Schwer zugängliche Serienverfilmung für Fans stimmungsvoller Charakterstudien
IMDb-Bewertung: 6,0 von 10
Schuld und Sühne in der englischen Provinz: Die Suche nach einem Mädchenmörder zieht ein ungleiches Brüderpaar in einen tödlichen Strudel aus Paranoia, Selbstjustiz und Verzweiflung
Vor neun Jahren begeisterte die britische Miniserie „Conviction“ die Kritik mit einem Mix aus Familiendrama, Krimispannung und Charakterstudie. Geschildert wurde die Arbeit der beiden Copbrüder Ray und Chrissie, die im Nordwesten von England einen Kindermörder jagen und dabei an den Verlockungen der Selbstjustiz und den bürokratischen Hindernissen der Justiz zugrunde gehen. Regisseur Nick Murphy („The Awakening“) hat dieses Konzept nun mithilfe von „Conviction“-Autor Bill Gallagher („The Prisoner – Der Gefangene“) für eine Spielfilmversion aufgegriffen und schickt zwei tragische Helden auf eine Reise in die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele. Nachdem ein junges Mädchen in einem Skaterpark tot aufgefunden wird, heften sich die Geschwister Joe (Paul Bettany) und Chrissie Fairburn (Stephen Graham) an die Fersen des Mörders. Schnell scheinen sie mit dem vorbestraften Sexualstraftäter Jason Buliegh den Richtigen gefunden zu haben. Doch die Indizien führen zu keinen Beweisen. Geschockt von der Freilassung des vermeintlichen Killers, beginnen die Fairburns auf eigene Faust zu ermitteln und prügeln schließlich mit Gewalt ein Geständnis aus Buliegh heraus. Eine folgenschwere Entscheidung. Unterdrückte Konflikte, Rache und die Grenzen der Moral stehen im Mittelpunkt dieses Krimidramas von Nick Murphy, das ab dem 30. August auf DVD und Blu-ray erhätlich ist. Anstelle von schnellen Schnitten, bleihaltigen Verfolgungsjagden und lauernden Ver-hören setzt der Filmemacher darin eher auf die Zeichnung gebrochener Charaktere – allen voran der Fairburn-Brüder, deren Alltag von aufopferungsvoller Pflichterfüllung und erbarmungsloser Manie geprägt ist. Dieser Ansatz sorgt dank des schauspielerischen Talents von Paul Bettany („A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“), Stephen Graham („Boardwalk Empire“) und Co. zwar für eine beklemmende Atmosphäre, der emotionale Abstieg ihrer Figuren aber dürfte das Mainstream-Publikum eher abschrecken. Zu schmerzhaft und desillusionierend ist die an der unwirtlichen Nordwestküste Englands spielende, in kühlen Farben getauchte Geschichte erzählt.
Während die Vorlage zudem sechs Episoden Zeit hatte, das drohende Unheil facettenreich und aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, musste sich Murphy mit einer Lauflänge von rund 90 Minuten begnügen. Die Folge: Durch das enge Zeitkorsett tritt zum Beispiel der für den Handlungsverlauf so wichtige Konflikt zwischen Joe, Chrissie und ihrem demenzkranken Polizistenvater (Brian Cox) in den Hintergrund. An der Eindringlichkeit der Story indes ändern solche dramaturgischen Kompromisse kaum etwas.
Cast und Crew von "Blood - You Can't Bury the Truth"
