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Michael Bully Herbig über "Bullyparade - Der Film"

Michael Bully Herbig über Bullyparade - Der Film
Warner Bros.

Die "Bullyparade" war 90 Folgen lang der Comedykracher von Pro Sieben. 15 Jahre später kommt Bullyparade - Der Film, Herbigs Abschiedsgeschenk an die Fans.

Dass ein Berufskomiker, der seinen Spitznamen aus Kinder­tagen als zweiten Vornamen benutzt, ein lustiger Mensch sein muss, ist ein Missverständnis. Wer ernsthaft komisch sein will, arbeitet hart dafür, damit in Sketchen oder Filmen das Timing stimmt und die Pointen zünden. Michael Bully Herbig (49) ist einer, der dieses Handwerk über Jahre perfektioniert hat. Beim Treffen in seinem Büro auf dem Gelände der Münchner Bavaria Film bastelt er gerade am Feinschliff für "Bullyparade - Der Film". Darin spielt Herbig ein letztes Mal den Raum­fahrer Mr. Spuck, die wilde Kaiserin Sissi und den diesmal verliebten Indianer Winnetou. Danach soll Schluss sein mit parodistischen Blödeleien. Aber was kommt dann?

15 Jahre nach der "Bullyparade" gibt es den Film zur Reihe. Wie kam's zur erneuten Zusammenarbeit mit Rick Kavanian und Christian Tramitz?

Michael Bully Herbig: Mit Rick bin ich seit fast 30 Jahren befreundet, wir sehen uns eh dauernd, Christian treffe ich nicht so häufig, aber zum Grillen zwischendurch reicht es. ­Irgendwann stellten wir fest, dass wir wieder Lust aufeinander haben. Da wir alle so viele Lieblingsfiguren in der Reihe haben, habe ich vor­geschlagen: Lasst uns einfach alles machen und einen Episodenfilm drehen. Fanden sie gut.

Wenn ich mich nicht verzählt habe, haben Sie zu dritt 26 Rollen gespielt

Stimmt. Eigentlich sind es ja fünf verschiedene Genrefilme. Das war ein irrsinniger Auf­wand, auch für die verschiedenen Abteilungen. Keine der fünf Episoden ist länger als 30 Minuten, aber man muss für jede denselben Aufriss betreiben wie für einen 90-Minüter.

Wie früher in der "Bullyparade" ­finden sich auch im Film jede Menge Cameos von Stars. War's schwer, die alle zu bekommen?

Alle hatten große Lust dazu. Die Idee war dabei nicht, wildes Namedropping zu betreiben, sondern in der Tradition der "Bullyparade" zu bleiben. Damals habe ich die Zuschauer mit Stars überrascht, die sie nicht ­erwartet hatten. Es hatte immer ­denselben Effekt: Das Publikum ist ausgeflippt! Das wollte ich im Film auch machen. Die Leute werden überrascht sein, wer bei uns auftaucht.

Viele Auftritte sind so schnell vorbei, dass man sich hinterher fragt, ob man sie sich nicht eingebildet hat.

Genau das war der Deal. Es sind ­Cameos im Sekundenbruchteil. Viele haben nicht mal Text. Aber alle wussten das vorher.

Wie haben Sie dieses Staraufgebot bezahlt?

Bei so was geht es niemandem um Kohle. Es wäre auch gar nicht zu ­bezahlen. Ich habe vorgeschlagen, dass wir im Namen aller Cameos eine größere Summe für einen guten Zweck spenden. Damit waren alle ­sofort einverstanden.
Foto: Warner Bros.
Nach dem Erfolg von "Der Schuh des Manitu" haben Sie 2002 Ihr ­Publikum abstimmen lassen, welchen Film Sie als Nächstes drehen sollen. Heute bleiben Sie via Facebook mit Ihren Fans in Kontakt.

