Seine Romane "Deutschstunde" und die Kurzgeschichtensammlung "So zärtlich war Suleyken" sind Klassiker der deutschen Nachkriegsliteratur. Seine erste und einzige Liebesgeschichte schrieb Siegfried Lenz erst mit 82 Jahren: "Schweigeminute", eine Novelle über die heimliche Liebe des Schülers Christian zu seiner Englischlehrerin Stella. Es war ein Wagnis, diese hauchzarte Geschichte, die vieles im Vagen lässt, zu verfilmen. Produzent Oliver Berben hat zwei Darsteller gefunden, an denen sicher auch der 2014 verstorbene Siegfried Lenz seine Freude gehabt hätte. TV SPIELFILM bat die Schauspieler, die Dreharbeiten und ihre Erfahrungen mit dem Partner zu kommentieren.
Julia Koschitz und Jonas May über...
...Arbeiten mit dem Wunschpartner
KOSCHITZ
"Ich hatte gehört, dass Jonas für Christian gecastet wird, und darum gebeten, mit ihm vorsprechen zu können. Mach ich selten. Als ich ankam, stand mir aber ein völlig unbekannter Mensch gegenüber, der wahrscheinlich zum Castingbüro dazugehörte. Wusste ich aber nicht. Ich war überzeugt, dass was schiefgegangen ist und er jetzt statt Jonas mein Spielpartner sein würde. Ich war ziemlich enttäuscht, aber dann kam Jonas plötzlich durch die Tür. Ich glaube, das Erste, was ich zu ihm gesagt habe, war, ob er jetzt gleich wieder gehen würde, weil ich ja dachte, er wäre mit seinem Casting schon durch. Ich war dann sehr erleichtert, von einem etwas irritierten Jonas zu hören, dass ich mich getäuscht hatte. Das Arbeiten mit ihm war dann genau so, wie ich's mir vorgestellt habe, unkompliziert und sehr angenehm - wie selbstverständlich."
"Ich hatte gehört, dass Jonas für Christian gecastet wird, und darum gebeten, mit ihm vorsprechen zu können. Mach ich selten. Als ich ankam, stand mir aber ein völlig unbekannter Mensch gegenüber, der wahrscheinlich zum Castingbüro dazugehörte. Wusste ich aber nicht. Ich war überzeugt, dass was schiefgegangen ist und er jetzt statt Jonas mein Spielpartner sein würde. Ich war ziemlich enttäuscht, aber dann kam Jonas plötzlich durch die Tür. Ich glaube, das Erste, was ich zu ihm gesagt habe, war, ob er jetzt gleich wieder gehen würde, weil ich ja dachte, er wäre mit seinem Casting schon durch. Ich war dann sehr erleichtert, von einem etwas irritierten Jonas zu hören, dass ich mich getäuscht hatte. Das Arbeiten mit ihm war dann genau so, wie ich's mir vorgestellt habe, unkompliziert und sehr angenehm - wie selbstverständlich."
...Schwärmerei für eine Lehrerin
NAY
Ich war mal in eine Referendarin verknallt, die bei uns Sport unterrichtet hat. Ich war 17 und sie 26. Klingt ein bisschen wie in Peter Maffays "Und es war Sommer", ging aber anders aus, denn allmählich bekam sie einen immer dickeren Bauch, und da schwante mir dann, dass sie wohl einen anderen haben muss. Doch ich fand sie trotzdem bezaubernd. Jahre später habe ich sie zufällig wiedergetroffen, aber von meiner damaligen Schwärmerei für sie habe ich ihr nichts verraten.
Ich war mal in eine Referendarin verknallt, die bei uns Sport unterrichtet hat. Ich war 17 und sie 26. Klingt ein bisschen wie in Peter Maffays "Und es war Sommer", ging aber anders aus, denn allmählich bekam sie einen immer dickeren Bauch, und da schwante mir dann, dass sie wohl einen anderen haben muss. Doch ich fand sie trotzdem bezaubernd. Jahre später habe ich sie zufällig wiedergetroffen, aber von meiner damaligen Schwärmerei für sie habe ich ihr nichts verraten.
...September auf Bornholm
NAY
Wir hatten zwei Stuntleute, und die konnten auch toll schwimmen, aber natürlich nicht so telegen wie Julia und ich ;-). Deshalb waren wir selbst im Wasser. Da war es übrigens längst nicht so kalt wie an Land, das Wasser hatte an die 18 Grad. Böse war nur der Wind, der einem ständig um den nassen Kopf und in die Ohren pfiff, deshalb hätten die Schwimmszenen keinen Tag länger dauern dürfen, sonst wären wir vielleicht doch noch krank geworden. Aber in den Drehpausen konnten wir uns sofort in die Badewannen setzen, die an Land bereitstanden und die ständig mit heißem Wasser gefüllt wurden.
