Sony Pictures

Andrew Garfield als Peter Parker: "The Amazing Spider-Man"

TV SPIELFILM Klickte es von Anfang an zwischen Ihnen und Co-Star Andrew Garfield?

EMMA STONE
Wir trafen uns zum ersten Mal beim Screentest. Und im nächsten Moment standen Andrew und ich dann auch schon zusammen vor der Kamera. Damals habe ich unsere Figuren und ihre Beziehung zueinander zum erstenmal richtig begriffen. Da stand für mich fest: Ich will diese Rolle unbedingt! Wir spielten ein paar Szenen in voller Maske, mit voller Beleuchtung, Marc [Webb] führte Regie... Es war wie ein echter Shoot, so aufregend - obwohl's ja eigentlich nur eine Audition war und ich nicht als einzige für die Rolle vorsprach. Die Zusammenarbeit war umwerfend, und ich dachte: Wenn ich nach all dem jetzt eine Absage bekomme, dann bring' ich mich um. [lacht.]

"The Amazing Spiderman" ist ja auch eine Teenager-Romanze...

EMMA STONE
Ja. Und die Beziehung zwischen Gwen und Peter Parker macht einfach Sinn, die Szenen sind wunderbar geschrieben. Als ich mit Andrew arbeitete und ihn als Schauspieler erlebte, war ich beeindruckt. Er ist so sensibel, reagiert auf jede Kleinigkeit und ist dabei so hilfsbereit. Als Gegenüber ist er in jeder Szene immer für dich da. Als wir zusammen spielten, bekam ich ein wirkliches Gespür für die Beziehung unserer Figuren... Ich verstand viel besser, wie ich Gwen zu spielen hatte. Es ist immer ein Geschenk, wenn du mit einem Schauspieler arbeitest, der dir hilft, deine eigene Rolle besser zu verstehen.

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In "The Amazing Spider-Man" ist die rothaarige Emma Stone in der Rolle der blonden Gwen Stacy zu sehen

Sie sind rothaarig, mussten für den Film aber erblonden. Werden Sie als Blondine anders behandelt?

EMMA STONE
Vielleicht ein bisschen. [lacht] Ich bin eigentlich von Natur aus blond, war aber rothaarig, seit ich 14 war. Ich bin als Blondine weniger komisch, sagen meine Freunde, mit roten Haaren sei ich viel lustiger gewesen. Das macht mich ganz schön fertig. Ich bin lieber witzig als blond. Wenn wir mit dem Film durch sind, schwenke ich sofort wieder auf Rot um.

Sie gelten als geborene Komikerin. Waren Sie wirklich immer schon lustig?

EMMA STONE
Ich weiss nicht, ob ich selbst schon immer komisch war, aber Komik hat mich schon immer angezogen. Mein Dad liebte Comedy, mit ihm habe ich zum ersten Mal Steve Martin in "Reichtum ist keine Schande" gesehen - einen der besten Filme aller Zeiten und absolute Lieblingskomödie meines Vaters. Es war der erste Film, den er mir zeigte, und seither frage ich mich immer: Was wird wohl der erste Film sein, den ich später mal meinen eigenen Kindern zeige? "Star Wars"? "Der Pate"? Es wird aber wohl wieder auf "Reichtum ist keine Schande" hinauslaufen — weil er auch mich so tief geprägt hat. Zusammen mit meinem Dad sah ich auch ‘Shawshank Redemption', ja nicht geade eine Komödie. Aber ich liebe den Film trotzdem.

Was bringt Sie selbst zum Lachen?

EMMA STONE
Alles. Das Leben. Filme. Und Komiker wie Melissa McCarthy oder die Klassiker: Bill Murray, John Candy und natürlich Steve Martin. Hank Azaria und Louis C.K. - der ist so verrückt und wirklich komisch. Oft auch Ricky Gervais.

Sind Sie je einem Ihrer Comedy-Helden begegnet?

EMMA STONE
Ich habe mit Bill Murray in "Zombieland" zusammengearbeitet, und mir dreht sich immer noch der Kopf. Mein Dad kam damals zum Dreh nach Atlanta und lernte auch Bill kennen. Für mich war das einfach unvergesslich: Dad hatte mich über Filme mit Bill Murray bekannt gemacht, und nun stellte ich meinem Vater den wirklichen Bill Murray vor. Das war einer der besten Momente meines Lebens. Mein Vater ist ein sehr cooler Geschäftsmann, der nicht leicht aus der Fassung gerät. Doch als er Bill traf, grinste er wie ein siebenjähriger Schuljunge. Ich werde das nie vergessen.

