Sie war viele Jahre die witzigste Frau Deutschlands, ihre Sketche aus der "Wochenshow" und "Ladykracher" werden auch heute noch gern auf Youtube gesehen. Aber Anke Engelke ist auch seit langem eine gefragte Darstellerin in Spielfilmen. Bereits im Jahr 2000 stand sie in Detlev Bucks Kinofilm "LiebesLuder" vor der Kamera. 18 Jahre später erhält die begnadete Komödiantin, die aber auch ernste Rollen spielt, den Jupiter in der Kategorie "Beste TV-Darstellerin National", und zwar für ihre Rolle in dem Thriller "Tödliche Geheimnisse - Jagd in Kapstadt". Mit uns sprach Anke Engelke über ihren Film, das Poetikfestival in Bad Homburg und Sendungen, die sie auf keinen Fall verpassen würde.
TV Spielfilm: Haben Sie schon beim Dreh des Kapstadt-Krimis gespürt, dass dies ein besonderer Film wird?
Anke Engelke: Das Drehbuch fand ich schon mal klasse. Und auf die Besetzung wäre ich im Leben nicht gekommen, aber sie entpuppte sich als Glücksfall: Nina Kunzendorf, Katja Riemann - mit der ich leider keine einzige Szene hatte -, die Regisseurin Sherry Hormann und ich waren
schnell ein gutes kreatives Team.
Und dann noch das schöne Wetter in Südafrika. War das überhaupt noch Arbeit und nicht vielmehr ein verkappter Urlaub?
Anke Engelke: Nee, überhaupt nicht. Die Drehtage sind lang, man hat viel auf der Dispo
und wiederholt Szenen ja genauso oft wie zuhause in Deutschland. Es gibt zum Beispiel eine zentrale Szene im Film, da falle ich vor Nina Kunzendorf auf die Knie, mittags mitten in Kapstadt gedreht, die Hitze kaum zu ertragen, zumal wir wegen der Anschlussszenen in viel zu dicker Kleidung vor der Kamera standen.
Kein Pool in der Nähe?
Anke Engelke: Wie gesagt: wir waren ja nicht zum Urlauben dort. Für die Innenstadt-Szene musste unser Kameramann Armin Golisano mit der Steadycam rückwärts vor uns über die Straße laufen, mitten im laufenden Straßenverkehr, wir hinterher. Laut Drehbuch sollten wir uns streiten, mussten aber zugleich auf den Verkehr achten. Als Deutsche ist man gewohnt, zunächst nach links zu schauen, aber in Kapstadt ist das wie in Großbritannien: Linksverkehr! Von rechts kommt der Tod. Wir waren so überzeugend, dass ein Autofahrer, der an der Ampel stand, sein Fenster herunterkurbelte und rief "Don't fight, ladies!"
Sie haben schon sehr viele Preise im Laufe Ihrer Karriere gewonnen, die meisten für Sendungen im Bereich Comedy und Unterhaltung. Freut es Sie, dass Sie den Jupiter für Ihre Leistung als Schauspielerin bekommen?
Anke Engelke: Ich freue mich tierisch über den Preis. Aber die Unterscheidung zwischen Comedy und Film mache ich gar nicht: ist ja beides Schauspielerei.
Manche sagen, Comedy ist das schwerste.
Anke Engelke: Puh, kann ich gar nicht beurteilen, ich stecke ja viel zu sehr mittendrin und denke null in Genres, für mich gehört das alles zur Schauspielerei. Als ich zum ersten Mal eine größere Rolle in einem Kinofilm hatte, in "LiebesLuder" von Detlev Buck, habe ich eine ernste Figur gespielt, trotzdem wurde über sie gelacht, weil sie als eine unfreiwillig komische Person angelegt ist.
Wenn man ihre Reportagen im TV sieht, drängt sich der Eindruck auf, dass Sie ein sehr neugieriger Mensch sind: Stimmt das?
Anke Engelke: Klar. Und vermutlich geht es vielen ähnlich, ob privat oder im Job: Der Koch, der gern neue Gerichte ausprobiert, die Lehrerin, die sich auf ihre Klasse freut, sie alle lassen sich von der Neugier motivieren.
Man spricht heute vom goldenen Zeitalter des Fernsehens, weil noch nie so viel hochwertige Filme und Serien gedreht wurden. Sehen Sie das auch so?
Anke Engelke: Ich bin zwar keine Kennerin, weil ich nicht genug TV schaue, aber ich feiere nächstes Jahr verrückter Weise mein 40-jähriges TV-Jubiläum, das heißt, als ich begann, gab es nur drei Programme und Fernsehen war ganz angenehm unbedeutend. Jetzt ist Fernsehen ein so großes Thema, und das ist doch super: wenn viel produziert wird, ist auch viel Gutes dabei, und für jeden etwas. Was man schrottig findet, muss man ja nicht gucken, zwingt einen ja niemand.
