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Filmtipps

Weihnachtsfilme: Die persönlichen Lieblinge der TV SPIELFILM-Redaktion

Tatsächlich… Liebe, Hugh Grant, Martine McCutcheon
Hugh Grant und Martine McCutcheon in "Tatsächlich... Liebe" Universal Studios

Eine TV-Perle aus Österreich, Morbid-Charmantes zum Mitsingen und "Sissi" in der Kiffer-WG: Weihnachtliche Filmtipps und persönliche Festtags-Anekdoten aus der TV SPIELFILM-Redaktion.

Tatsächlich... Liebe (2003)
...ist ganz klar einer der besten Weihnachtsfilme aller Zeiten, weshalb er auch seit zehn Jahren immer wieder läuft. Halb London sehnt sich zum Fest der Liebe nach derselben. Der mal weh-, mal übermütige Herzwärmer mit britischem Staraufgebot verknüpft mehrere Lovestorys auf kluge Weise. Unvergesslich u. a. Hugh Grant als tanzender Premierminister und Bill Nighy als obszöner Altrocker. Ein klasse Mix aus unschmalziger Romantik und trockenem Humor, manchmal zum Heulen schön. Botschaften rund um das seltsame Ding Liebe kommen dabei nie mit der Kitschkeule rüber. Und falls es bis Weihnachten mal zu lange dauern sollte, wartet zu Hause eine DVD im Regal. "Love Is All Around".
Karin Steffen
Kevin allein zu Haus (1990)
Ich bin in dem Jahr geboren, in dem Macaulay Culkin als aufmüpfiger Kevin seine Premiere im Kino gab. Als ich dann Mitte/Ende der 90er erstmals zu Weihnachten die trickreichen Fallen, einfallsreichen Tricks und kessen Sprüche des Dreikäsehochs im TV sah, war John Hughes Komödie längst Kult. Für mich war es einfach nur faszinierend, brüllkomisch und ungemein spannend. Daniel Stern und Joe Pesci als trottelige Ganoven konnte ich ob ihrer zahlreichen Blessuren auch deshalb so herzhaft auslachen, weil ich mich tief in mir drinnen höllisch vor ihnen fürchtete. Das ist aber auch das einzige was sich über die Jahre geändert hat: Die Furcht ist gewichen, der diebische Spaß ist ungebrochen!
Steven Sowa
Hilfe, es weihnachtet sehr (1989)
Wenn der liebenswerte Vollpfosten Clark im Dachboden auf eine lose Holzlatte tritt, die ihm daraufhin ins Gesicht knallt, schlagen wir uns auch beim fünfzehnten Anschauen von "Hilfe, es weihnachtet sehr" (auch bekannt als "Schöne Bescherung") immer noch jauchzend auf die Schenkel. Für die Slapstick-Komödie kommt bei uns die Familie in voller Kapelle kurz vor Weihnachten vor dem Fernseher zusammen. Und dann wird sich schadengefreut was das Zeug hält. Denn was dem Familienoberhaupt der Griswolds widerfährt, spottet jeder Beschreibung. Dabei will der von Chevy Chase gespielte Clark einfach nur ein stimmungsvolles Familien-Weihnachtsfest feiern. Einige Zitate aus dem Film ("Elendes Lichtergesindel", oder "Brennt dein Haus, Clark?") sind bei uns bereits Running Gags, die auch im Laufe des Jahres immer mal wieder eingestreut werden. Und beim alljährlichen Tannenbaum-schlagen kommt es unter Garantie zu folgendem Dialog: "Ist der nicht ein bißchen gewaltig? Der passt ja nicht mal in unseren Garten" - "Der soll auch nicht in den Garten, der soll ins Wohnzimmer!"
Oliver Junge
Ein Ticket für zwei (1987)
"Ein Ticket für zwei" - eine der lustigsten Roadtrip-Comedys - spielt zwar zu Thanksgiving, aber weil viel Schnee fällt und die zwei großartigen Komiker Steve Martin und John Candy wunderbar "harmonieren" und sich die (Schnee)-Bälle zuwerfen, passt er auch zu Weihnachten.
Holger Wiechmann
Wir sind keine Engel (1955)
Tolles Setting: Drei Knackis (Humphrey Bogart, Peter Ustinov, Aldo Ray)fliehen aus dem Gefängnis auf der Teufelsinsel, suchen Unterschlupf im Laden eines herzensguten, aber geschäftlich unfähigen Kaufmanns und helfen ihm und seiner Familie gegen fiese Kund- und Verwandtschaft. Drei Stars, die sich wunderbar ergänzen und im besten Sinne zuspielen. Kitschig, aber nicht zu sehr, moralisch aufrecht und kathartisch, weil alle bösen Menschen das Zeitliche segnen, aber auf irgendwie friedliche, weihnachtliche Weise. Und für alle Ich-seh-ja-immer-alles-nur-im-Original-Fetischisten: Der Film gehört natürlich in deutscher Synchronisation gekuckt, mit Bogarts schneidig-kortnerhafter Intonation (dank des großartigen Peter Pasetti) und Ustinovs sanfter, leicht tuckiger Säuselei. Und wenn Joan Bennett dann am Klavier "Sentimental Moments" von Friedrich Holländer haucht, kann Weihnachten aber sowas von kommen! Nur bitte nicht auf den Rasen treten...
Volker Bleeck
Tatsächlich... Liebe (2003)
