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Martin Scorsese: Seine 10 besten Filme

Martin Scorsese: Seine 10 besten Filme
picture alliance/AP

Zum 75. Geburtstag des Meisterregisseurs: TV Spielfilm wählt die zehn besten Filme von Martin Scorsese.

Wie ehrt man angemessen einen der wichtigsten lebenden Regisseure, der Anfang der 70er-Jahre mit seinen Kollegen des New Hollywood (Francis Ford Coppola, Robert Altman) nicht nur das amerikanische Kino revolutionierte? Und der bis heute fleissig weiterdreht und anders als viele seiner Altersgenossen keinen einzigen wirklich schwachen Film abgeliefert hat?

Wir bei TV Spielfilm haben uns entschieden, statt vieler Worte seine Filme sprechen zu lassen und ganz klassisch seine zehn besten Filme zu wählen. And here we go:
10. Departed - Unter Feinden (2006)
Foto: Verleih
Für seine furiose Mischung aus Gangster- und Polizeifilm gewann Martin Scorsese endlich seinen verdienten Oscar als bester Regisseur. Für das Remake des modernen Hongkong-Klassikers "Infernal Affairs" verfrachtete Scorsese die Handlung mit viel Lokalkolorit ins irische Gangstermillieu von Boston. Billy (Leonardo DiCaprio) ermittelt undercover gegen den Mafiaboss Costello (Jack Nicholson). Doch der hat längst einen Zögling (Matt Damon) bei der Polizei eingeschleust. Wer fliegt zuerst auf? Scorsese kreuzt virtuos die beiden Handlungsstränge und erzeugt eine sogartige Wirkung. Damon und DiCaprio waren selten besser.
9. New York, New York
Foto: MGM
Scorseses Hommage an die Musicals der klassischen Studioära Hollywoods. Saxofonist Jimmy (Robert De Niro) verliebt sich 1945 in die kecke Francine (Liza Minnelli). Er überredet sie, in seiner Band zu singen und seine Frau zu werden. Nach den ersten Erfolgen kommt es zu Differenzen um die musikalische Correctness, unter denen auch die Liebe leidet: Während Jimmy in kleinen Clubs schrägen Bebop spielt, macht Francine mit eingängigem Swing die große Karriere... Der Titelsong wurde in der Version von Frank Sinatra ein Evergreen. Auch der aktuelle Musicalhit "La La Land" verdankt "New York, New York" sehr viel.
8. The King of Comedy (1982)
Foto: Verleih
Das Kömödiengegenstück zu "Taxi Driver": Auch hier träumt ein Nobody, jemand sein zu wollen und ist bereit, dafür über Leichen zu gehen: Schmierenkomödiant Rupert Pupkin (Robert De Niro) setzt alles daran, mit dem Talkmaster Jerry Langford (Jerry Lewis) einmal gemeinsam vor der TV-Kamera zu stehen. Als alle seine Anfragen abgewiesen werden, entführt er Langford... Auch in seiner Kömödie ist Scorseses Big-Apple-Heimat so verrottet wie in "Taxi Driver".
7. Casino (1995)
Scorseses zweites großes Gangsterepos nach "Good Fellas" wird gerne im Schatten des bahnbrechenden Klassikers von 1990 übersehen. Dennoch ist auch sein Las-Vegas-Drama eine grandiose Studie des Aufstieg und Falls eines Gangsters: Anfang der Siebziger führt der smarte Sam "Ace" Rothstein (Robert De Niro) für die Mafia ein Casino in Las Vegas. Er kennt alle Tricks und weiß, wie man Leute abzockt. Während Kumpel Nicky (Joe Pesci) die Drecksarbeit erledigt, macht der Erfolg Ace unbesiegbar. Er heiratet Callgirl Ginger (Sharon Stone), obwohl die einen anderen liebt. Mit Gingers Verfall wird auch Sams Imperium ins Wanken geraten...
6. The Wolf of Wall Street
Foto: Verleih
