Es ist das spannendste, offenste Oscar-Rennen seit Ewigkeiten. Normalerweise haben sich spätestens zur Golden-Globe-Verleihung Anfang Januar ein bis zwei Filme als klare Favoriten für die Königskategorie des "Besten Films" herauskristallisiert. Doch dieses Jahr sind wir immer noch einigermaßen ratlos. Mindestens vier Filme kommen heute (Stand: 8. Januar 2018) für den Hauptpreis in Frage.
Lange sah es so aus, als ob Christopher Nolans Kriegsspektakel "Dunkirk" der klare Favorit für den "Besten Film" wäre. Doch mittlerweile hat "Dunkirk" unter den Oscar-Experten Federn gelassen und gewichtige Konkurrenz bekommen. Da wäre erstens Greta Gerwigs ("Frances Ha") zeitgeistiges Frauenporträt "Lady Bird", frisch gekürt als Beste Komödie bei den Golden Globes. Bei den Globes hat auch das vielschichtige Rachedrama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" an Oscar-Boost gewonnen, mit Preisen für das beste Drama, das Drehbuch, Hauptdarstellerin (Frances McDormand) und Nebendarsteller (Sam Rockwell). "Dunkirk" ging übrigens völlig leer aus.
Und dann gibt es noch "Die Verlegerin". Steven Spielbergs Plädoyer für die Pressefreiheit ist in Zeiten eines Donald Trumps ein politisches Statement. Ähnlich wie das thematisch verwandte Journalistendrama "Spotlight" vor zwei Jahren könnte auch "Die Verlegerin" den "besten Film" gewinnen, ohne viele weitere Goldjungen abzusahnen. Das Auszählungssystem für den "Besten Film" begünstigt "engagierte" Filme, die viele Academy-Mitglieder auf Platz eins ihrer Liste setzen.
Ein Außenseitertipps sind "Shape of Water" vom Golden-Globe-gekürten Regisseur Guillermo del Toro und der Überraschungshit "Get Out!".
Lange sah es so aus, als ob Christopher Nolans Kriegsspektakel "Dunkirk" der klare Favorit für den "Besten Film" wäre. Doch mittlerweile hat "Dunkirk" unter den Oscar-Experten Federn gelassen und gewichtige Konkurrenz bekommen. Da wäre erstens Greta Gerwigs ("Frances Ha") zeitgeistiges Frauenporträt "Lady Bird", frisch gekürt als Beste Komödie bei den Golden Globes. Bei den Globes hat auch das vielschichtige Rachedrama "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" an Oscar-Boost gewonnen, mit Preisen für das beste Drama, das Drehbuch, Hauptdarstellerin (Frances McDormand) und Nebendarsteller (Sam Rockwell). "Dunkirk" ging übrigens völlig leer aus.
Und dann gibt es noch "Die Verlegerin". Steven Spielbergs Plädoyer für die Pressefreiheit ist in Zeiten eines Donald Trumps ein politisches Statement. Ähnlich wie das thematisch verwandte Journalistendrama "Spotlight" vor zwei Jahren könnte auch "Die Verlegerin" den "besten Film" gewinnen, ohne viele weitere Goldjungen abzusahnen. Das Auszählungssystem für den "Besten Film" begünstigt "engagierte" Filme, die viele Academy-Mitglieder auf Platz eins ihrer Liste setzen.
Ein Außenseitertipps sind "Shape of Water" vom Golden-Globe-gekürten Regisseur Guillermo del Toro und der Überraschungshit "Get Out!".
Dunkirk
"Inception"-Regisseur Christopher Nolan lässt die Sci-fi-Gedankenspiele hinter sich und wendet sich der harten Realität zu: Mit großer Akribie rekonstruiert er die Evakuierung britischer Soldaten vom Strand von Dünnkirchen während des Zweiten Weltkrieges. Nolan zeigt uns den Horror des Krieges nicht aus der Distanz des Feldherrenhügels, sondern konsequent von unten, aus der Sicht von einfachen Soldaten und Zivilisten, auf drei eigenwillig ineinander verschlungenen Zeitebenen.
