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Inside Deep Throat: Doku über Kultporno

Linda Lovelace
Linda Lovelace in "Deep Throat" Verleih

Mit dem Kultfilm "Deep Throat" kam 1972 der Porno in den Mainstream. Jetzt läuft die Doku "Inside Deep Throat" über die Entstehungsgeschichte des angeblich profitabelsten Films aller Zeiten zum ersten Mal im Free-TV.

"Make Love, Not War" war der Slogan, mit dem die Hippiebewegung die heuchlerische Prüderie der Elterngeneration beiseitewischen wollte – in den USA und anderswo durfte Sex lange Zeit nur in gesäuberten "Aufklärungs"-Filmchen stattfinden.

Im Jahr 1972 jedoch beschloss ein New Yorker Ex-Friseur, den Zeitgeist zu kitzeln und die Nation ultimativ über die Fellatio-Technik aufzuklären. Für nur 25 000 Dollar drehte Gerard Damiano einen Porno, dessen Männerfantasie hauptsächlich um die schwertschluckerhaften Fähigkeiten seiner Hauptdarstellerin Linda Lovelace (1949-2002) kreiste. 2013 spielte Amanda Seyfried in dem Biopic "Lovelace" die Pornolegende.

Lovelace, die später behauptete, mit Gewalt zum Dreh gezwungen worden zu sein, spielte die junge Linda, die sexuell frustriert ist, bis sie entdeckt, dass ihre Klitoris tief in ihrer Kehle (Deep Throat) liegt. Also muss sie sich auf diesem Wege beglücken lassen.

Der Streifen markiert eine Zeitenwende: Trotz heftiger Zensurversuche wurde "Deep Throat" zu einem Massenphänomen, das den den Blowjob salonfähig machte und auch gutbürgerliche Kinogänger erreichte. Auch die ehemalige First Lady Jackie Kennedy hat den Film gesehen. Der Watergate-Whistleblower, der zu jener Zeit gegen Richard Nixon auspackte wurde nach dem Filmtitel "Deep Throat" genannt.
Proteste gegen "Deep Throat"
Der Streifen spielte sensationelle 600 Millionen Dollar ein, bei Herstellungskosten von 22.500 Dollar gilt "Deep Throat" bis heute als profitabelster Film aller Zeiten. Der Gewinn verschwand aber zum Großteil in den tiefen Taschen der Mafia, die den Film auch finanzierte. Später zogen Feministinnen gegen das Macho-Machwerk zu Felde…

Für einen kurzen Moment wurde Porno mainstreamtauglich, die kulturellen Folgen sind immer noch sichtbar. Die süffisante Doku-Collage beleuchtet die widersprüchlichen Aspekte des Phänomens. Sie zeigt die Macher von damals, Freunde und Feinde, prominente Sexgurus und schräge Randerscheinungen und lässt Zeitzeugen und Promis wie Larry Flynt, Hugh Hefner, Erica Jong, Norman Mailer, Wes Craven und Camilla Paglia zu Wort kommen.Damit ist sie ein tolles Zeitdokument, das sein Aufregerpotenzial wohl nie verlieren wird.

Inside Deep Throat 12. Februar 2019, 23 Uhr, Tele 5