Mit Anfang Siebzig legte Scorsese noch einmal ein wildes, fast schon hysterisches Spektakel hin, wie es viele jüngeren Kollegen nie hinbekommen würden. Wieder ein virtuoser Aufstieg-und-Fall-Ritt, diesmal nicht von einem Gangster sondern von, mindestens genauso schlimm, einem Wall-Street-Broker (Leonardo DiCaprio). Satirisch schrill überspitzt, trotzdem von vielen falsch verstanden: Von Bankern, die den darin geschilderten Lifestyle unreflektiert feiern und den Kritikern, die ihm Glorifizierung der Bankster vorwerfen.
5. Alice lebt hier nicht mehr (1974)
Foto: Verleih
Auch wenn Scorsese oft in raue Männerwelten entführt, er kann auch ein sensibles "Frauendrama" hinlegen, wie er mit diesem gerne übersehenen Meisterwerk zeigt. Nach dem Tod des Gatten bricht die alleinerziehende Alice (Ellen Burstyn) auf zu neuen Ufern. Dabei gerät sie an den Macho Ben (Harvey Keitel) und den netten Farmer David (Kris Kristofferson)... Ellen Burstyn erhielt den Oscar, Jodie Foster begeistert als kecke Göre. Und im Intro bietet Scorsese eine wunderbare Hommage an die Technicolor-Farben der 30er und 40er.
4. Hexenkessel (1973)
Foto: Verleih
Der Durchbruch: Fast dokumentarisch und wie improvisiert anmutend erzählt Martin Scorsese die Story einer schwierigen Freundschaft in Manhattans einstiger Schmuddelecke Little Italy, wo er aufwuchs. Johnny Boy (Robert De Niro) geht Freund und Feind mit seiner Großspurigkeit auf die Nerven. Als er geliehenes Geld verzockt, verschafft ihm Kumpel Charlie (Harvey Keitel) einen Zeitaufschub bei Mafioso Michael (Richard Romanus). Doch Johnny Boy ignoriert den vereinbarten Termin und taucht lieber unter. Die Entscheidung hat fatale Folgen... In den USA ein Flop, in Europa und bei der Kritik ein erster Erfolg.
3. Wie ein wilder Stier (1980)
Foto: Verleih
In grandiosen Schwarz-Weiß-Bildern, die an den italienischen Neorealismus erinnern, wendet sich Scorsese dem Boxerfilm zu - als existentialistisches Drama über die Hoffnung auf Erlösung. 1941 beginnt die Karriere des Mittelgewichtlers Jake La Motta (Robert De Niro). So aggressiv wie im Ring schlägt er sich auch durchs Leben. Kein Wunder, dass seine Frau und sein Bruder (Joe Pesci) bald das Handtuch werfen. Nach Zugeständnissen an die Mafia wird La Motta 1949 Weltmeister - danach geht es bergab.
2. Good Fellas (1990)
Foto: Verleih
Scorsese verzichtet in seinem großen, fiebrig-virtuos gefilmten Mafia-Epos auf Klischees, Gangsterromantik und "Der Pate"-Tragik. Dafür skizziert er nach Schilderungen des Aussteigers Henry Hill ("Der Mob von innen") das Gangstermilieu detailgenau als Kehrseite des American Dream. Henry Hill (Ray Liotta) übernimmt schon als Elfjähriger Botendienste für den lokalen Paten und gehört bald zur "Familie". Mit seinen Freunden Jimmy (De Niro) und Tommy (Oscar-geehrt: Pesci) dreht er jahrelang heiße Dinger. Dann steigt Henry ins Koksgeschäft ein, und damit wendet sich das Blatt...
1. Taxi Driver (1976)
Foto: Verleih
Der definitive Scorsese-Film und viellicht der beste Großstadtfilm. Vietnam-Veteran Travis Bickle (De Niro) fährt Taxi in New York. Angewidert beobachtet er Nacht für Nacht den "Abschaum" auf den Straßen. Einziger Lichtblick in all dem Müll ist Betsy (Cybill Shepherd). Als ihn die hübsche Wahlhelferin zurückweist, wird Bickle zur lebenden Zeitbombe. Die Begegnung mit der 14-jährigen Hure Iris (Jodie Foster) lässt seine Sicherungen durchbrennen... Scorseses albtraumhaftes Zeitgeistkino erwies sich dank einer großartigen Inszenierung und dem intensiven Spiel von De Niro als zeitloses Meisterwerk und als ein Höhepunkt des New-Hollywood-Kinos.