Ihre Karriere prescht von Erfolg zu Erfolg. Was ist Ihr Geheimnis?

EMMA STONE
Oh Mann, wenn ich wüsste, was das Geheimrezept für Erfolg ist, würde ich ein Buch schreiben und mich zur Ruhe setzen. Aber im Ernst: Ich hab' keine Ahnung. Ich hatte einfach unglaubliches Glück. Ich mach das ja noch nicht so lange, und jeden Augenblick kann der (sie schnippt mit den Fingern) Absturz kommen. Ich nehme jeden Augenblick, wie er eben kommt, und vergesse nie, dass Höhen und Tiefen dazugehören. Ich habe ein paar sehr nette Jahre hinter mir. Aber eben erst ein paar Jahre.

Taylor Swift nannte Sie letztens ihre beste Freundin. Sehen Sie einander oft? Sie sind ja beide viel unterwegs.

EMMA STONE
Wir haben diesen gemeinsamen Joke, dass sie immer gerade abfährt, wenn ich in die Stadt komme. Und es ist kein Witz: Sie kommt heute hier an — und ich fliege in ein paar Stunden ab. So ist es immer. Egal ob London oder LA oder sonstwo. Aber wir reden natürlich miteinander. Und wann immer wir in derselben Stadt sind, treffen wir uns. Das letztemal liegt nun allerdings schon ein paar Monate zurück.
Was machen Sie, wenn Sie nicht filmen?

EMMA STONE
Ich versuche, Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Wenn ich arbeite, bin ich meistens einfach sehr weit weg. Und ich probiere immer neue Hobbies aus. Letztes Jahr habe ich plötzlich angefangen zu backen. Und momentan lese ich viel. Es soll da diese Dinger namens "Buch" geben, nein nein, mit dem Internet hat das nichts zu tun. [lacht] Letztens habe ich "I Remember Nothing" von Nora Ephron gelesen. Eine Sammlung von Essays , die voller messerscharfer kleiner Alltagsbeobachtungen stecken. Sie ist eine fantastische Schreiberin, und ich liebe ihre Filme. Momentan stecke ich gerade in der Mitte der "Tribute von Panem". Die sind großartig für unterwegs, die Zeit vergeht buchstäblich wie im Flug. Ich kann den Film kaum abwarten. Oder auch "Furious Love", ein unglaubliches Buch. Auch beim Lesen stehe ich auf Dramatik und Stoffe, die irgend etwas mit Film zu tun haben. Doch mein absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten ist J.D. Salingers "Franny & Zooey".

Interessieren Sie sich für Mode?

EMMA STONE
Erst seit neuerem. Früher hatte ich von Mode keine Ahnung. Meine Stylistin Petra Flannery ist brillant, wundervoll, und sie versteht mich. Die Kleider, die sie für mich aussucht, würde ich auch selbst anziehen. Hin und wieder treffe ich Menschen aus der Modeszene, die ich wirklich bewundere, wie kürzlich Alber Elbaz von Lanvin...

...der auch Ihr Kleid für die Golden Globes entwarf...

EMMA STONE
...ja, ein wunderschönes Kleid. - Und wenn du mit so jemandem redest, wird dir klar, wieviel Kunst und Fertigkeit in so ein Kleid fließt. Er fühlt sich wie die Mutter seiner Kleider, sagt er, und dann muss er sie in die Welt hinausgehen und ihr eigenes Leben leben lassen... Er klingt genau wie ein Filmregisseur, nur dass sein geistiges Kind aus Stoffen und Schnitt besteht und nicht aus Filmfiguren und Schnitt... Doch wenn ich selbst ein Kleid für mich aussuchen soll, dann bin ich immer noch nicht besonders gut. Ich weiss, was mir gefällt, wenn ich es vor der Nase habe. Doch es ist mir immer lieber, wenn Petra etwas für mich aussucht. Ich selbst tendiere mehr zu Jeans und T-Shirt.

Was kommt für Sie als nächstes?

EMMA STONE
Ich habe gerade einen Film namens "Gangster Squad" abgedreht. Regisseur ist Ruben Fleischer, der auch "Zombieland" produzierte. Ich spiele eine Femme Fatale der 40er Jahre, Korsett und alles - ein ungeheurer Spaß. Der Film kommt im Herbst heraus. Anschließend werde ich dann in... - doch darüber will ich eigentlich noch gar nichts sagen. Es geht da um ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Ich hoffe nur, dass alles klappt.

Interview: Michael Mutz