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Das große Tatort-Special - Kolumne

TATORT: RUHE SANFT

Schräger Tatort, großes Vergnügen

Wieder ein ausgesprochen schwacher Sonntagabend-Krimi in der Reihe der schwachen Hamburg-Tatorte.

Was ist Groteske? Und wo fängt der Krimi an? Diese beiden Fragen lassen sich meist schwer beantworten, wenn Kommissar Thiel (stoisch: Axel Prahl) mit der Hilfe des Gerichtsmediziners Professor Boerne (vollkommen überdreht: Jan Josef Liefers) in Münster ermittelt (herrlich schräg sind auch die dauerqualmende Staatsanwältin, Thiels kiffender Papa und die Pathologie-Assistentin "Alberich"). Stets werden irgendwelche Zufälle inszeniert, die dafür sorgen, dass die beiden höchst unterschiedlichen Junggesellen zusammenrücken müssen. Gestern war es der Besuch einer Salzburger Dame, der Boerne die Wohnung von Thiel zur Verfügung gestellt hat, der eigentlich in Afrika weilen sollte. Das tat er aber nicht, weil es in der wunderbar in Szene gesetzten Stadt Münster mal wieder zu Mord und Totschlag gekommen ist. Und auf einmal tauchten sogar Grufties auf.

Der Fall war so grotesk wie es Fälle an anderen Tatort-Schauplätzen auch sind. Dort wollen aber die Darsteller vollkommen ernst genommen werden. Aber in Münster wird selbst die Unglaubwürdigkeit von Charakteren wie dem Mordbuben (hölzern gespielt von Hansa Czypionka), der nur zugunsten seiner Kinderklinik in Afrika mordet, fast zum Stilmittel. Trotz solcher Schwächen ist es zur Zeit der vergnüglichste Sonntagskrimi.

Kai Rehländer