose Individuum gerichtet.
Trailer Eagle Eye - Außer Kontrolle
Ein Szenario, das in den 70ern gleich ein ganzes Genre prägte: den Paranoia-Thriller. Diese Filme waren so lange mitreißend, wie der Zuschauer im Dunkeln tappte. Probleme tauchten meist erst auf, wenn es galt, glaubwürdige Hintermänner der Verschwörung zu liefern. Und dies ist leider auch der Punkt, an dem "Eagle Eye" scheitert. Statt ein Szenario zu entwickeln, in dem das Militär - der Arbeitgeber von Jerrys Zwillingsbruder - oder der Verteidigungsminister (Michael Chiklis, "The Shield") eine tragende Rolle spielen, entscheidet sich der Film für eine vollkommen abstruse Auflösung, die für den Zuschauer wie ein Schlag ins Gesicht ist.
Adrenalin-Junkies werden befriedigt
Allerdings wendet sich Regisseur D. J. Caruso ohnehin nicht an das Publikum, das beim Kinobesuch gern die Gehirnwindungen aktiviert. Vielmehr versucht er mit vielen schnellen Reizen in erster Linie die Adrenalin-Junkies zu befriedigen. Und zumindest das gelingt ihm sehr gut. Denn auch wenn die Handlung nicht überzeugt, die Actionsequenzen tun es allemal.
Verfolgungsjagd reiht sich an Verfolgungsjagd, eine spektakulärer als die nächste. Sie sorgen für so viel Altmetall, dass man damit einen ganzen Schrottplatz füllen könnte. Was die Macher konsequenterweise auch gleich getan haben und kurzerhand eine weitere Autojagd im Recyclinghof platzierten - inklusive Greifkränen, Elektromagneten und anderer Gimmicks.
Neue Einfälle? - Fehlanzeige
So viel Originalität hätte man sich auch an anderer Stelle gewünscht, doch am Ende bleibt die Steven-Spielberg-Produktion ein Actionthriller von der Stange. Zwar können die Darsteller gefallen, insbesondere Spielberg-Protegé LaBeouf, doch neue Einfälle sucht man vergebens. Vielleicht sollte D. J. Caruso das nächste Mal wieder nur bei einem Film klauen.
R. Meyer
Kinostart: 9.10.2008