Dieser Mann nötigt sogar einem Wladimir Putin Respekt ab. Auf dem Weg zu einem internationalen Forum in St. Petersburg hatte Leonardo DiCaprios Flieger zunächst mit brennendem Triebwerk nach New York zurückkehren müssen. Das Ersatzflugzeug musste dann unplanmäßig in Finnland zwischenlanden, da man zu wenig Benzin getankt hatte. Kein gutes Omen für eine Reise, befand Premier Putin. Doch DiCaprio ließ sich von seinem Plan nicht abbringen. Auf dem Forum ging es übrigens um Tiger und deren weltweite Population. Leonardo Dicaprio ist auch Botschafter des World Wildlife Fund.

Der Mann weiß, was er will und wie er es bekommt, seien es Filmprojekte oder Charity-Einsätze. Trotz seines immer noch bübchenhaften Äußeren geht DiCaprio seinen Weg, konsequent. Mit 19 war er der siebtjüngste Schauspieler, der für einen Oscar nominiert war, für "Gilbert Grape", und das auch noch zu recht.

Dabei ist der Leonardo DiCaprio von heute längst nicht mehr "nur" Schauspieler und Hollywoodstar. Als Produzent mit eigener Firma ("Appian Way") agiert er zwar eher im Hintergrund, ist aber sehr rührig. Und auch hier sucht er sich genau aus, was er macht. So produziert er demnächst George Clooneys vierte Regiearbeit, ein Politdrama um schmutzige Tricks während einer Wahlkampagne.

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Leonardo DiCaprio als Produzent der Ökodoku "The 11th Hour - 5 vor 12"

Wenn ihm eine Sache sehr am Herzen liegt, nutzt DiCaprio seine Macht als Hollywoodstar und Produzent. Die von ihm produzierte und präsentierte Umweltdokumentation "The 11th Hour - 5 vor 12" pushte er 2007 ähnlich wie zuvor Ex-US-Vizepräsident Al Gore seinen Oscar-Film "Eine unbequeme Wahrheit". Sein Bekenntnis zum Umweltschutz hatte DiCaprio früh formuliert, bereits 2003 erklärte er Journalisten geduldig den Vorteil eines Hybridfahrzeugs.

Nach "Titanic" kam die Manie

Für Woody Allen hatte DiCaprio mal den Inbegriff eines Superstars gespielt, die Hollywoodberühmtheit schlechthin, umjubelt, gefeiert, verfolgt: "Celebrity", das war im Jahr nach "Titanic", diesem gewaltigen Dickschiff unter den Hollywood-Blockbustern, mit all seiner Herzensbrecherverve und der "Ich bin der König der Welt!"-Attitüde.

Heute haben es ihm die manischen Typen angetan; solche, die auf der Suche nach ihrer Identität sind - oder nach den Leichen in ihrem Keller. Auch ein Hang zur Schizophrenie zieht sich durch die Rollen, seien es wahre Geschichten wie die des Howard Hughes in "Aviator" oder fiktive Charaktere wie zuletzt in "Inception", "Shutter Island", oder Ridley Scotts "Der Mann, der niemals lebte".

Mit Scott dreht er demnächst einen Film über den Modeerben Maurizio Gucci. Dabei ist auch Angelina Jolie, die vor Jahren in einem Film über Alexander den Großen dessen Mutter war. Diesen Alexander hätte DiCaprio auch fast mal gespielt, doch aus dem vielversprechenden Megaprojekt seines "Romeo & Julia"-Regisseurs Baz Luhrmann wurde nichts.

Für DiCaprio sind Regisseure wichtig, vor allem Steven Spielberg, Ridley Scott, Martin Scorsese. Mit Letzterem verband ihn eine Zeit lang fast eine osmotische Verbindung. 2003 gab DiCaprio im Interview zu "Gangs of New York", der ersten Kollaboration mit Scorsese, offen zu, dass es für ihn an eine "Obsession" grenze, mit diesem Regisseur zu arbeiten. Drei weitere Filme folgten, demnächst drehen die beiden wieder gemeinsam, "The Wolf of Wall Street", die wahre Geschichte eines Börsenhais. Bald arbeitet DiCaprio auch mit Clint Eastwood - für jeden Schauspieler ein kluger Schritt.

Für DiCaprio mögen Regisseure wichtig sein, nicht aber das Regie führen selbst. In einem Interview zu "Inception" versuchte man, ihm unlängst schon mal in den Mund zu legen, er sei doch längst bereit, selbst Regie zu führen. "Ich weiß nicht", war DiCaprios ausweichende Antwort, bei der man zu hundert Prozent sicher sein konnte, dass sie gelogen war. Denn ein DiCaprio weiß genau, was er will - oder was nicht.

"Appian Way", der Name seiner Firma, kommt aus dem lateinischen "Via Appia", in der Antike auch als "Königin der Straßen" bekannt. Für DiCaprio ist es längst der Königsweg.

V. Bleeck