Ich finde es toll, dass wir die Möglichkeit haben, über Social Media herauszufinden, was die Leute wollen. Als der erste Teaser online ging, bekamen wir ein großartiges Feedback, so gut wie keiner hat auf dem Ding herumgehackt. Ich glaube, der negativste Kommentar auf YouTube war: Mann, sind die alt geworden! Offensichtlich haben wir mit der "Bully­parade" einen eigenen Kosmos geschaffen und könnten aus jeder ­Episode eine Fortsetzung machen. Aber irgendwie weiß man innerlich: Das war es jetzt.

Wir halten also fest: Das ist Ihre ­letzte Kinoparodie?

Es ist definitiv der letzte Film dieser Art.

Aber nicht Ihre letzte Komödie?

Parodie ist ja nur eine von vielen ­Varianten der Komödie. Dass ich mich davon verabschiede, bedeutet nicht, dass ich - wie es bei Helmut Dietl hieß - jetzt ein seriöser älterer Herr werden möchte. (lacht) Mich interessieren auch andere Genres.

Von Ihrem ersten Versuch eines ­Genrewechsels, der Romantic Comedy "Buddy" von 2013, waren Kino­publikum und Kritik nur mäßig begeistert. Hat Sie das entmutigt?

Ich mag den Film sehr, für mich gehört er zu meinen besten. Er hat sein Publikum gefunden, aber man kann es nicht allen recht machen.

Als Schauspieler haben Sie mit ­Joseph Vilsmaier, Leander Haußmann, Helmut Dietl oder Wolfgang Petersen gearbeitet. Kommt es Ihnen bei der Auswahl nicht eher auf die Regisseure an als auf die Rollen?

Absolut. Das ist wie Trophäen sammeln. (lacht) Besonders im Fall Helmut Dietl und "Zettl". Da war mir völlig egal, worum es geht, ich wollte da einfach mitmachen und hab mich ihm quasi aufgedrängt.

Wie lief das mit der Minirolle in "Der unglaubliche Burt Wonderstone"?

Als der Anruf kam, hieß es: Okay, es ist nur eine kleinere Rolle, aber du hast zwei Szenen mit Steve Buscemi, Steve Carell, Jim Carrey und Alan Arkin. Entschuldigung, da interessiert mich doch das Drehbuch nicht. Da fahre ich hin!

Was haben Sie Neues gelernt?

Nicht falsch verstehen, aber am wenigsten abgucken konnte ich mir bei der Hollywood-Produktion. Ich habe festgestellt, dass meine Arbeitsweise ziemlich identisch ist. Zu sehen, dass sie dort auch nur mit Wasser kochen, hat mich entspannter gemacht.
Foto: Warner Bros.
Ihr nächster Film wird ein Drama über die Flucht zweier Familien aus der DDR mit einem selbst gebauten Heißluftballon. Eine wahre Geschichte, die Disney in den 80er-Jahren schon einmal verfilmt hat.

Wir arbeiten jetzt schon drei Jahre daran. Disney ist ja nicht gerade ­bekannt dafür, dass sie locker mit der Vergabe von Remake-Rechten um­gehen, deshalb haben wir uns auch lange daran die Zähne aus­gebissen.

Alle expandieren, fusionieren oder gehen an die Börse. Sie dagegen ­haben Ihre Firma in den letzten Jahren verkleinert. Warum?

"Der Schuh des Manitu" war der ­Urknall. Plötzlich war alles anders. Wir hätten damals alles machen ­können. Alles. Uns wurden massenweise Konzepte geschickt, Angebote für TV-Shows, für Kinofilme. Es war unglaublich. Irgendwann saß ich da und dachte: Und wer soll das alles machen? Ich hatte mir gerade eine wunderbare eigene Struktur aufgebaut, mit Tonstudio und Schnitt, das war mein Spielplatz, mein Sandkasten. Plötzlich schaufelten andere von außen lauter Zeug da rein. Aber das waren nicht meine Spielsachen, das wollte ich alles nicht.

Haben Sie je bereut, nicht verkauft zu haben?

Nie. Im Nachhinein war das wahrscheinlich meine klügste Entscheidung. Mach das, worauf du wirklich Bock hast. Das ist das Entschei­dende.

Autor: Susanne Sturm

Bullyparade - Der Film
Ab 17.8. im Kino

Hier unsere Kritik zu Bullyparade - Der Film