Gibt es Sendungen, die sie auf keinen Fall verpassen wollen?
Anke Engelke: Bis vor ein paar Jahren waren für mich die "Tagesthemen" ganz wichtig, um zu wissen, was am Tag geschehen war. Heute schaffe ich das leider nicht immer, aber ich schätze nach wie vor die Qualität und Zuverlässigkeit der Informationen, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen bietet und schaue die Nachrichten einfach zeitversetzt in der Mediathek.
Man sagt, irgendwann wird jede bekannte Schauspielerin TV-Kommissarin. Wie würden Sie auf ein entsprechendes Angebot reagieren?
Anke Engelke: Ich war mal Teil des "Kommissarin Lucas"-Ensembles, weil ich Ulrike Krieners Schwester gespielt habe, das hat mir sehr gut gefallen. Doch entscheidend ist ja nicht der Beruf der Figur, sondern deren Geschichte.
Sie treten beim Poetikfestival in Bad Homburg auf. Was lesen Sie?
Anke Engelke: Jörg Thadeusz führt durch den Abend und Devid Striesow und ich lesen total interessante Briefe vor aus den letzten hundert Jahren. Zum Beispiel einen Brief von Marge Simpson an Barbara Bush von 1990, nachdem die damalige First Lady sich öffentlich abfällig über die Darstellung der amerikanischen Familie in der Serie geäußert hatte. Marge schreibt, bedankt sich artig, beschwert sich aber auch über die Kritik, schließlich hätten beide Damen doch etwas gemeinsam: beide hätten einen seltsamen Mann zu Hause und versuchten, ihm ein schönes Zuhause zu bieten.
Das dürfte Barbara Bush bekannt vorgekommen sein.
Anke Engelke: Es ist eine interessante Mischung, mit Briefen von Charles Bukowski, Nick Cave und Dorothy Parker, einer meiner Lieblingsautorinnen, aber auch von Chefs an ihre Mitarbeiter oder von Sophie Scholl und Lion Feuchtwanger.
Schreiben Sie selbst noch Briefe?
Anke Engelke: Klar, was heißt hier "noch"!? Ich schreibe Briefe und Postkarten.
Auf was könnten Sie niemals verzichten?
Anke Engelke: Kunst! Und zwar aus allen Sparten: Popmusik, Opern, Tanztheater, Performances, Ausstellungen, Theater und immer wieder Bücher Bücher Bücher! Ich fahre in Deutschland und Europa ja fast ausschließlich mit dem Zug, das ist eine wunderbare Gelegenheit, um zu lesen.
Rainer Unruh
Anke Engelke: Das Drehbuch fand ich schon mal klasse. Und auf die Besetzung wäre ich im Leben nicht gekommen, aber sie entpuppte sich als Glücksfall: Nina Kunzendorf, Katja Riemann - mit der ich leider keine einzige Szene hatte -, die Regisseurin Sherry Hormann und ich waren
schnell ein gutes kreatives Team.
Und dann noch das schöne Wetter in Südafrika. War das überhaupt noch Arbeit und nicht vielmehr ein verkappter Urlaub?
Anke Engelke: Nee, überhaupt nicht. Die Drehtage sind lang, man hat viel auf der Dispo
und wiederholt Szenen ja genauso oft wie zuhause in Deutschland. Es gibt zum Beispiel eine zentrale Szene im Film, da falle ich vor Nina Kunzendorf auf die Knie, mittags mitten in Kapstadt gedreht, die Hitze kaum zu ertragen, zumal wir wegen der Anschlussszenen in viel zu dicker Kleidung vor der Kamera standen.
Kein Pool in der Nähe?
Anke Engelke: Wie gesagt: wir waren ja nicht zum Urlauben dort. Für die Innenstadt-Szene musste unser Kameramann Armin Golisano mit der Steadycam rückwärts vor uns über die Straße laufen, mitten im laufenden Straßenverkehr, wir hinterher. Laut Drehbuch sollten wir uns streiten, mussten aber zugleich auf den Verkehr achten. Als Deutsche ist man gewohnt, zunächst nach links zu schauen, aber in Kapstadt ist das wie in Großbritannien: Linksverkehr! Von rechts kommt der Tod. Wir waren so überzeugend, dass ein Autofahrer, der an der Ampel stand, sein Fenster herunterkurbelte und rief "Don't fight, ladies!"