Lady Bird
Das autobiografisch angehauchte Regiedebüt von Hipster-Queen Greta Gerwig (Frances Ha") über eine junge Schauspielerin (Saoirse Ronan) wird schon als das weibliche "Boyhood" gefeiert, als die definitive Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Frau der Gegenwart.
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Frances McDormand ("Fargo") als Mutter eines ermordeten Mädchens auf einem eigenwilligen, kompromisslosen Rachefeldzug, bei dem die drei titelgebenden Werbetafeln eine zentrale Rolle spielen. Der Dramatiker und Regisseur Martin McDonough gelang eine virtuose Gradwanderung zwischen einer schrägen, "coenesken", Komödie und einer Tragödie antiken Ausmaßes. Drehbuchpreis in Venedig!
Die Verlegerin
Die große Unbekannte dieses Oscar-Rennens. Steven Spielbergs dreht gerade noch an seiner Rekonstruktion der Veröffentlichung der Pentagon Papers über den Vietnamkrieg durch New York Times und Washington Post. Der Politthriller mit Meryl Streep und Tom Hanks ist eine deutliche Reaktion auf Donald Trumps Attacken auf die Presse. Schon allein aus politischen Gründen ein sicherer Kandidat, wenn es Spielberg nicht völlig verkitscht. Was angesichts der stets stilsicheren Darsteller unwahrscheinlich ist.
The Shape of Water
Stumme Putzfrau (Sally Hawkins) verliebt sich in einen Amphibienmann, der in einem Hochsicherheitslabor der US-Regierung gefangen gehalten wird. Das moderne Märchen von Guillermo del Toro ("Pans Labyrinth") gewann in Venedig den Goldenen Löwen, ungewöhnlich für einen Fantasyfilm. Deshalb wäre auch eine Oscar-Nominierung alles außer ungewöhnlich.
Call me by your Name
Die überragend fotografierte Coming-of-Age-Geschichte über einen 17-Jährigen (Timothée Chalamet) der sich im Italien-Urlaub in einen 24-Jährigen Studenten (Armi Hammer) verliebt, war der Hit beim Indie Filmfestival Sundance. Fast jedes Jahr kommt mindestens ein Sundance-Liebling bei den Oscar-Nominierungen durch (z.B. "Boyhood", "Whiplash"), dieses Jahr könnte es die Romanze von Luca Guadagnino ("A Bigger Splash") werden.
Get Out!
Ein Überraschungshit, der in den in Rassenfragen wie schon lange nicht mehr gespaltenen USA genau zur richtigen Zeit kam einen Nerv traf. Der Komiker und Regisseur Jordan Peele drehte mit seinem Film über einen Afroamerikaner, der bei den reichen Eltern seiner weißen Freundin in die Hölle gerät eine virtuose Mischung zwischen Horrorthriller und Rassismus-Satire.
Florida Project
2015 sorgte Sean Baker mit "Tangerine" für Aufsehen, dem ersten mit einem iPhone gedrehten Film. Mit dem in Cannes bejubelten "Florida Project" legt er jetzt nach. Konsequent aus der Sicht eines Kindes erzählt der Film das harte Leben von alleinerziehenden Unterschichtsfamilien in einer Motelsiedlung nahe Disney World in Orlando. Rau, unsentimental und bewegend.
Die dunkelste Stunde
Winston Churchill bringt Großbritannien mit Blut, Schweiß und Tränen durch den Zweiten Weltkrieg. Der Historienfilm von Joe Wright ("Abbitte") punktet vor allem mit Hauptdarsteller Gary Oldman und dem grandiosen Make-Up, das den dürren Waliser überzeugend in Bulldogge Churchill verwandelt. Klassisches Oscar-Material, fast schon zu offensichtliches Oscar-Baiting .
Alles zu den Academy Awards findest du in unserem großen Oscars-Special.