Mein Nachbar, der Ork. Oder der Elf. Mittelerde scheint neuerdings ein Stadtteil von Los Angeles zu sein. Im Hier und Heute der Metropole jedenfalls teilen sich die Menschen ihre Vorgartenlandschaft mit Fabelwesen aller Couleur. J. R. R. Tolkien hätte seine Freude.

"Wir sind in der uns vertrauten Welt, aber wir teilen sie mit allerlei mythischen Kreaturen", erläutert Produzent Eric Newman. Willkommen am Set von "Bright", dem ersten eigenen großen Actionfilm, den Netflix für 90 Millionen Dollar auf die Beine stellt und der ab 22. Dezember abrufbar ist.

"Bright", eine Kopfgeburt von Autor Max Landis (Der Sohn von "American Werewolf"-Regisseur John Landis) und Regisseur David Ayer ("Suicide Squad"), zeichnet ein Bild unserer Zivi­lisation, in der die Nichtmenschen seit 1000 Jahren unter uns leben und unterschiedlich inte­griert sind. Die schwarzgrau­gesichtigen Orks bilden dabei - man kann es sich denken - eher den Bodensatz der Gesellschaft.

Einer von ihnen ist Nick Jacoby (Joel Edgerton). Er hat es zum Cop gebracht und patrouilliert nun mit Scott Ward (Will Smith) durch die Stadt. Im Film. Am Set sitzt er auf einem Stuhl. Wartet auf seinen Einsatz und zieht in seiner massigen, dunklen, grimmigen Gestalt die Aufmerksamkeit auf sich. Gedreht wird eine deftige Schlüsselszene zu Beginn, in der die übel zugerichtete Fee Tikka (Lucy Fry) von den beiden Polizisten gerettet wird. Mit Blut geschriebene Warnungen und Prophezeiungen zieren die Wände.

Joel Edgerton, einst Pharao Ramses in "Götter und Könige" und nun der Ork, nimmt seinen neuen Dauerlook mit Humor. "Die meisten Leute hier wissen gar nicht, wie ich wirklich aus­sehe." Täglich vier Stunden in der Maske und vierzehn Stunden mit ihr erfordern zwar Geduld, aber "ich habe das komische Element in meiner Figur entdeckt und gelernt, mich zu entspannen". Die Kreaturen im Film sind wie er allesamt aus Fleisch und Blut und kommen nicht aus dem Computer. 100 Make-up-Leute sind dafür im Einsatz.

Zur Vorbereitung auf ihre ­Rollen seien sie mit dem LAPD durch die Viertel der Afroamerikaner und Mexikaner gefahren, sagt Will Smith. "Das hat mich darauf geeicht, wer ich in diesem Film bin und worum es geht."

Klar, um Rassismus, um das Zusammenleben mit anderen, wer immer diese anderen sind. "Wir haben hier die Chance, das Bewusstsein dafür zu schärfen", sagt Produzent Newman. "Auch wenn wir nicht jeden erreichen, können wir eine Diskussion um das Thema Rassismus anregen. Es betrifft die Menschen rund um die Welt."

Um das Drehbuch von Max Landis ("Mr. Right", "Victor Frankenstein") entbrannte in Hollywood ein regelrechtes Wettbieten. Als Netflix das Rennen machte, war das für Will Smith der Moment, auf den Zug aufzuspringen. "Als sich mir die Gelegenheit bot, griff ich zu. Das ist für mich ein zukunftsträch­tiges Projekt." Und ergänzt mit seinem Marken­zeichen-Lachen: "Falls einer meiner Kollegen zögern sollte, ein Netflix-Movie zu machen, dem kann ich nur sagen: Sie zahlen gut."