Wir hatten zwei Stuntleute, und die konnten auch toll schwimmen, aber natürlich nicht so telegen wie Julia und ich ;-). Deshalb waren wir selbst im Wasser. Da war es übrigens längst nicht so kalt wie an Land, das Wasser hatte an die 18 Grad. Böse war nur der Wind, der einem ständig um den nassen Kopf und in die Ohren pfiff, deshalb hätten die Schwimmszenen keinen Tag länger dauern dürfen, sonst wären wir vielleicht doch noch krank geworden. Aber in den Drehpausen konnten wir uns sofort in die Badewannen setzen, die an Land bereitstanden und die ständig mit heißem Wasser gefüllt wurden.
...die Verfilmung einer Lenz-Novelle
KOSCHITZ
Ich war ein bisschen in Sorge, ob man diese poetische Liebesgeschichte, die ja sehr zurückhaltend erzählt ist, verfilmen kann, ohne dabei ihren Zauber zu zerstören. Die Novelle von Siegfried Lenz lässt vieles offen. Man erfährt nicht, ob Teile der Erzählung nur in der Fantasie des Schülers Christian passieren oder ob er tatsächlich eine Affäre mit seiner Lehrerin Stella hat. Das hätte sich filmisch nur schwer umsetzen lassen. Wir mussten uns für eine Perspektive entscheiden und haben uns dafür entschieden, die Affäre oder Liebesgeschichte tatsächlich geschehen zu lassen. Ich bin sehr froh, dass darüber die Zartheit der Geschichte nicht verloren gegangen ist.
Ich war ein bisschen in Sorge, ob man diese poetische Liebesgeschichte, die ja sehr zurückhaltend erzählt ist, verfilmen kann, ohne dabei ihren Zauber zu zerstören. Die Novelle von Siegfried Lenz lässt vieles offen. Man erfährt nicht, ob Teile der Erzählung nur in der Fantasie des Schülers Christian passieren oder ob er tatsächlich eine Affäre mit seiner Lehrerin Stella hat. Das hätte sich filmisch nur schwer umsetzen lassen. Wir mussten uns für eine Perspektive entscheiden und haben uns dafür entschieden, die Affäre oder Liebesgeschichte tatsächlich geschehen zu lassen. Ich bin sehr froh, dass darüber die Zartheit der Geschichte nicht verloren gegangen ist.
...im Sand liegend Sommer spielen
KOSCHITZ
Ich glaube, ich habe während eines Drehs noch nie so gefroren. Wir hatten meist zwölf Grad Lufttemperatur, und man sieht ja an den Wellen im Film, dass es sehr windig war. Gefühlt war es also noch deutlich kälter, und wir mussten im Sand liegen und Hochsommer spielen. Jonas kommt von der Küste, dem machen solche Temperaturen nichts aus, aber mein Hauptaccessoire war eine Wärmflasche, die ich immer mit mir rumgetragen habe. Die waren generell bei allen heiß begehrt.
Ich glaube, ich habe während eines Drehs noch nie so gefroren. Wir hatten meist zwölf Grad Lufttemperatur, und man sieht ja an den Wellen im Film, dass es sehr windig war. Gefühlt war es also noch deutlich kälter, und wir mussten im Sand liegen und Hochsommer spielen. Jonas kommt von der Küste, dem machen solche Temperaturen nichts aus, aber mein Hauptaccessoire war eine Wärmflasche, die ich immer mit mir rumgetragen habe. Die waren generell bei allen heiß begehrt.
Um 20.15 Uhr im ZDF
...Drehen in einem Wassertank
KOSCHITZ
Die lange Unterwasserszene am Ende des Films haben wir in einem großen Wassertank in Berlin-Kreuzberg gedreht. Der war beheizt, insofern hatten wir Glück. Aber ich war nicht darauf eingestellt, wie dunkel es darin ist und dass man überhaupt nichts mehr sieht, wenn man die Taucherbrille absetzt, was wir für die Szene natürlich tun mussten. Da verliert man erst mal komplett die Orientierung. Man ist quasi blind und taub, das hat mir am Anfang totale Platzangst gemacht. Besonders absurd war dieser Umstand bei der letzten Szene, wenn Jonas nach unserem letzten Kuss langsam nach oben wegdriftet und ich nach unten. Im Film ist das ein sehr berührender Moment, aber ich war einfach nur mit der Aufgabe beschäftigt, unter Wasser Jonas Mund für diesen Kuss zu finden. Das hatte mit der Tragik der Szene so gar nichts zu tun.
Die lange Unterwasserszene am Ende des Films haben wir in einem großen Wassertank in Berlin-Kreuzberg gedreht. Der war beheizt, insofern hatten wir Glück. Aber ich war nicht darauf eingestellt, wie dunkel es darin ist und dass man überhaupt nichts mehr sieht, wenn man die Taucherbrille absetzt, was wir für die Szene natürlich tun mussten. Da verliert man erst mal komplett die Orientierung. Man ist quasi blind und taub, das hat mir am Anfang totale Platzangst gemacht. Besonders absurd war dieser Umstand bei der letzten Szene, wenn Jonas nach unserem letzten Kuss langsam nach oben wegdriftet und ich nach unten. Im Film ist das ein sehr berührender Moment, aber ich war einfach nur mit der Aufgabe beschäftigt, unter Wasser Jonas Mund für diesen Kuss zu finden. Das hatte mit der Tragik der Szene so gar nichts zu tun.