"Tatsächlich... Liebe" ist mein Weihnachtsfavorit. Ich schalte immer rein, wenn er im Fernsehen läuft, obwohl ich den Film auch auf DVD habe. Dieses Jahr wird er am zweiten Weihnachtstag gezeigt. In dem Episodenfilm kommt einfach alles in richtiger Dosis zusammen: Witz (köstlich: Rowan Atkinson als Fachverkäufer), Herzschmerz (Keira Kneightley erhält eine wunderbare Liebeserklärung), Melancholie (Laura Linney verpasst die große Liebe), herzige Realitätsferne (Premierminister Hugh Grant liebt eine Hausangestellte), Bill Nighy nackt nur mit Gitarre bekleidet und, und, und...
Monika Schmitz
Single Bells (1998)
Eine Perle aus Österreich! Dass ich diesen Film so liebe, liegt nur zum Teil an meinen österreichischen Wurzeln. Wenn die Luise über den Braten schimpft "Geh, ist der lätschert!", höre ich meine Mutter sprechen. Aber auch meine zutiefst norddeutsch geprägte Lieblingskollegin ist ein absoluter Fan dieser Komödie - dafür braucht es also keine alpenländische Herkunft. Darum geht's:
Pünktlich zum Fest kommt bei Karrierefrau Kati (Martina Gedeck) plötzlich der Wunsch nach Heirat und Kindern auf. Sie verkracht sich mit ihrem Freund und lässt den Urlaub in Mauritius sausen, um bei ihrer Schwester Luise, deren Mann und zwei Kindern ein idyllisches Weihnachten auf dem Land zu verbringen. Mit der Idee ist sie nicht alleine, auch ihre egozentrische Mutter Lilibet (Johanna von Koczian) rauscht mit großem Gepäck in die Bauernstube, und die grantige andere Omama (Inge Konradi) feiert eh mit. Wenn die Omama heimlich den (dadurch lätschert = labberig werdenden) Braten begießt, damit er keine Kruste kriegt, und sich ihre Schwiegertochter frustriert mit Eierlikör betrinkt, kommt vieles auf, nur keine Harmonie. Xaver Schwarzenbergers Komödie seziert das Familienleben mit sarkastischem Humor und österreichischem Charme. Ganz großartig sind vor allem die Großmütter: die jammerige Omama im Kittel und die egoistische Lilibet im Nerz (mit denen meine Omama zum Glück so gar nichts gemein hat). Das ist ja das Beste: Danach kommt einem die eigene Familie ziemlich normal vor.
Bärbel Steinberg
Nightmare Before Christmas (1993)
"Nanu? Hier ist ja alles bunt!" Der Film, den ich mir alle Jahre wieder ansehen und mitsingen kann, ist "Nightmare Before Christmas" von Henry Selick. Die Mischung aus kauzig-schöner Stop-Motion-Animation, unvergesslichen Songs und den morbid-charmanten Figuren von Tim Burton gehört für mich an Weihnachten einfach dazu. Und das Beste: Das Grusical passt mindestens genauso gut zu Halloween. Jackpot!
Johannes Noldt
Arthur Weihnachtsmann (2011)
Zu zuckrig, zu sentimental und am Ende immer zu happy - Weihnachtsfilme sind bei mir nicht gut gelitten. Meine Bereitschaft sie durchzustehen, ist nur kümmerlich entwickelt. "Arthur Weihnachtsmann", einen Animationsfilm des britischen Aardman-Studios, habe ich einzig aus beruflichen Gründen gesehen bzw. schauen müssen. Ich habe mich dank des anspielungsreich-ironischen Humors, der herzigen Story und Figuren und des schlittenschnellen Tempos wie Bolle amüsiert. Zur familiären Einstimmung auf die Festtage wollte ich diesen wunderbaren Film eigentlich meinem Sohn (8) vorführen, aber dank seines wiederholt unzivilisierten Betragens hat er sich von Muttern ein Fernsehverbot bis Ende des Jahres eingefangen. Mich schmerzt es mehr als ihn.
Holger Lübkemann
Obendrüber, da schneit es (2012)
Zwist und Christ in einem Münchener Mietshaus: Miriam (Diana Amft) hat Bammel vorm ersten Heiligabend ohne Julchens Vater. Nicht nur bei ihr kriselt es: Nachbarin Waldi (Gisela Schneeberger) streikt, weil ihr Gatte die Gans vergessen hat, der Alleinerziehende aus dem Stock darüber wirft den Christbaum raus, weil seine Tochter nicht mitzieht, und das Pärchen von oben hat sich wegen eines zerbrochenen Goldengels verkracht. Derweil bereitet sich "Ersatzpfarrer" Gregor (Wotan Wilke Möhring) auf seine erste Weihnachtspredigt vor... Mit leisem Humor, leiser Tragik, großem Ensemble und ganz vielen Emotionen stimmt Vivian Naefe gekonnt aufs Fest ein.
Kerstin Klitsch
Sissi - Schicksalsjahre einer Kaiserin (1955)
Ich habe mal vor vielen Jahren in einer Kiffer-WG gefeiert, in der statt Kerzen Joints am Weihnachtsbaum hingen. Aber geguckt wurde auch hier wie überall "Sissi". Als zum Schluss von "Schicksalsjahre einer Kaiserin" Sissi und Franz in Venedig schaulaufen, schauten alle so gebannt zu, dass sie sogar vergaßen, den Joint weiterzureichen. Prompt fiel die Asche herab und brannte ein Loch in den Teppich. Es hatte die Gestalt einer Krone. Das werde ich nie vergessen.
Rainer Unruh