Der Deutsch-Italiener Kurt Ulrich Suckert (1898–1957), besser bekannt unter dem Namen Curzio Malaparte, ist eine widersprüchliche Figur. Obwohl er für Mussolini Kampflieder schrieb, schlug er sich während des Zweiten Weltkrieges auf die Seite der Antifaschisten, um sich kurz vor seinem Tod zum Katholizismus zu bekennen. 1948 sorgte der ehemalige Kriegsberichterstatter und spätere Verbindun gsoffizier der Amerikaner für einen handfesten Skandal, als sein Buch Die Haut in Frankreich erschien. Malaparte schildert die Stadt Neapel nach der Befreiung durch die Amerikaner als ein einziges großes Bordell, in dem die Besiegten das Einzige zu Markte tragen, was ihnen noch geblieben ist – ihre Haut. Dieses aus subjektiver Sicht geschilderte Panoptikum aus Brutalität, Unmenschlichkeit und Perversion entfachte einen wahren Sturm der Entrüstung, und man warf Malaparte menschenverachtenden Zynismus und Ob szönität vor. In Italien konnte das Buch erst ein Jahr später erscheinen und erhitzte noch lange die Gemüter. Im Mittelpunkt der episodenhaften Handlung des Films steht Malaparte selbst, verkörpert von Marcello Mastroianni. Er führt eine amerikanische Sen atorengattin (King) durch das vor kurzem befreite Neapel, das von Schwarzmarkthandel, Drogen und Prostitution jeder Art beherrscht wird. Weitere Hauptfiguren sind der selbstherrliche General Cork (Lancaster), der von einem triumphalen Einmarsch in Rom trä umt, und die italienische Adlige Prinzessin Caracciolo (Cardinale), mit der Malaparte eine kurze Affäre hat. Am Ende steht, als Symbol der Apokalypse, der verheerende Ausbruch des Vesuv im Jahre 1944. Waren schon im Buch einige Passagen besonders starker Toback, so geriet deren filmische Umsetzung durch die berüchtigte italienische Regisseurin Liliana Cavani mitunter geradezu unerträglich. Schon mit DER NACHTPORTIER hatte diese Dame für erhebliche Aufregung gesorgt, doch die Reaktionen auf Die Haut, der au f den Filmfestspielen von Cannes 1981 wie eine Bombe einschlug, stellten die damalige Entrüstung noch weit in den Schatten. Besonders die Szene, in der ein Mann in Großaufnahme von einem Panzer überrollt und zerquetscht wird, ging vielen zu weit. Die Schon ungslosigkeit bei der Präsentation von Gewalt und Grausamkeit, die ja eine der Qualitäten des Romans darstellt, wurde der Cavani von den meisten Kritikern als Spekulation und Zynismus ausgelegt – nur wenige Stimmen fanden lobende Worte für das über zwei St unden lange Werk, das in der BRD bezeichnenderweise nur in einer um zwanzig Minuten gekürzten Fassung zu sehen war. Auch unter der Synchronisation leidet der Film, dessen Vielsprachigkeit im Original einen großen Reiz ausmacht.
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