Zu Zeiten, als Hollywood im wahrsten Sinne des Wortes noch Traumfabrik war, setzte sich Rudolp h Valentino in Der Sohn des Scheichs, in dem er mit einer Doppelrolle brillierte, noch zu Lebzeiten ein Denkmal. Dieser ausdrucksvolle, aufwändige Film sollte sein letzter sein – Valentino, zum Mythos aufgestiegener Charakterstar der 1920er-Jahre, verstarb kurz nach Beendigung der Dreharbeiten an einer Herzklappenentzündung. Basierend auf der komprimierten Erzählung The Sons of the Sheik von Edith Maude Hüll inszenierte Regisseur George Fitzmaurice – als Fortsetzung von DER SCHEICH, den George Melford ebenf alls mit Valentino in der Hauptrolle 1921 gedreht hatte – die abenteuerliche Liebesgeschichte des heißblütigen Wüstenprinzen Ahmed (Valentino) und der betörend schönen Tänzerin Yasmin (Banky). Mitten in einem Schäferstündchen fällt Ahmed in die Hände seine s Nebenbuhlers Ghabah (Love) und glaubt, Yasmin habe ihn an den finsteren Banditen verraten. Er schwört ihr grausame Rache, kann entkommen und entführt alsbald die Ahnungslose, um sie, bei Allah, in seinem Wüstenzelt ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Sein Vater (ebenfalls Valentino) kann gerade noch das Schlimmste verhindern, Yasmin wird in ihr Dorf zurückgeschickt. Dort kommt sie jedoch niemals an: Ghabah, dieser Bösewicht, hat ihr aufgelauert und sie in seine Gewalt gebracht. Ahmed, dem inzwischen endlic h Zweifel an der Schuld der Geliebten gekommen sind, reitet ihr hinterher, während sein Vater, der ihn in höchster Gefahr wähnt, sich seinerseits an seine Fersen heftet. Beide treffen aufeinander und anschließend auf Ghabah, den sie souverän erledigen. Dem Happyend steht nun nichts mehr im Wege: »Ahmed und das Mädchen«, so freute sich seinerzeit das Original-Presseheft, »reiten durch die einsame Wüstennacht, voller Glück und Sicherheit«. Der Sohn des Scheichs, eines der Meisterwerke der Stummfilmära, bestac h nicht nur durch die schauspielerischen Glanzleistungen Valentinos und der von Samuel Goldwyn aus Ungarn importierten Vilma Banky. Auch die glanzvolle, authentisch orientalisch anmutende Ausstattung, der raffinierte Wechsel zwischen (in der Wüste Arizonas aufgenommenen) stimmungsvollen Landschaftsbildern, furiosen Kampfsequenzen (für die schon damals Stuntmen engagiert wurden) und gewagten Szenen im Liebeszelt des Scheichs (die aufgrund der dort gezeigten Sado-Erotik nicht ohne Pikanterie waren) machten de n Streifen zu einem Klassiker seines Genres. Und verklärten Valentino postum zu einer schauspielernden Legende von virilem, unbändigen Sexus.
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