Sie haben schon sehr viele Preise im Laufe Ihrer Karriere gewonnen, die meisten für Sendungen im Bereich Comedy und Unterhaltung. Freut es Sie, dass Sie den Jupiter für Ihre Leistung als Schauspielerin bekommen?
Anke Engelke: Ich freue mich tierisch über den Preis. Aber die Unterscheidung zwischen Comedy und Film mache ich gar nicht: ist ja beides Schauspielerei.
Manche sagen, Comedy ist das schwerste.
Anke Engelke: Puh, kann ich gar nicht beurteilen, ich stecke ja viel zu sehr mittendrin und denke null in Genres, für mich gehört das alles zur Schauspielerei. Als ich zum ersten Mal eine größere Rolle in einem Kinofilm hatte, in "LiebesLuder" von Detlev Buck, habe ich eine ernste Figur gespielt, trotzdem wurde über sie gelacht, weil sie als eine unfreiwillig komische Person angelegt ist.
Wenn man ihre Reportagen im TV sieht, drängt sich der Eindruck auf, dass Sie ein sehr neugieriger Mensch sind: Stimmt das?
Anke Engelke: Klar. Und vermutlich geht es vielen ähnlich, ob privat oder im Job: Der Koch, der gern neue Gerichte ausprobiert, die Lehrerin, die sich auf ihre Klasse freut, sie alle lassen sich von der Neugier motivieren.
Man spricht heute vom goldenen Zeitalter des Fernsehens, weil noch nie so viel hochwertige Filme und Serien gedreht wurden. Sehen Sie das auch so?
Anke Engelke: Ich bin zwar keine Kennerin, weil ich nicht genug TV schaue, aber ich feiere nächstes Jahr verrückter Weise mein 40-jähriges TV-Jubiläum, das heißt, als ich begann, gab es nur drei Programme und Fernsehen war ganz angenehm unbedeutend. Jetzt ist Fernsehen ein so großes Thema, und das ist doch super: wenn viel produziert wird, ist auch viel Gutes dabei, und für jeden etwas. Was man schrottig findet, muss man ja nicht gucken, zwingt einen ja niemand.
Gibt es Sendungen, die sie auf keinen Fall verpassen wollen?
Anke Engelke: Bis vor ein paar Jahren waren für mich die "Tagesthemen" ganz wichtig, um zu wissen, was am Tag geschehen war. Heute schaffe ich das leider nicht immer, aber ich schätze nach wie vor die Qualität und Zuverlässigkeit der Informationen, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen bietet und schaue die Nachrichten einfach zeitversetzt in der Mediathek.
Man sagt, irgendwann wird jede bekannte Schauspielerin TV-Kommissarin. Wie würden Sie auf ein entsprechendes Angebot reagieren?
Anke Engelke: Ich war mal Teil des "Kommissarin Lucas"-Ensembles, weil ich Ulrike Krieners Schwester gespielt habe, das hat mir sehr gut gefallen. Doch entscheidend ist ja nicht der Beruf der Figur, sondern deren Geschichte.
Sie treten beim Poetikfestival in Bad Homburg auf. Was lesen Sie?
Anke Engelke: Jörg Thadeusz führt durch den Abend und Devid Striesow und ich lesen total interessante Briefe vor aus den letzten hundert Jahren. Zum Beispiel einen Brief von Marge Simpson an Barbara Bush von 1990, nachdem die damalige First Lady sich öffentlich abfällig über die Darstellung der amerikanischen Familie in der Serie geäußert hatte. Marge schreibt, bedankt sich artig, beschwert sich aber auch über die Kritik, schließlich hätten beide Damen doch etwas gemeinsam: beide hätten einen seltsamen Mann zu Hause und versuchten, ihm ein schönes Zuhause zu bieten.
Das dürfte Barbara Bush bekannt vorgekommen sein.
Anke Engelke: Es ist eine interessante Mischung, mit Briefen von Charles Bukowski, Nick Cave und Dorothy Parker, einer meiner Lieblingsautorinnen, aber auch von Chefs an ihre Mitarbeiter oder von Sophie Scholl und Lion Feuchtwanger.
Schreiben Sie selbst noch Briefe?
Anke Engelke: Klar, was heißt hier "noch"!? Ich schreibe Briefe und Postkarten.
Auf was könnten Sie niemals verzichten?
Anke Engelke: Kunst! Und zwar aus allen Sparten: Popmusik, Opern, Tanztheater, Performances, Ausstellungen, Theater und immer wieder Bücher Bücher Bücher! Ich fahre in Deutschland und Europa ja fast ausschließlich mit dem Zug, das ist eine wunderbare Gelegenheit, um zu lesen.
Rainer Unruh