...Liebesszenen mit einem jüngeren Kollegen
KOSCHIT
Liebesszenen sind tatsächlich anders, als viele sich das vorstellen, sie sind selten romantisch. Ich finde es wichtig, dass man etwas Konkretes mit ihnen erzählen will, wie mit allen anderen Szenen auch. Sie haben genauso eine Dramaturgie, erzählen genauso etwas über die Charaktere und deren Beziehungen. Darüber sollte man sich vorher einig werden. Dass Jonas deutlich jünger ist als ich, hat dabei für mich keine Rolle gespielt. Er ist in seinen Ansichten so klar, das macht es so wunderbar und leicht, mit ihm zu arbeiten.
Liebesszenen sind tatsächlich anders, als viele sich das vorstellen, sie sind selten romantisch. Ich finde es wichtig, dass man etwas Konkretes mit ihnen erzählen will, wie mit allen anderen Szenen auch. Sie haben genauso eine Dramaturgie, erzählen genauso etwas über die Charaktere und deren Beziehungen. Darüber sollte man sich vorher einig werden. Dass Jonas deutlich jünger ist als ich, hat dabei für mich keine Rolle gespielt. Er ist in seinen Ansichten so klar, das macht es so wunderbar und leicht, mit ihm zu arbeiten.
...Liebesszenen mit einer älteren Kollegin
NAY
Wir wollten zeigen, dass die beiden sich nicht nur körperlich voneinander angezogen fühlen, sondern dass es auch auf einer geistigen Ebene zwischen ihnen prickelt. Sicher sieht man den Altersunterschied, aber trotzdem haben die Szenen eine Alters- und Zeitlosigkeit. Ich fand die Arbeit mit Julia sehr vertrauensvoll, und wir waren uns von Anfang an sehr einig in der Art und Weise, wie wir die Liebesszenen gern erzählen wollen.
Wir wollten zeigen, dass die beiden sich nicht nur körperlich voneinander angezogen fühlen, sondern dass es auch auf einer geistigen Ebene zwischen ihnen prickelt. Sicher sieht man den Altersunterschied, aber trotzdem haben die Szenen eine Alters- und Zeitlosigkeit. Ich fand die Arbeit mit Julia sehr vertrauensvoll, und wir waren uns von Anfang an sehr einig in der Art und Weise, wie wir die Liebesszenen gern erzählen wollen.
...das wahre Leben
KOSCHITZ
Während Dreharbeiten finde ich es schwer, soziale Kontakte zu pflegen. Ich konzentriere mich dann sehr auf die Arbeit, werde dabei fast autistisch. Deshalb genieße ich es in den freien Zeiten umso mehr, mich mit meinen Freunden zu treffen und endlich wieder andere Dinge als Drehbücher zu lesen.
NAY
Ich bin in Lübeck aufgewachsen und habe dort einen sehr engen Freundeskreis. Ich glaube, abzuheben ist nicht mein Ding, aber wenn ich es doch eines Tages tun sollte, dann würden mich meine Eltern, meine Geschwister und meine Freunde dort sofort zur Ordnung rufen. Deshalb ist mir meine Heimat auch derart heilig. Mir kommen rote Teppiche und Scheinwerferlicht immer irgendwie irreal vor, interessant, spannend, aber völlig irreal, und ich bin jedes Mal froh, wenn ich zurück in den Norden kann. Lübeck ist meine gesunde Parallelwelt, da bin ich nur Jonas, und es ist völlig egal, ob ich gerade einen Film gedreht oder einen Preis bekommen habe.
Während Dreharbeiten finde ich es schwer, soziale Kontakte zu pflegen. Ich konzentriere mich dann sehr auf die Arbeit, werde dabei fast autistisch. Deshalb genieße ich es in den freien Zeiten umso mehr, mich mit meinen Freunden zu treffen und endlich wieder andere Dinge als Drehbücher zu lesen.
NAY
Ich bin in Lübeck aufgewachsen und habe dort einen sehr engen Freundeskreis. Ich glaube, abzuheben ist nicht mein Ding, aber wenn ich es doch eines Tages tun sollte, dann würden mich meine Eltern, meine Geschwister und meine Freunde dort sofort zur Ordnung rufen. Deshalb ist mir meine Heimat auch derart heilig. Mir kommen rote Teppiche und Scheinwerferlicht immer irgendwie irreal vor, interessant, spannend, aber völlig irreal, und ich bin jedes Mal froh, wenn ich zurück in den Norden kann. Lübeck ist meine gesunde Parallelwelt, da bin ich nur Jonas, und es ist völlig egal, ob ich gerade einen Film gedreht oder einen Preis bekommen habe.