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Jennifer Lawrence über "Red Sparrow"

Jennifer Lawrence über Red Sparrow
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Jennifer Lawrence über ihre Rolle als Spionin, Nacktszenen und die Angst, dass jemand ihre lockeren Sprüche in den falschen Hals bekommt.

Ganz gleich, ob anspruchsvoller Kunstfilm oder krachendes Actionspektakel: Jen­nifer Lawrence zieht die Blicke auf sich. Spätestens seit ihrem Oscar für "Silver Linings" gilt die heute 27-Jährige als die überragende Schauspielerin ihrer Generation.

Blockbuster wie die "X-Men"-Reihe oder "Die Tribute von Panem" steigerten ihre Popularität und ihren Marktwert; das Magazin "Forbes" bezifferte ihre Einkünfte 2017 auf 24 Millionen Dollar, nur Emma Stone und ­Jennifer Aniston verdienten mehr. Für den Spionagethriller "Red Sparrow" (Kritik rechts) tauchte Lawrence tief in die Welt der Agenten ein und machte sich viele Gedanken darüber, was wirklich wichtig ist im Leben.
Was macht für dich einen guten Spionagefilm aus?
Jennifer Lawrence: Er muss cool und aufregend sein. "Red Sparrow" ist etwas Besonderes. Der Film zeigt eine Welt der internationalen Spionage, die man so noch nicht gesehen hat. Kein Wunder, denn das Buch wurde von einem echten Spion geschrieben.

Hast du zur Vorbereitung mit dem echten ­Spion über seine Arbeit gesprochen?
Ja, er und seine Frau sind beide Spione, und ich habe sie ausführlich befragt.

Gab es die "Sparrow"-Schulen für Agenten tatsächlich?
Es hat mich wirklich geschockt, dass es sich um ein echtes Programm handelte. Solche Ausbildungsstätten für Spione gab es sowohl bei uns in den USA als auch beim KGB.
Foto: Verleih
Diese Menschen sind manipulativ. Du auch?
Ich bin eher jemand, der manipuliert wird.

Wie sieht es mit Angst aus?
Ich habe oft Angst, falsch verstanden zu werden. Da redet man so locker daher, und dann kriegt das jemand in den falschen Hals. Plötzlich bist du in den Augen des anderen ein echtes Arschloch, ohne dass du es nachvollziehen kannst. So etwas raubt mir den Schlaf.

Haben dich auch die Nacktszenen im Film nervös gemacht?
Ich habe mir über vieles Gedanken gemacht, auch über die Nacktszenen. Aber mir war auch klar, dass sie zu meiner Figur und ihrer Geschichte gehören und ich sie spielen muss. Was mir geholfen hat, war das Drehteam. Ich war von lauter Leuten umgeben, die mir das Gefühl vermittelten, sie würden mich unterstützen. Es waren die gleichen Kameraleute wie bei "Die Tribute von Panem" inklusive Regisseur Francis Lawrence, bei dem ich mittlerweile das Gefühl habe, ich kenne ihn, seit er fünf Jahre alt ist.

Lawrence hat gesagt, er hätte Szenen ­geändert, wenn du Nein gesagt hättest.
Ja, aber da muss man als Schauspielerin auch mal seine persönlichen Befindlichkeiten zurückstellen und sich klarmachen, dass man Teil eines Projekts ist, an dem viele Menschen mitarbeiten. Für die Story und meinen ­Charakter waren bestimmte Szenen einfach wichtig, um zu zeigen, wie die Agentin, die ich spiele, tickt. Ich war gezwungen, dafür meine Komfortzone zu verlassen, aber ich bin glücklich, dass ich es getan habe.
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Du siehst im Film unglaublich fit aus.
Ich habe dafür auch etwas getan. Vier Monate lang habe ich jeden Tag drei Stunden Balletttraining mitgemacht. Man lernt dadurch seinen Körper besser kennen, vor allem aber eignet man sich die Disziplin an, die man braucht, um als Tänzer Erfolg zu haben. Das hilft nicht nur, wenn man im Film Ballett tanzt, sondern ist auch sonst gut für die ­Kondition und Konzentration.

Dein Tanzpartner im Film ist Serhij Polunin, ein Star des klassischen Balletts.
Es war das erste Mal, dass ich tanzen musste, und so blieb es nicht aus, dass sich unsere ­Körper an einigen Stellen berührten. Er ist unglaublich athletisch, talentiert und, nebenbei bemerkt, auch noch ein heißer Typ. (lacht) Er hat gesagt, ich hätte leichte Knochen. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.

Im Film fällt der Satz, dass dein Körper dem Staat gehört. Gilt für Schauspieler: Mein Körper gehört der Kunst?
Ich stelle meinen Körper gern und freiwillig in den Dienst der Kunst. Man muss auf vieles verzichten, wenn man einen Film macht. Man dreht oft in einem anderen Land, ohne Freunde und Familie, und man arbeitet meist sehr lang und hart. Trotzdem liebe ich meinen Job, und ich kann mir nichts vorstellen, was ich mit ähnlicher Leidenschaft betreiben würde.

Die Dominika im Film fühlt sich manchmal kraftlos. Kennst du dieses Gefühl?
Ich fühle mich schwach, wenn ich unsicher bin, was ich sagen soll. Mit 25 habe ich den Entschluss gefasst, nur noch das zu sagen, was ich wirklich denke. Vorher hatte ich manchmal irgendeine Bemerkung fallen gelassen, nur um eine unangenehme Situation zu entkrampfen. Mir ist aber klar geworden, dass es besser ist, authentisch zu sein.
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Ein wichtiges Thema im Film ist Vertrauen. Welche Rolle spielt sie in deinem Leben?
Da hat sich einiges geändert. Wenn du prominent bist, interessieren sich viele Menschen für dein Privatleben. Du fragst dich automatisch: Wem kann ich was erzählen, wer behält ­Vertrauliches für sich? Am einfachsten ist es, wenn du prominente Freunde hast. Dann haben alle ein gemeinsames Interesse an ­Diskretion. Man kann auch jemandem ­vertrauen, ohne ihm deshalb gleich das Herz auszuschütten und seine geheimsten Wünsche zu offenbaren. Vertrauen ist kein Tauschsystem, bei dem man Geheimnisse unter­einander zirkulieren lässt.

Im Film ist es einfach: Wer Vertrauen missbraucht, wird getötet.
Das würde ich im normalen Leben natürlich auch tun. (lacht) Glücklicherweise bin ich von lauter netten Menschen umgeben. Viele Freunde kennen mich seit Langem, und sie haben ein Auge darauf, dass ich mich nicht mit den falschen Typen einlasse.

Dominikas Handeln ist bestimmt von der Liebe zu ihrer Mutter. Wie ist dein Verhältnis zu deiner Mutter ?
Ich habe schon mit 14 Jahren nicht mehr zu Hause gelebt. Jetzt bin ich 27, aber ich brauche immer noch meine Mutter. Sie hat mich sehr unterstützt. Ihre Meinung ist mir auch heute noch sehr wichtig, außer wenn es um Jungs geht. (lacht)
Der Trailer zu "Red Sparrow"