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Gary Oldman in "Die dunkle Stunde"

Gary Oldman über seine Rolle als Winston Churchill in "Die dunkelste Stunde", für die er ein ganzes Jahr geopfert hat und jetzt Oscar-Favorit ist.

Psychopathen hat Gary Oldman so einige gespielt. Auch Politiker. Und echte Menschen. Zum Beispiel Ludwig van Beethoven oder Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald. Aber auch Graf Dracula und den Patenonkel von Harry Potter. Jetzt ist einer der besten Schauspieler unserer Zeit im Historiendrama "Die dunkelste Stunde" als Sir Winston Churchill zu sehen, britische Politikerlegende, Nobelpreisträger, Zigarrenraucher. Eine Mammutaufgabe, wie Oldman erkannte. Und das nicht allein wegen der Make-up-Prozedur.
Foto: Getty Images, Gary Oldman ohne Maske
Wie lange brauchten Sie für die Maske?
Gary Oldman: Das Ganze dauerte insgesamt vier Stunden. 48 Tage lang. Die größte Frage war für mich: Habe ich das Stehvermögen, vier Stun- den vor allen anderen am Set aufzutauchen und nach einem Zwölfstundentag noch eine Stunde dazusitzen, bis die Maske wieder ab war?

Erinnern Sie sich, wann Sie das erste Mal den Namen Winston Churchill hörten?
Ich bin 1958 geboren, Anfang der Sechzigerjahre war ich im Kindergarten und er für uns der Mann, der den Krieg gewann, der uns vor Nazideutschland rettete. Meine Mutter hat ihn tatsächlich getroffen, sie ist 98 Jahre alt und erinnert sich noch daran. Mein Vater diente unter Churchill, er schloss sich 1935 der Royal Navy an, kämpfte in der Schlacht von Okinawa und kehrte 1948 zurück. Das ist meine Verbindung zu ihm.

Was haben Sie durch die Rolle über Churchill gelernt?
Dass er mit niemandem zu vergleichen ist, und wenn, dann am ehesten noch mit Lincoln. Wir sprechen über einen Mann, der um die 50 Bücher geschrieben hat, mehr Wörter als Shakespeare, alles zusammengerechnet. Der den Nobelpreis für Literatur gewann, 544 Bilder malte und 16 Ausstellungen an der Royal Academy hatte. Der mehr als 50 Jahre in der Politik war, in so ziemlich jedem Amt, das man sich vorstellen kann. Der ein Konservativer war, aber auch ein Liberaler. Die Liste geht weiter und weiter.

Hat Sie das eingeschüchtert?
Ja. Meine Bewunderung, meine Neugier, meine Faszina­tion waren ja nur der Anfang. Ich hatte etwas weniger als ein Jahr, um mich auf die Rolle vorzubereiten, und dieses Jahr habe ich in gewisser Weise Churchill geopfert.

Inwiefern?
Ich habe mein Leben Churchill untergeordnet, ich habe versucht, alles zu lesen, was ich konnte, bis zum Drehbeginn. Das ist eine Lebensaufgabe, die ich weiterverfolgen werde. Das liegt auch an meiner ständigen Unsicherheit. Ich frage mich immer, wieso man ausgerechnet mich für eine Rolle haben will, die könnten doch auch jeden anderen nehmen. Warum mich?

Ernsthaft?
Wenn ich Regisseur wäre, würde ich jemanden wie mich nicht wollen. Das liegt sicher auch an meinem Selbsthass. Ich bin immer un­sicher und fürchte die Schatten der großen Schauspieler. Das war auch bei "Dame, König, As, Spion" und Sir Alec Guinness so, der ja das Gesicht dieses Agenten Smiley war. Das sind einfach sehr große Fuß­stapfen.